Kritik
Ein emotionaler Kraftakt
| Christine Gehringer | Kritik
Bruchsaler Schlosskonzerte: Klaviertrios von Schubert und Tschaikowsky
(Foto: PR/ ©Zandel, Borggreve, Bertazzi)
Das Klaviertrio a-moll op. 50 von Peter Tschaikowsky gehört nicht zum Standardrepertoire in Konzertprogrammen – umso dankenswerter, dass dieses dramatische, aufwühlende Werk jetzt bei den Bruchsaler Schlosskonzerten zu hören war, in Verbindung mit Franz Schuberts B-Dur-Trio op. 99. Zu Gast bei diesem großartigen Konzert waren die Geigerin Antje Weithaas, der Cellist Julian Steckel und der Pianist William Youn. Am Montag, den 20. Juni ist das Programm ab 20.05 Uhr im SWR2 Abendkonzert zu hören.
Trio mit Klarinette
| Christine Gehringer | Kritik
Volkstümlich und sinnlich: Das BuschKollegium spielte im Musentempel in Karlsruhe
Das BuschKollegium in Triobesetzung: Die Klarinettistin Bettina Beigelbeck musizierte mit Yasushi Ideue, Konzertmeister der Baden-Badener Philharmonie, und der Pianistin Miho Uchida, Solorepetitorin am Karlsruher Staatstheater. (Foto: Gehringer)
Klarinette, Violine, Klavier: Bei dieser Besetzung rückt vor allem die Musik des 20. Jahrhunderts ins Blickfeld - und damit Werke, die nicht allzu bekannt sein dürften. Solchen Raritäten widmete sich jetzt im Musentempel Karlsruhe das BuschKollegium, das nach dem Geiger Adolf Busch (1891-1952) benannt ist und in wechselnder Besetzung auftritt. Das Ensemble feiert außerdem in diesem Jahr sein 10jähriges Jubiläum.
Frühlingshafte Frische
| Christine Gehringer | Kritik
Schumanns "Der Rose Pilgerfahrt" mit der Dirigierklasse der Musikhochschule und dem Kurpfälzischen Kammerorchester
Studierende der Dirigierklasse von Matthias Beckert leiteten die Aufführung von "Der Rose Pilgerfahrt" in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
Das Märchenidyll „Der Rose Pilgerfahrt“ von Robert Schumann ist heutzutage kaum noch im Konzert zu hören. Bis vor hundert Jahren gehörte das gut einstündige Werk (nach einem Text von Moritz Horn) noch zum festen Chorrepertoire, heute wirkt es mit seinem phantastischen, allzu romantischen Stoff und seinem biedermeierlichen Idyll dagegen etwas aus der Zeit gefallen.
Umso schöner, dass sich jetzt die Dirigierklasse von Matthias Beckert an der Karlsruher Musikhochschule damit auseinander setzte – denn mit seinem Wechsel zwischen Chor- und Solo-Partien, zwischen Rezitativen, Arien und volksliedhaften Anklängen bietet es einige Herausforderungen für Studierende, die sich auf engem Raum erproben wollen.
Der eine oder andere Besucher in der Evangelischen Stadtkirche vermisste jedoch Mendelssohns ursprünglich vorgesehene „Heimkehr aus der Fremde“ (oder nach der jüngsten Ankündigung: Schuberts „Unvollendete“); manch einer blieb nach der Aufführung erst einmal irritiert sitzen. Doch Schumanns Musik hat mit Sicherheit dafür entschädigt.
Vom verzweifelten Versuch, sich selbst ein Denkmal zu setzen
| Christine Gehringer | Kritik
Musiktheater-Projekt „Wider das Verlöschen“ an der Musikhochschule Karlsruhe
Luise von Garnier und Leon de la Guardia in "Wider das Verlöschen". (Foto: Musikhochschule Karlsruhe/ Haitham Assem Tantawy)
Größer noch als die Angst vor dem Tod ist möglicherweise die Angst des Menschen, irgendwann vergessen zu werden. Von diesem Schicksal (und von der Weigerung zu sterben) erzählt das Musiktheater „Wider das Verlöschen – ein Wagner-Projekt in zwei Episoden“ von Haitham Assem Tantawy.
Die Abschlussarbeit im Rahmen des Studiengangs „MusikTheaterRegie“ ist jedoch in erster Linie ein beeindruckender Wagner-Abend mit einer enormen sängerischen Leistung. Am morgigen Mittwoch, den 20. April (19.30 Uhr) gibt es noch eine weitere Vorstellung im Marstall bei Schloss Gottesaue.
Pique Dame im Bordell
| Christine Gehringer | Kritik
Die Osterfestspiele in Baden-Baden sind eröffnet: Kirill Petrenko glänzt beim Operndebüt
Tschaikowskys "Pique Dame" im Festspielhaus Baden-Baden verlegen Moshe Leiser und Patrice Caurier ins Bordell. (Foto: Monika Rittershaus)
„Die Berliner Philharmoniker sind zurück!“ rief Festspielhaus-Indendant Benedikt Stampa den zahlreichen Gästen zu, und das lebendige Treiben im Foyer, die Gespräche, die eng besetzten Reihen deuteten beinahe schon wieder auf Normalität im Konzertleben hin.
Zurück meldeten sich die Berliner Philharmoniker mit Tschaikowskys „Pique Dame“ - und wie! Die Oper, beruhend auf einer Novelle von Alexander Puschkin und auf westlichen Bühnen eher selten zu erleben (wesentlich präsenter ist da „Eugen Onegin“) - sie war zugleich auch die Premiere von Kirill Petrenko als Musiktheater-Dirigent.
Es war ein Einstand mit Bravour: Hinterließen die Berliner unter Vorgänger Simon Rattle in Baden-Baden bisweilen noch einen zweifelhaften Eindruck (hier denkt man vor allem an Mozarts „Zauberflöte“ 2013), so präsentierten sie sich nun als großartiges Opernorchester – mit einer Spannung und mit Farben, die wohl keine Inszenierung schaffen könnte, zumal die Regie von Moshe Leiser und Patrice Caurier nicht jedermanns Geschmack traf.
Dialoge mit Esprit
| Christine Gehringer | Kritik
Das Klavierduo Ljiljana Borota und Christian Knebel in der Reihe "Musik im Rathaus" in Baden-Baden
Ljiljana Borota und Christian Knebel spielten Duette von Schumann, Mendelssohn und Brahms im Alten Ratssaal Baden-Baden. (Foto: Gehringer)
„Musikduette werden leicht Herzensduette“, notierte der junge Robert Schumann 1828 in sein Tagebuch. Sie seien „die Unterhaltung und Sprache der verwandten Seelen ... Das vierhändige Clavierspiel bleibt doch der schönste erste Genuß“.
Mit „Herzensduette“ war auch die kürzliche Matinee im Alten Ratssaal Baden-Baden überschrieben: Das Konzert aus der Reihe „Musik in (Baden-)Baden“ - eine Kooperation der Stadt Baden-Baden und der Stiftung des Musikwissenschaftlers Joachim Draheim („Pro musica et musicis“) - dürfte in der Tat „der schönste erste Genuss“ an jenem Sonntagvormittag gewesen sein.
Ausdrucksvolle Meditationen
| Christine Gehringer | Kritik
Psalmtexte in Wort und Klang: Christian-Markus Raiser, der CoroPiccolo und der Schauspieler Sebastian Kreutz in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe
Der CoroPiccolo musizierte Psalmvertonungen; der Schauspieler Sebastian Kreutz rezitierte dazu die entsprechenden Texte. (Foto: Gehringer)
Psalmvertonungen durchziehen die Kirchenmusik beinahe wie ein roter Faden. Schon ihr Ursprung ist musikalischer Natur: Denn das Wort „Psalm“ bedeutet „Saitenspiel“, und ihr erster Interpret, der biblische König David, wird als hervorragender Sänger bezeichnet.
Zu den überragenden Vertonungen gehören die „Psalmen Davids“ von Heinrich Schütz; aus der Zeit der Romantik hingegen denkt man in erster Linie an Felix Mendelssohn Bartholdy.
Unter anderem seine Musik war im kürzlichen Konzert des CoroPiccolo in der Evangelischen Stadtkirche zu hören. Das Ensemble unter seinem Dirigenten Christian-Markus Raiser widmete sich ausschließlich den Vertonungen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert und zeigte dabei, auf welch vielfältige Art sich gerade auch die Komponisten unserer Zeit von den Psalmversen inspirieren ließen. Der Schauspieler Sebastian Kreutz, ehemaliges Ensemble-Mitglied des Badischen Staatstheaters, stellte der Musik die individuellen Psalm-Übersetzungen christlicher und jüdischer Autoren gegenüber.
Das Gotteslamm und die Leiden Mariens
| Christine Gehringer | Kritik
Passionskonzert an der Lutherkirche: Werke von Haydn und Telemann
Haydns "Stabat Mater" war in der Lutherkirche Karlsruhe mit den Chören der Lutherana und dem Ensemble Capriccio Fridericiana zu hören. (Foto: Gehringer)
Das „Stabat Mater“, eine Sequenz über das Leiden Jesu aus der Sicht der Gottesmutter Maria, ist seit etwa 1300 belegt. Die katholische Kirche beging das Fest der „Sieben Schmerzen Mariens“ bis zur Liturgiereform jeweils am Freitag vor der Karwoche – und dementsprechend existieren davon etliche Vertonungen.
Das meist aufgeführte Werk dürfte heutzutage das „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi sein. Weniger bekannt hingegen ist die Vertonung von Joseph Haydn, die durch Oratorien wie „Die Schöpfung“ oder „Die Jahreszeiten“ längst in den Hintergrund geraten ist. Nun war das Werk unter der Leitung von Dorothea Lehmann-Horsch in der Lutherkirche zu hören, dazu eine Passionskantate von Georg Philipp Telemann.