Kritik
Anmutig, brillant - und ein Ansporn für die Jüngeren
| Christine Gehringer | Kritik
Weingartner Musiktage: Abschlusskonzert mit der Flötistin Kathrin Christians und der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie
Abschlusskonzert der Weingartner Musiktage: Die Flötistin Kathrin Christians und die Junge Südwestdeutsche Philharmonie in der evangelischen Kirche. (Foto: Gehringer)
Mit einer großartigen jungen Künstlerin – und zwar nicht nur in musikalischer Hinsicht - gingen die Weingartner Musiktage in der evangelischen Kirche zu Ende: nämlich mit der Flötistin Kathrin Christians, die unter anderem in Mannheim und Stuttgart studierte. Dennoch hinterließ der Abend einen etwas zwiespältigen Eindruck: Denn die Junge Südwestdeutsche Philharmonie, die unter der Leitung von Fritz Burkhardt den Abend mitgestaltete, hatte zwar durchaus schöne und aussagekräftige Momente. Aber sie offenbarte aber auch, dass es dem Orchester noch an künstlerischer Reife fehlt.
Familienbande
| Christine Gehringer | Kritik
In Weingarten spielte der Pianist Gerhard Vielhaber mit Neffe Jon und Nichte Lia
Der Pianist Gerhard Vielhaber mit Nichte Lia und Neffe Jon im Autohaus Morrkopf in Weingarten. (Foto: Weingartner Musiktage Junger Künstler)
Familiäre Beziehungen unter Komponisten, dazu ihre Freunde oder Weggefährten – das erlebt man häufiger als roten Faden in Konzertprogrammen; in letzter Zeit vor allem bei Robert und Clara Schumann.
Ein ganz anderes, nicht weniger spannendes Format ist es allerdings, wenn Interpreten gemeinsam mit den ebenfalls musizierenden Kindern, Geschwistern oder auch Nichten und Neffen auftreten. Seit einiger Zeit gehören solche Konzerte zum festen Programm der Weingartner Musiktage Junger Künstler: Im Autohaus Morrkopf gastierte vor kurzem Gerhard Vielhaber, Pianist des Mariani Klavierquartetts, mit seiner Nichte Lia (Violoncello) und dem Neffen Jon (Trompete). Ein Abend mit ungewöhnlichem Repertoire, wie sich bereits aus der Besetzung ergibt.
Heinrich Schütz und die Bildkraft der Musik
| Christine Gehringer | Kritik
Nachbetrachtung zum Internationalen Heinrich-Schütz-Fest (II): Die "Psalmen Davids" mit dem Dresdner Kammerchor/ Konzert des CoroPiccolo im ZKM
Hans-Christoph Rademann, Dirigent des Dresdner Kammerchores. In der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe gastierte er mit seinem Ensemble mit den "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz. (Foto: Matthias Heyde/ PR)
Die „Psalmen Davids“ von Heinrich Schütz gehören zum Eindrucksvollsten, was an Chormusik je geschrieben wurde, und so war auch der Auftritt des Dresdner Kammerchores unter Hans-Christoph Rademann in der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe sicher einer der Höhepunkte des Heinrich-Schütz-Festes.
Zuvor, beim Konzert des CoroPiccolo („Raum-Zeit-Klang“) im ZKM, überwogen dagegen die weichen Klangflächen – und Heinrich Schütz diente unter anderem als Material für elektronisch verfremdete Musik.
Barocker Glanz und das Elend des Krieges
| Christine Gehringer | Kritik
Nachbetrachtung zum Heinrich-Schütz-Fest (I): Das Johann Rosenmüller Ensemble in der Stadtkirche Durlach
Das Johann Rosenmüller Ensemble aus Leipzig musizierte im Rahmen des Heinrich-Schütz-Festes in der Stadtkirche Durlach. (Foto: Gehringer)
Wer jüngst beim Heinrich-Schütz-Fest das Konzert des Johann Rosenmüller Ensembles in der Durlacher Stadtkirche erlebte, der hörte erstmals Musik, die seit mehr als dreihundert Jahren nicht mehr aufgeführt wurde. Denn unter anderem erklangen dort auch Werke der Durlacher Hofmusiker.
Es sei einfach großartig, sagte Kantor Johannes Blomenkamp, „dass es Institutionen gibt, die dafür sorgen, dass diese Musik so klingt, als sei die Tinte gerade erst getrocknet.“ Und in der Tat – einen solchen Eindruck hinterließ auch das Leipziger Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung des Zinkenisten und Musikwissenschaftlers Arno Paduch.
Studierende des Karlsruher Instituts für Musikwissenschaft und Musikinformatik hatten unter der Leitung von Stefanie Steiner-Grage und Thomas Seedorf ein aufführungsfähiges Notenmaterial dieser Werke bereit gestellt.
Leichthändig und klar
| Christine Gehringer | Kritik
Jazz-Pianistin Olivia Trummer gastierte in Weingarten
Anmutiges Spiel mit Jazz und Klassik: Olivia Trummer beim Konzert im Gewächshaus Stärk im Rahmen der Weingartner Musiktage. (Foto: Gehringer)
Manchmal gibt es ausgesprochen glückliche Zufälle. Im Radio, so erzählt Thomas Jehle aus dem Leitungsteam der Weingartner Musiktage, habe er ein Porträt über die Jazz-Pianistin, Sängerin und Komponistin Olivia Trummer gehört. Danach stand für ihn fest: Diese Künstlerin muss nach Weingarten kommen.
Die 34Jährige, die in Stuttgart sowohl in der Klassik als auch im Bereich Jazzklavier ausgebildet wurde, begeisterte das Publikum im Gewächshaus Stärk. Ein kraftvoller Auftritt.
Afrobeats und exotische Klangflächen
| Christine Gehringer | Kritik
Three Fall & Melane eröffnen die Weingartner Musiktage Junger Künstler
Das Trio "Three Fall" und die Sängerin Melane Nkounkolo eröffneten die Weingartner Musiktage. (Foto: Gehringer)
Seit einigen Jahren bildet der Jazz einen der Schwerpunkte bei den Weingartner Musiktagen – was vor allem daran liegt, dass die jungen Vorsitzenden, Thomas Jehle und Stefan Burkhardt, selbst begeisterte Jazzmusiker sind.
Zur Eröffnung holten sie jetzt das junge Trio „Three Fall“ in den kleinen Weinort, das schon allein deshalb auffällt, weil es sich jenseits der klassischen Jazzformationen und überhaupt zwischen sämtlichen Stühlen (zum Beispiel Funk, HipHop, Reggae, Weltmusik) bewegt. Die Sängerin Melane Nkounkolo bereicherte das Trio.
Vor allem musikalisch überzeugend
| Christine Gehringer | Kritik
Herbstfestspiele Baden-Baden: John Neumeier und das Hamburg Ballett mit Glucks "Orphée et Eurydice"/ Fabelhaftes Freiburger Barockorchester
Ballett-Oper zur Saisoneröffnung: John Neumeiers Inszenierung der Gluck-Oper "Orpheus und Eurydike" war jetzt im Festspielhaus Baden-Baden zu sehen. (Foto: Kiran West)
Das Orpheus-Thema scheint Choreografen immer wieder zu reizen: Vor vier Jahren erlebte man an gleicher Stelle eine originelle und restlos überzeugende Umsetzung von Sasha Waltz, übrigens ebenfalls mit dem Freiburger Barockorchester. Die Berliner Choreografin hatte damals Monteverdis „Orfeo“ aus der Bewegung heraus inszeniert, ohne äußere Handlung, vollkommen reduziert.
Anders dagegen geht John Neumeier mit seinem Hamburg Ballett vor. Ihn begleitet der Stoff schon seit Jahrzehnten; erste Impulse erhielt er in der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Filippo Sanjust vor fast fünfzig Jahren. Neumeiers „Ballett-Oper“, die im Februar in Hamburg herauskam, war nun auch im Rahmen der Herbstfestspiele in Baden-Baden zu sehen .
Betörend schöner Klang
| Christine Gehringer | Kritik
SWR-Schlosskonzert in Ettlingen mit dem Mariani Klavierquartett
Das Mariani Quartett gastierte bei den Ettlinger Schlosskonzerten. (Foto: Irène Zandel/ PR)
Mariani? Ein Journalist, so erfährt man im Einführungsgespräch bei den Ettlinger Schlosskonzerten, mutmaßte einmal, dieser Name gehe womöglich zurück auf den „Vin Mariani“ - ein Gemisch aus Rotwein und einem Extrakt der Coca-Pflanze, sozusagen einem Vorläufer des heutzutage beliebten brauseartigen Erfrischungsgetränks.
Ein Konzertveranstalter wiederum kündigte die vier gar als „Marihuana“-Quartett an. Wie dem auch sei: Der Klang dieses Quartett hat etwas Betörendes. Der Ensemble-Name ist hingegen ganz unspektakulär: Er leitet sich schlicht ab von Antonio Mariani, einem Geigenbauer des 17. Jahrhunderts.