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Kritik

Begeisternde Klangfülle

| Christine Gehringer | Kritik

Orgelsommer in Karlsruhe: Konzert mit dem Stadtkirchenkantor Christian-Markus Raiser

 

CM Raiser Orgel

Während sich in der Kulturstadt Karlsruhe meist noch Ende Juli gleich mehrere Veranstaltungen überschneiden, ebbt diese Fülle spätestens im August erheblich ab. In diese Lücke tritt seit mehr als zwanzig Jahren der Internationale Orgelsommer – und diese Konzerte werden vom Karlsruher Publikum dankbar angenommen: Gut besucht war jedenfalls das jüngste Konzert, die Zuhörer zudem begeisterungsfähig – oder wann sonst erlebt man laute Bravos nach einem Orgelabend, nach einer Passacaglia von Johann Sebastian Bach?
Natürlich tat dabei auch die Tatsache ein Übriges, dass sich der Kantor derStadtkirche, Christian-Markus Raiser, diesmal selbst an die Orgeln setzte.

Bach - mit sinnlichen Klangfarben

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Abchluss der Grötzinger Musiktage: Trium Avium spielte Bachs Goldberg-Variationen

 

190721 Trium Avium

Mit den Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach haben die diesjährigen Grötzinger Musiktage begonnen, und damit endeten sie auch. Die zweimalige Aufführung dieses großen Variationenwerks ist schon allein deshalb sinnvoll, weil es in einer Komposition von solchem Ausmaß und solcher Meisterschaft – Bach hat hier die Kunst der barocken Satztechnik gewissermaßen durchexerziert - immer wieder Neues zu entdecken gibt. Und zwar erst recht, wenn die Linien auf verschiedene Instrumente verteilt werden und sich dadurch immer wieder reizvolle Klangverbindungen ergeben.

Wuchtiger Liszt an der Steinmeyer-Orgel

| Christine Gehringer | Kritik

Internationaler Orgelsommer in Karlsruhe startete mit Tamas Bodiss aus Budapest

 

190714 Tamas Bodiss Orgel

Die Orgelsituation in der Alt- und Mittelstadtgemeinde in Karlsruhe war zuvor schon komfortabel - mit der französisch-barocken Rémy-Mahler-Chorogel und dem großen Steinmeyer-Instrument in der Stadtkirche konnte man nahezu jedes Repertoire realisieren - doch jetzt schöpft man geradezu aus dem Vollen. Denn das Klangbild der neuen Lenter-Orgel in der Kleinen Kirche schafft noch zusätzlich eine Brücke zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert.
An sich ist das eine Bereicherung für den Internationalen Orgelsommer, doch zugleich ist es auch problematisch. Denn das Programm des ersten Gastes - es spielte Tamas Bodiss aus Budapest - zerfiel ein wenig. Das war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass die Besucher zwischendurch, wie bei einem Wandelkonzert, die Kirchenräume wechselten ... 

Der Reichtum des Barock

| Christine Gehringer | Kritik

Grötzinger Musiktage: Das Trio des Thomaskantors Gotthold Schwarz spielte in der evangelischen Kirche.

 

190711 Gotthold Schwarz

Das barocke Zeitalter ist unglaublich vielfältig an Stilen und Einflüssen; die Bezeichnung „empfindsam und virtuos“ - so war das jüngste Konzert bei den Grötzinger Musiktagen überschrieben – zeigt etwas von diesem Kontrast, wenn auch sehr zugespitzt. Zu Gast war das Trio um den Bariton und Thomaskantor Gotthold Schwarz, mit Siegfried Pank (Leipzig) und Hans Christoph Becker-Foss (Hameln) an Gambe und Orgel. Dazu bot der historische Innenraum der evangelischen Kirche einen wunderbaren Rahmen für die geistlichen Lieder und Konzerte aus Deutschland, Frankreich und Italien.
Und Gotthold Schwarz richtete gleich einen Appell an das Publikum: Er sei immer auf der Suche nach begabten Jungen für den Thomanerchor; es sei ein großer Vorzug, sich ein Leben lang mit dieser Musik zu beschäftigen.

Mit 78 noch immer Weltklasse

| Christine Gehringer | Kritik

Denkwürdiger Abschluss: Verdis "Simone Boccanegra" mit Placido Domingo war wohl mit das Bemerkenswerteste der Baden-Badener Sommerfestspiele.

 

190715 Simone Boccanegra BAD

Vor ziemlich genau zehn Jahren wechselte Placido Domingo ins Bariton-Fach – und zwar ebenfalls mit Simone Boccanegra, einer Partie, die er mit überwältigendem Erfolg an der Berliner Staatsoper sang. Damit verhalf er Verdis selten gespielter Oper zu einer größeren Bekanntheit innerhalb den letzten Jahre.
Und eines ist klar: Placido Domingo, dieser große Sänger des 20 Jahrhunderts, der sich immer wieder neu erfindet – er ist nach wie vor ein Zugpferd, wie bereits an den völlig überlasteten Zufahrtswegen zum Festspielhaus zu erkennen war. Aber der 78Jährige rechtfertigt dies auch: Mit nach wie vor außergewöhnlichen stimmlichen Qualitäten.

Die Seele und die Ewigkeit

| Christine Gehringer | Kritik

Kraftvolle Darstellung: Edward Elgars "The Dream of Gerontius" an der Musikhochschule Karlsruhe

 

190705 Elgar Gerontius

Wie muss man sich das vorstellen – das ewige Leben? Was geschieht, aus christlicher Sicht, nach dem körperlichen Tod des Menschen? Der englische Kardinal John Henry Newman (1801-1890) – der im kommenden Oktober übrigens heilig gesprochen wird – hat dem Unvorstellbaren in seiner Dichtung „The Dream of Gerontius“ ein Gesicht gegeben. Die Vertonung durch Edward Elgar verstärkt diesen Eindruck mit bildhaften Klängen – und an der Musikhochschule Karlsruhe war dieses selten gespielte Werk vor kurzem zu hören: In einer begeisternden Interpretation.

"Schön war das Märchen ..."

| Christine Gehringer | Kritik

Ein Abend für Tiny Peters: Die beliebte Sopranistin verabschiedete sich nach 38 Jahren vom Karlsruher Publikum

 

190708 Tiny Peters

1981 stand Tiny Peters erstmals auf der Bühne des Badischen Staatstheaters: als Marzelline in Beethovens "Fidelio". "Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass ich nach 38 Jahren immer noch da bin - dem hätte ich, wie man auf gut badisch sagt, "de Vogel g' zeigt".
Mehr als hundert Partien im Stimmfach "lyrische Soubrette" hat Tiny Peters im Laufe ihrer langen Karriere gesungen; in den Bereichen Oper, Operette und Musical hat sie ihr Publikum begeistert.
An ihrem letzten Abend auf der Karlsruher Bühne nahm die Kammersängerin die zahlreichen Gäste im Kleinen Haus nochmals mit auf eine Zeitreise.

Ein Fenster zur Seele

| Christine Gehringer | Kritik

Claude Débussys Oper "Pelléas und Mélisande" am Staatstheater Karlsruhe

 

190629 Pelleas Melisande

Pelléas und Mélisande - eine Musik mit einem hypnotischen Zauber, und dazu eine geheimnisumwobene Geschichte, die nie wirklich erzählt wird. Eine Oper ohne große Arien, erst recht ohne Massenszenen, ja im Grunde sogar ohne Handlung im eigentlichen Sinne. Das ist verstörend und faszinierend zugleich.
Für diese Oper, bezeichnet als ein "Schlüsselwerk" in der französischen Musikgeschichte, gibt es derzeit den Luxus des mehrfachen Interpretationsvergleichs, denn an drei Theatern des Südwestens ist sie zu sehen: In Freiburg, in Mannheim und jetzt auch in Karlsruhe. Die Regie von Benjamin Lazar ist eine sehr atmosphärische Darstellung eines psychologischen Dramas, das Claude Débussy auf der Textgrundlage von Maurice Maeterlincks gleichnamigem Schauspiel schrieb.