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Kritik

Wegzehrung für die Durststrecke

| Christine Gehringer | Kritik

Sonderkonzert der Staatskapelle: Ein Beethoven-Marathon mit sämtlichen Klavierkonzerten

Was für ein Glück: Kurz vor dem Lockdown kam er dann doch noch zu seinem Recht, der große Jubilar dieses Musikjahres - und in welchem Umfang!
Beethovens fünf Klavierkonzerte an einem Abend: Das war bereits ein gemeinsames Projekt des Pianisten Gerhard Oppitz und des neuen Karlsruher Generalmusikdirektors Georg Fritzsch, als dieser noch am Theater in Kiel tätig war. Die Verwirklichung dieser großartigen Idee beim Sonderkonzert der Staatskapelle dürfte die Konzerthaus-Besucher wohl noch eine Weile durch die Dürrezeiten der Pandemie tragen. So war es geradezu bedauernswert, dass unter diesen Umständen nicht einmal ein Drittel der sonstigen Saalkapazität zur Verfügung stand.

Vorboten des Lebens

| Christine Gehringer | Kritik

Letzte Konzerte vor der Schließung: Im Festspielhaus Baden-Baden musizierten Thomas Hengelbrock und seine Ensembles das Brahms-Requiem in voller Besetzung.

 

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Thomas Hengelbrock hatte sich ausdrücklich das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms für seinen Auftritt im Festspielhaus gewünscht. Denn mitten in der Corona-Pandemie, sagt Intendant Benedikt Stampa, als er sich am zweiten Abend an das Publikum wendet, sei das Werk einerseits Ausdruck von Trauer und Zorn - „und bei mir persönlich kommt auch Bitternis hinzu“.
Doch wie das Brahms-Requiem am Ende vor allem die Hinterbliebenen trösten soll, so stellt auch Stampa der Corona-Situation (und damit der umstrittenen Schließung der Konzerthäuser) das Prinzip Hoffnung entgegen: „Wir werden größer wiederkehren!“ versprach er.

Zerfallserscheinungen - und ein weiser Blick von oben

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Sinfoniekonzert der Staatskapelle mit Georg Fritzsch und Gerhard Oppitz

Es scheint zur schönen Tradition zu werden, dass GMD Georg Fritzsch die Sinfoniekonzerte der Staatskapelle moderiert – was in diesem Falle mehr ist als nur eine Überbrückung der Umbaupause. Das jüngste Konzert, seit Sonntag war es viermal zu hören, stand noch im Zeichen des Festivals „ZeitGenuss“. Zugleich verwies es auf den „Marathon“ mit Gerhard Oppitz und Beethovens Klavierkonzerten am kommenden Wochenende (der noch vor dem neuerlichen Lockdown über die Bühne geht). Wolfgang Rihms „Gejagte Form“, das der Komponist vor mehr als zwei Jahrzehnten schrieb und danach überarbeitet hat, eröffnete den Abend, und eine Warnung gab es von Georg Fritzsch gleich vorweg: „Wolfgang Rihm legt hier geistige Zündschnüre ...“

Hinein genommen in das menschliche Drama

| Christine Gehringer | Kritik

Großartige Aufführung von Mahlers Rückert-Liedern: Elisabeth Kulman, Michael Sanderling und die Deutsche Radio Philharmonie im Konzerthaus Karlsruhe

Es gehört zum Konzept der „Karlsruher Meisterkonzerte“, jede Aufführung unter ein gewisses Motto zu stellen. Das wirkt bisweilen etwas bemüht, aber der Titel des jüngsten Konzerts - „Tief berührt“ - hätte kaum passender sein können: Die wunderbare Mezzosopranistin Elisabeth Kulman, dazu die Deutsche Radio Philharmonie unter Michael Sanderling schufen eine derart zerbrechliche, poetische Atmosphäre im Konzerthaus, dass man schon Sorge hatte, man könnte dies allein durch Berühren des Programmheftes zerstören. Diese Stille – gerade auch im Publikum - erlebt man selten, und das lag nicht nur an den Masken.

Zeitgenössische Musik trotzt Corona

| Christine Gehringer | Kritik

Eröffnung des Festivals "ZeitGenuss" in der Christuskirche: Kammermusik und Orgelwerke von Wolfgang Rihm

 

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Recht groß war das Interesse beim Eröffnungskonzert des Festivals „ZeitGenuss“ in der Christuskirche; so groß jedenfalls, dass die Corona-Sonderverordnung galt, welche Kultur-Veranstaltungen über 100 Teilnehmer regelt. Dementsprechend herrschte Maskenpflicht während des gesamten Konzerts – ein Umstand, an den man sich erst gewöhnen muss.
„Dem C-Wort zum Trotz“ könne das Festival jedoch glücklicherweise statt finden, bemerkte Kulturamtsleiterin Susanne Asche fast kämpferisch. Auch Hartmut Höll, Rektor der Karlsruher Musikhochschule (die mit der Stadt Karlsruhe maßgeblich für das Festival verantwortlich ist), zeigte sich erfreut darüber, dass „wir endlich wieder lebendige Musik erleben dürfen“. Im Mittelpunkt dieser seit 2013 bestehenden zeitgenössischen Musiktage steht diesmal der Karlsruher Komponist Wolfgang Rihm, der das Festival selbst kuratierte. (Hinweis: Das Abschlusskonzert am Sonntag, den 25.10., 18 Uhr ist auch per Live-Stream auf www.idagio.com) zu sehen.

Beethoven als Liedkomponist

| Christine Gehringer | Kritik

Schubertiade Ettlingen: Das Duo Hans Christoph Begemann und Thomas Seyboldt begeistern beim Liederabend im Asamsaal

 

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Wer in diesen Tagen Konzertbesuchern und Musikern begegnet, der bemerkt vor allem eines: Freude und Dankbarkeit darüber, dass wieder gespielt wird, und so kann man nur hoffen, dass dies trotz steigender Infektionszahlen auch erst einmal so bleibt.
Eine solche Freude bereitete auch die Ettlinger Schubertiade ihren Gästen: Das bewährte Duo mit dem Bariton Hans Christoph Begemann und dem Pianisten Thomas Seyboldt zeigte, dass auch in einem relativ kurzen Rahmen (dafür aber zweimal) ein stimmungsvoller Liederabend gelingen kann. Das Hauptwerk dieses Abends: Beethovens Zyklus „An die ferne Geliebte“. Das Konzert war zugleich auch eine Präsentation der neuen CD des Liedduos zum Beethoven-Jahr.

Der "Pontevedrexit" kann verhindert werden

| Christine Gehringer | Kritik

Operetten-Vergnügen in Corona-Zeiten: Lehárs "Lustige Witwe" am Staatstheater Karlsruhe 

 

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Es ist vermutlich das Beste, was unter den derzeitigen Umständen machbar ist: Die Salonfassung von Lehárs „Lustiger Witwe“, jetzt am Staatstheater Karlsruhe zu sehen, ähnelt einer Operettenrevue mit dem alten Botschaftsmitarbeiter Njegus als Conferencier. Er hält die Fäden zusammen und erzählt die Geschichte als Rückblende: In einem solchen Format ist es denn auch möglich zu vermitteln, was momentan nicht gezeigt werden kann.
Regisseur Axel Köhler schuf eine 90minütige „coronataugliche“ Fassung, in der die Ohrwurmklassiker erhalten blieben, und die Staatskapelle mit GMD Georg Fritzsch am Pult verhilft Lehárs Musik auch als Salon-Orchester zu einem ganz eigenen Charme.

Bewegendes Freiheits-Zeugnis

| Christine Gehringer | Kritik

Zum kürzlichen Konzert des Karlsruher Barockorchesters mit Beethovens Schauspielmusik zu "Egmont"

 

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„Beethoven besaß Rückgrat, er ließ sich in keinster Weise korrumpieren – das sollte uns Vorbild sein!“, gab der Musikwissenschaftler Hartmut Becker den Hörern bei der Einführung im Konzerthaus Karlsruhe auf dem Weg; ebenso die Mahnung: „Wenn man die politische Dimension bei Beethoven nicht erkennt, dann gleitet die Musik an einem ab.“ Dafür, dass die Musik mitnichten „abglitt“, sondern im Gegenteil sehr berührte, bisweilen auch aufrüttelte – dafür sorgte das Karlsruher Barockorchester unter Christoph Siebert mit der Sinfonie Nr. 3 („Eroica“), vor allem aber mit einem Stück von großem Seltenheitswert: der vollständigen Schauspielmusik zu Goethes „Egmont“ .