Skip to main content

Kritik

Märchenwelt und Seelenkampf

| Christine Gehringer | Kritik

Karlsruher Meisterkonzerte: Die Pianistin Anna Khomichko mit einem russischen Programm im Konzerthaus Karlsruhe

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

„Nikolai Medtner, Alexander Skrjabin und Sergej Rachmaninow waren echte Europäer, und ich bin mir sicher, auch sie wären – wie ich – gegen den Krieg.“
Immer mehr russische Künstler äußern sich klar zu den Ereignissen in der Ukraine; so begann auch die Pianistin Anna Khomichko gleich mit einer Geste: Ihren Klavierabend im Konzerthaus Karlsruhe eröffnete sie nicht mit dem offiziellen Programm, sondern mit einer elegisch dahingleitenden „Bagatelle“ des ukrainischen Komponisten Valentyn Silvestrov. Das berührte. Danach bat sie um eine Schweigeminute für die Kriegsopfer.

Streifzug durch die italienische Barockmusik

| Christine Gehringer | Kritik

Eva Zaicik und das Ensemble "Le Consort" bei den Ettlinger Schlosskonzerten

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

Komponierende Frauen des Barock sind uns heutzutage kaum noch bekannt. Doch die Sängerin Barbara Strozzi und die Cembalistin Maria Teresa Agnesi gehörten zu den wenigen Künstlerinnen, die damals bereits öffentlich in Erscheinung traten und keinen geringen Beitrag zur Musikgeschichte leisteten.
So gilt zum Beispiel Barbara Strozzi – sie hatte in Venedig Kontakt zu den bedeutendsten Künstlern – als eine Wegbereiterin der barocken Kantate. Ihr Werk wird seit einigen Jahrzehnten erforscht; immer wieder erlebt man ihre Musik auch in Konzerten.
Einen Eindruck dieser Fülle konnte man nun bei den Ettlinger Schlosskonzerten – unter dem prachtvollen Deckenfresko von Cosmas Damian Asam – erleben: Das französische Ensemble „Le Consort“ musizierte gemeinsam mit der Mezzosopranistin Eva Zaicik. Nachzuhören ist das Konzert am Pfingstmontag, den 6. Juni um 12.30 Uhr.

Reife Leistung der jungen Studierenden

| Christine Gehringer | Kritik

Abschluss der Händel-Akademie mit dem Oratorium "Il trionfo del tempo e del desinganno"

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

In katholischen Kirchen hieß es am gestrigen Aschermittwoch: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. Und im Grunde ist das Oratorium „Il trionfo del tempo e del disinganno“, das jetzt die Internationale Händel-Akademie im Rahmen der Festspiele beschloss, ein Thema für die vorösterliche Bußzeit. Denn das Werk, eher eine „Cantata morale“, allegorisiert den Triumph von Zeit und Wahrheit über das (sinnliche) Vergnügen; der Text stammt vom römischen Kardinal Benedetto Pamphilj, der das Stück im Jahr 1707 bei Händel in Auftrag gab.

Bachs Kaffeewasser und der Schwan in der Themse

| Christine Gehringer | Kritik

Launiges Faschingskonzert an der Orgel: Johannes Blomenkamp spielte "heiter bis rauschend" in der Stadtkirche Durlach

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

Man nehme: Einige der so genannten Klassik-Hits, wie etwa Händels „Wasser“- oder „Feuerwerksmusik“, den „Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ oder auch Smetanas „Moldau“. Doch ohne entsprechendes Konzept wäre das einfach nur eine unbedeutende Aneinanderreihung populärer Stücke. Schafft man aber fantasievolle Verbindungen (gerne auch mit etwas „künstlerischer“ Freiheit, dort, wo es sich anbietet) und präsentiert diese mit Humor – dann wird daraus ein unterhaltsames Faschingskonzert, sogar an der Orgel.
Denn „Orgel“ und „Fasching“ scheinen auf den ersten Blick nicht so recht zusammen zu passen. Doch an der Stadtkirche Durlach ist das Konzert „Heiter bis rauschend“ ein Fixpunkt während der närrischen Tage, und mit dem Thema „Feuer und Wasser“ würdigte Kantor Johannes Blomenkamp zugleich die Freiwillige Feuerwehr Durlach, die bereits im vergangenen Jahr ihr 175jähriges Jubiläum feierte.

Balladen-Abend wird zur beklemmenden Realität

| Christine Gehringer | Kritik

Bruchsaler Schlosskonzert: Duo Esther Valentin-Fieguth und Anastasia Grishutina geben dem Leid eine Stimme

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

Als die Mezzosopranistin Esther Valentin-Fieguth und die Pianistin Anastasia Grishutina ihr Balladenprogramm für das Bruchsaler Schlosskonzert entwarfen, da war an die jüngsten Ereignisse noch nicht zu denken. Nun haben alte Balladen zwar oft düstere, bisweilen auch kriegerische Szenarien zur Grundlage. Aber einen solchen Einbruch der Realität in ein Konzertprogramm erlebt man sonst eigentlich nie.
Es war ein berührender Moment, als die gebürtige Russin Anastasia Grishutina, die schon den ganzen Abend über emotional bewegt schien, plötzlich aufstand und sich mit deutlichen Worten an das Publikum richtete: „Politiker müssen wissen: Menschen wollen keinen Krieg! Der Krieg kennt nur einen Sieger: Den Tod.“
(Hinweis: Das Konzert wurde von SWR2 aufgezeichnet und ist am Montag, den 21. März ab 20 Uhr im Abendkonzert zu hören. Das Konzertvideo ist voraussichtlich ab April online abrufbar.)

Der Nachwuchs steht bereit

| Christine Gehringer | Kritik

Beim Preisträgerkonzert des Händel-Jugendwettbewerbs begeisterten junge Künstler mit reifen Darbietungen  

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

Seit mehr als zwanzig Jahren gehört das Preisträgerkonzert des Händel-Jugendwettbewerbs im Kleinen Haus des Staatstheaters zu den fixen Programmpunkten der Händel-Festspiele: Dieser Wettbewerb, ausgetragen von der Karlsruher Händel-Gesellschaft, soll junge Talente frühzeitig an die barocke Musik heranführen. Dafür werden Nachwuchskünstler im Alter von acht bis zwanzig Jahren gesucht - seit einigen Jahren aus ganz Baden-Württemberg, dem Elsass und der Südpfalz.
Peter Overbeck, Vorsitzender der Händel-Gesellschaft, wies dabei auf eine Tatsache hin, die in diesen Zeiten nochmals an Wert gewinnen könnte: Nämlich auf das Musizieren als Verständigungsmittel über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Angesichts der fabelhaften Leistungen der jungen Künstler animierte Intendant Ulrich Peters die zahlreichen Besucher: „Vielleicht haben Sie jetzt Lust, ein Instrument zu lernen oder wieder aus der Schublade zu holen!“

Ausdrucksstark und wandlungsfähig

| Christine Gehringer | Kritik

Anna Bonitatibus auf den Spuren großer Sängerinnen zur Zeit Händels und Rossinis

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

Die italienische Mezzosopranistin Anna Bonitatibus ist seit Jahren eine feste Größe bei den Karlsruher Händel-Festspielen – nicht nur im laufenden Konzertprogramm, sondern auch im Rahmen der Meisterkurse bei der Internationalen Händel-Akademie.
In einem höchst vergnüglichen Gala-Konzert widmete sie sich jetzt den großen Vertreterinnen der tiefen Stimmlage aus dem 18. und dem frühen 19. Jahrhundert.
Die meisten Händel-Liebhaber kennen selbstverständlich die beiden großen Primadonnen Francesca Cuzzoni (sie war allerdings Sopranistin) und Faustina Bordoni, die spätere Ehefrau des sächsischen Hofkapellmeisters Johann Adolph Hasse. Aber wer sind beispielsweise Margherita Durastanti oder Vittoria Tesi?

Das Bild erdrückt die Handlung

| Christine Gehringer | Kritik

Händel-Festspiele in Karlsruhe: Floris Visser inszeniert „Hercules“/ Guter Ansatz, szenisch aber verwirrend

 

0 DUMMYBILD ARTIKEL

Diagnose: „Pathologische Eifersucht“. Der Dämon, der Dejanira befällt, ist hier sozusagen die Hauptperson. Herkules kommt dagegen nur am Rande vor, er wird zum Opfer dieser zersetzenden Leidenschaft.
Zahlreich waren die Gäste, die das Musikdrama zur Eröffnung der Karlsruher Händel-Festspiele erlebten; viele seien, so Intendant Ulrich Peters, aus dem Ausland angereist. Man habe schon während des Vorverkaufs gemerkt: „Die Menschen gieren nach Händel!“
Nach einjähriger Abstinenz ist das barocke Festival in der Fächerstadt zurück, und dass der Auftakt ohne Corona-Zwischenfälle über die Bühne ging, macht Hoffnung. Staatssekretärin Petra Olschowski, die zur Eröffnung anreiste, und Oberbürgermeister Frank Mentrup waren sich einig: „Händel bringt als Europäer die Menschen zusammen!“
Zur Uraufführung in London anno 1745 – dies ist eine Parallele zur Pandemie - war das Sänger-Ensemble größtenteils erkrankt, was einen Flop des Musikdramas bedeutete. In Karlsruhe dagegen „floppte“ die Oper keineswegs; dies war vor allem den hervorragenden Musikern zu verdanken. Doch die Inszenierung des schwierigen Stoffes ist problematisch.