Kritik

Festliche Freude und stille Betrachtung

| Christine Gehringer | Kritik

Nach-weihnachtliches Konzert mit "Cantus Novus Ulm" in der Herz-Jesu-Kirche Karlsruhe

 

Cantus Novus

Während sich in der meist hektischen Adventszeit die Termine häufen – gerade auch die musikalischen, die oft genug dem Weihnachtsfest vorgreifen – ist es umso schöner, wenn in manchen Ensembles auch die nach-weihnachtliche Betrachtung eine gewisse Rolle spielt. Um die Geburt Jesu und die Anbetung der Hirten ging es beim Konzert des Frauenchores Cantus Novus Ulm, der aus den bekannten „Ulmer Spatzen“ hervor gegangen ist und vor kurzem mit seinem Leiter Helmut Steger in der Karlsruher Herz-Jesu-Kirche gastierte: „Licht vom Licht“ hieß das stimmungsvolle Konzert mit Werken überwiegend aus Romantik und Moderne, unter anderem mit Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“.

Vom Niedergang eines alternden Lüstlings

| Christine Gehringer | Kritik

Floris Visser inszeniert Mozarts "Don Giovanni" in Karlsruhe

 

191214 Don Giovanni

Dass ein Hotel ein schicksalhafter Ort sein kann, an dem sich die Lebenslinien einzelner Menschen berühren – das weiß man spätestens seit den Romanen von Vicki Baum. Auch der Regisseur Floris Visser, der in Karlsruhe bereits „Hoffmanns Erzählungen“ und jetzt Mozarts „Don Giovanni“ inszenierte, greift dieses Genre auf. Er sorgt bisweilen für schwungvolle Bilder, die den Brüchen dieser Oper durchaus gerecht werden, und auch musikalisch überzeugt die Produktion. Dennoch aber hat sie Schwächen.

Plastik-Gaga

| Christine Gehringer | Kritik

Zur Musiktheater-Produktion "Glashaus" an der Musikhochschule Karlsruhe

 

191210 Glashaus

Wie bringt man ein derart brisantes, emotional entsprechend aufgeladenes Thema wie den Umweltschutz auf die Bühne, ohne dabei in eine fragwürdige Moralapostelei zu verfallen? Dem Institut für Musiktheater ist dies – erstmals in Zusammenarbeit mit den Kompositionsklassen und dem Institut für Neue Musik - in eindrucksvoller Weise gelungen. Das experimentelle Stück des jungen Komponisten Marc David Ferrum kommt ohne Handlung aus; es arbeitet mit atmosphärischen Klängen und starken, symbolischen Bildern.

Meisterin des Ausdrucks

| Christine Gehringer | Kritik

Die Pianistin Elisabeth Leonskaja und das Budapest Festival Orchestra spielten im Festspielhaus Baden-Baden

 

Elisabeth Leonskaja

Es war, als wollten Ivan Fischer und das Budapest Festival Orchestra in Baden-Baden einen Zyklus fortschreiben, der im Jahr zuvor begonnen hatte: Erneut ein Klavierkonzert von Beethoven, eine Dvorak-Sinfonie, und davor, ebenfalls exakt wie im vergangenen Jahr, eine von Dvoraks „Legenden“, dazu ein slawischer Tanz.
Diese Konstante bildete den Rahmen für
ein Werk, das zu den bedeutendsten seiner Gattung zählt: Beethovens Kavierkonzert Nr. 5 Es-Dur - gespielt von Elisabeth Leonskaja, einer Künstlerin, die immer schon zu den ganz Großen zählte, die aber dennoch eher im Schatten anderer Kollegen stand.

Weihnachtliche Freude im Spiel mit Farben und Rhythmen

| Christine Gehringer | Kritik

Das Ensemble "Capella de la torre" lud in Bruchsal zur Reise durch die Renaissance

 

191130 Capella de la torre

Ein tänzerischer Schwung, gipfelnd in der überströmenden Freude über die Geburt des Erlösers? Zuvor eine frohe Zeit des Wartens? Wie fremd uns das heutzutage alles ist.
So aber muss es wohl gewesen sein in der Zeit der Renaissance, und dagegen nehmen sich „Black Friday“ und „Cyber Monday“ mit all ihren Konsumversprechen geradezu armselig aus. Bei den Bruchsaler Schlosskonzerten war jetzt das Ensemble „Capella della torre“ zu erleben: mit Weihnachtsmusik aus Europa zwischen 1500 und 1600.

Musik zwischen Schrecken und Hoffnung

| Christine Gehringer | Kritik

Eindrucksvolles Konzert zum Ewigkeitssonntag: Werke von Bach und Reger in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe

 

191124 Bach Reger

In einem besonderen Spannungsverhältnis steht der so genannte Ewigkeitssonntag, der im Protestantismus das Kirchenjahr beschließt. An diesem Tag gedenken evangelische Christen ihrer Verstorbenen, weshalb er auch landläufig als „Totensonntag“ bezeichnet wird. Doch zugleich kündet der Tag auch von der Hoffnung auf das Ewige Leben – nicht zuletzt dadurch, dass er bereits auf den nahen Advent verweist.
In ein solches – beeindruckendes! - Spannungsverhältnis setzte auch Christian-Markus Raiser das Konzert mit dem Bachchor und der Camerata2000 in der Evangelischen Stadtkirche. Werke von Bach und Reger waren zu hören, darunter eine Karlsruher Erstaufführung.

Barocke Bühnenshow

| Christine Gehringer | Kritik

 Cecilia Bartoli auf den Spuren des Kastraten "Farinelli"/ erste Station in Baden-Baden

 

191123 Cecilia Bartoli

"Er fing die erste Note so sanft an, schwellte sie durch ganz unmerkliche Grade zu einer erstaunlichen Stärke und linderte sie auf eben diese Weise wieder, dass man ihm völlig fünf Minuten klatsche“. Dies notierte im späten 18. Jahrhundert der Musikgelehrte Charles Burney in seinem „Tagebuch einer musikalischen Reise durch Frankreich und Italien“.
Ähnliches kann man auch über den Abend mit Cecilia Bartoli im Festspielhaus Baden-Baden sagen: Die Gesangsvirtuosin spürt in ihrem neuen Programm dem berühmtesten Sänger seiner Zeit nach – dem Kastraten Carlo Broschi, besser bekannt als „Farinelli“. An der Oos erlebte dieses Programm (allerdings mit etlichen Abweichungen von der demnächst erscheinenden CD) jetzt seine Premiere.

Klingendes Dokument, erschütterndes Schicksal

| Christine Gehringer | Kritik

Zur Aufführung des Oratoriums "Annelies" in der Stadtkirche Durlach

 

191110 Anne Frank

Im Juni diesen Jahres wäre Anne (Annelies Marie) Frank 90 Jahre alt geworden. Die Familie, zunächst in Frankfurt ansässig, zog bereits kurz nach der Machtergreifung nach Amsterdam. Als 1940 jedoch die Deutsche Wehrmacht die Niederlande besetzte, flohen die Franks einige Zeit später in das Versteck eines Hinterhauses. Das Tagebuch, das Anne in den Jahren bis zu ihrer Verhaftung führte, gilt nicht nur als bedeutendes Zeitdokument, sondern es offenbart auch bereits die Beobachtungsgabe eines jungen Mädchens, das eigentlich Schriftstellerin werden wollte.
Es liegt nahe, ein solches Dokument auch zu vertonen: Im Jahr 2005 schuf der britische Komponist James Whitbourn mit „Annelies“ ein Oratorium auf der Grundlage dieser Texte - ausgewählt und zusammengestellt von der jungen Autorin Melanie Challenger. Es ist ein Werk in dichter Atmosphäre – und dankenswert, dass jetzt Johannes Blomenkamp gemeinsam mit der Durlacher Kantorei, der Sopranistin Sabine Goetz und dem Leopold Ensemble an das jüdische Schicksal erinnerte.

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