Kritik
Hommage an ein Genie
| Christine Gehringer | Kritik
Sommerfestspiele Baden-Baden: Yannick Nézet-Séguin und das MET Orchestra eröffneten mit Hector Berlioz
Das Orchester der Metropolitan Opera unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin und Joyce DiDonato beim ersten Konzert der Sommerfestspiele in Baden-Baden. (Foto: Andrea Kremper)
Der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin, Kurator der Sommerfestspiele Baden-Baden und ebenso ihr künstlerischer Fixpunkt, bewegt sich in diesem Jahr zwischen den Polen Brahms und Berlioz und lässt damit die einstige „Capitale d‘été“ wieder aufleben: Zum Auftakt bot er mit dem fabelhaften MET-Orchestra, dessen Musikdirektor er seit fünf Jahren ist, einen Abend mit Werken des kühnen und genialen Hector Berlioz - der Franzose dirigierte in den Sommermonaten öfter in Baden-Baden.
Am kommenden Wochenende wird das Festival fortgesetzt mit dem Chamber Orchestra of Europe und mit Werken von Johannes Brahms, der einst in Lichtental (im heutigen Brahms-Haus) lebte.
Schlicht und einfach schön
| Christine Gehringer | Kritik
Ein Genuss: Zur B-Premiere von Puccinis "La Bohème" am Staatstheater Karlsruhe
Die Inzenierung von Ulrich Peters ist sinnlich und bleibt nahe an den Charakteren. (Foto: Felix Grünschloß)
Die neue „Bohème“ am Staatstheater Karlsruhe ist endlich einmal wieder ein Stück fürs Publikum: Kein abgehobenes Regietheater, sondern Bilder, die für sich sprechen, dazu eine gelungene Personenführung – und selbstverständlich eine ebenso gelungene musikalische Umsetzung.
Intendant Ulrich Peters führt hier selbst Regie. Seine Inszenierung (die auch auf die beliebte Karlsruher Produktion von Giancarlo del Monaco Bezug nimmt) dürfte sich sehr lange im Spielplan halten, im Gegensatz zur zweifelhaften Lesart von Anna Bergmann aus dem Jahre 2015 ...
Zwischen Maibaum und neuen Geschlechterrollen
| Christine Gehringer | Kritik
Sehens- und hörenswert: Zur B-Premiere der Oper "Der Freischütz" bei den Ettlinger Schlossfestspielen
Für lebendige und farbenfrohe Szenen im "Freischütz" sorgt nicht zuletzt der Ettlinger Bürgerchor bei den Schlossfestspielen. (Foto: Michael Bode)
Nachdem die Premiere der Oper „Der Freischütz“ von Unwetterzellen beeinträchtigt worden war (teilweise zwar passend zum Stück, aber der Aufführung nicht unbedingt zuträglich), genossen die Zuschauer bereits am Tag danach bei sommerlicher Wärme einen unbeschwerten Theaterabend im Schlosshof in Ettlingen. Dabei zeigte sich: Bei soviel Spielfreude und einer überzeugenden Personenführung, wie das in der Regie von Intendantin Solvejg Bauer der Fall ist, braucht es keine aufwändige Produktion. Noch bis zum 12. August ist die Oper bei den Ettlinger Schlossfestspielen zu sehen (nächste Aufführung: 7. Juli).
Eine Reise durch südliche Sphären
| Claus-Dieter Hanauer | Kritik
Hofkonzert an der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe war diesmal eine "Südamerikanische Nacht"
Dirigent Christian-Markus Raiser, Moderator Hartmut Becker und Tenor Bernhard Gärtner boten den Gästen im Innenhof der Stadtkirche einen vergnüglichen Sommerabend. (Foto: Hanauer)
Das Hofkonzert mit anschließendem Fest hat Tradition an der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe. Im Mittelpunkt des frühsommerlichen Ereignisses steht dabei meist ein bestimmtes Land; diesmal war das Konzert gleich einem ganzen Kontinet gewidmet: Südamerika.
Erinnerungen an die "Sommerhauptstadt Europas"
| Christine Gehringer | Kritik
Matinée im Alten Ratssaal stand unter dem Motto: "Auf Kurzbesuch in Baden-Baden"
Der Bassbariton Georg Christoph Peter sang Balladen von Schumann und Kirchner. (Foto: Gehringer)
Zur sommerlichen Matinee mit Werken von (zum Teil unbekannten) Jubilaren des laufenden Musikjahres – dazu gehört zum Beispiel der Romantiker Theodor Kirchner – luden die Stadt Baden-Baden und die Draheim-Stiftung „pro musica et musicis“ in den Alten Ratssaal. Zu erleben gab es dabei auch Musik, die man anderswo inzwischen schon schmerzlich vermisst: zum Beispiel von Albert Lortzing ...
Effektvolles "Wetteifern"
| Christine Gehringer | Kritik
"Mutter's Virtuosi": Die Stipendiaten von Stargeigerin Anne-Sophie Mutter gastierten im Festspielhaus Baden-Baden
(Foto: Andrea Kremper)
Seit mehr als zehn Jahren konzertiert Anne-Sophie mit den jungen Streichern ihrer Stiftung im Format „Mutter‘s Virtuosi“. Zum Programm gehört neben Bach und Vivaldi auch ein Nonett des 2019 verstorbenen André Previn – ein Auftragswerk.
Viele der jungen Künstler haben sich inzwischen längst selbst einen Namen gemacht, und das gilt zum Teil auch für diejenigen, die aktuell dabei sind: Etwa der Cellist Lionel Martin, der in verschiedenen Kammermusik-Formationen unterwegs ist, vor allem im Duo mit seinem Bruder Demian.
Dass hier vorwiegend Anne-Sophie Mutter in der Solistenrolle glänzt, versteht sich von selbst. Doch beim Konzert im Festspielhaus begeisterten die dreizehn jungen „Virtuosi“ nicht zuletzt als fulminantes (Barock-)Ensemble.
Todesahnung neben prickelnder Leichtigkeit
| Christine Gehringer | Kritik
Das Rotterdam Philharmonic Orchestra und der Pianist Seong-Jin Cho boten Ravel und Tschaikowsky in Baden-Baden
Beim Konzert im Festspielhaus Baden-Baden sprang der Pianist Seong-Jin Cho für Daniil Trifonov (Foto: Andrea Kremper)
Angekündigt war Daniil Trifonov beim Konzert mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra im Festspielhaus Baden-Baden. Kurzfristig musste er jedoch absagen – doch der Auftritt des jungen Pianisten Seong-Jin Cho, Chopin-Preisträger des Jahres 2015, erwies sich selbstverständlich als mindestens ebenbürtiger Ersatz. Hinzu kommt, dass diejenigen Gäste, die sich auf Gershwins „Rhapsody in Blue“ gefreut hatten, auch mit Ravels G-Dur-Konzert voll auf ihre Kosten gekommen sein dürften: Denn stilistisch ist es ganz in der Nähe angesiedelt.
Ein weiterer Star an diesem Abend war jedoch der junge Dirigent Lahav Shani, seit fünf Jahren Chef der Rotterdamer. Unter seiner Führung erlebte das Publikum eine hinreißende Interpretation der Sinfonie Nr. 6 h-moll („Pathétique“) von Peter Tschaikowsky.
Ein Glanzpunkt des Liedgesangs
| Christine Gehringer | Kritik
Zur Eröffnung der Horst-Günter-Bibliothek: Liederabend mit Yajie Zhang und Hartmut Höll an der Musikhochschule Karlsruhe
Die Mezzosopranistin Yajie Zhang und der Pianist Hartmut Höll musizierten Werke von Gustav Mahler. (Foto: Gehringer)
Als der Sänger und Gesangspädagoge Horst Günter im Januar 2013 mit fast 100 Jahren starb, hatte er eine einzigartige Bibliothek zusammengetragen: Bücher und Schriften aus vier Jahrhunderten, Traktate, Erstausgaben, Gesangslexika, dazu wissenschaftlich-medizinische Studien und Sängerbiographien.
Die Karlsruher Musikhochschule konnte diese Sammlung erwerben; sie dürfte, so heißt es seitens der Hochschule, „aufgrund ihrer Geschlossenheit den Charakter einer wissenschaftlichen Studienbibliothek“ besitzen. Durch Thomas Hampson kam kam die Vermittlung zustande; der Bariton war einst ein Schüler Horst Günters und ist zudem der Karlsruher Musikhochschule sehr verbunden.
Anlässlich der Eröffnung der neuen „Horst-Günter-Bibliothek“ (untergebracht in einem der Kavaliershäuser der Hochschule) war ursprünglich ein Liederabend mit Thomas Hampson geplant. Kurzfristig musste er jedoch absagen – doch mit der jungen Mezzosopranistin Yajie Zhang erlebten die Gäste im Wolfgang-Rihm-Forum einen Glanzpunkt des Liedgesangs.