Kritik
Händels Primadonnen
| Christine Gehringer | Kritik
Bravouröser Abschluss der Karlsruher Händel-Festspiele: Die Sängerinnen Sandrine Piau und Vivica Genaux auf den Spuren legendärer Operndiven.
"Duell der Primadonnen" bei den Karlsruher Händelfestspielen: Sandrine Piau und Vivica Genaux (Foto: Johannes Wiesel)
Eine Opern-Rivalität der pikantesten Sorte: Im Jahr 1727 lieferten sich die beiden Star-Sängerinnen Francesca Cuzzoni und Faustina Bordoni (sie waren beide in Händels Londoner Opern-Unternehmen engagiert) eine handfeste Schlägerei auf der Bühne – offenbar angestachelt durch die jeweiligen Fan-Lager der beiden Damen. Ein echter Opernskandal.
So heftig ging es beim Abschlusskonzert der Karlsruher Händel-Festspiele natürlich nicht zu. Doch der Titel „Primadonnen!“ ließ einiges davon erahnen - und die beiden Solistinnen, Sandrine Piau und Vivica Genaux, stürzten sich mitten hinein ins Koloraturfeuer.

Die russische und die argentinische Seele des Tangos
| Christine Gehringer | Kritik
Im Schloss Bruchsal gastierte das Jourist Quartett mit Julia Schilinski.
Konzert im Schloss Bruchsal: Dem Tango haben sich Julia Schilinski und das Jourist Quartett verschrieben. (Foto: PR)
Der Tango ist unzertrennbar mit dem Namen Astor Piazzolla verbunden. Doch es gibt nicht nur den argentinischen Tango, sondern auch den russischen – und diesen hat der ukrainische Bajan-Spieler Efim Jourist (1947 – 2007) maßgeblich geprägt. Nach ihm hat sich das „Jourist Quartett“ benannt, das im Rahmen der Schlosskonzerte in Bruchsal zu Gast war: eine reizvolle Gegenüberstellung.
Der Rausch der Macht
| Christine Gehringer | Kritik
Händelfestspiele in Karlsruhe: Regisseur Floris Visser lässt "Semele" vom Leben als amerikanische Präsidenten-Gattin träumen.
Schaltzentrale der Macht: Bei den Karlsruher Händelfestspielen verlegt Floris Visser die Oper "Semele" ins Weiße Haus. (Foto: Falk von Traubenberg)
Händels Oper „Semele“ ist derzeit am Staatstheater Karlsruhe zu sehen; es ist die Hauptproduktion der diesjährigen Händel-Festspiele. Als Schauplatz des Eifersuchtsdramas zwischen Göttern und jenen Menschen, die sich gerne als Götter sehen würden, wählt Regisseur Floris Visser das Weiße Haus – als Tempel der Macht.
Musikalische Verkündigung
| Christine Gehringer | Kritik
Das Bach-Consort Leipzig und das Sächsische Barockorchester gastierte mit Telemanns Luther-Kantaten in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe.
Gäste aus Leipzig zum Luther-Jahr: Thomaskantor Gotthold Schwarz und das Bach-Consort in der Evangelischen Stadtkirche (Foto: Gehringer)
Ein wunderbarer Einstieg ins musikalische Luther-Jahr: Zu Gast in der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe war vor kurzem das Leipziger Bach-Consort unter der Leitung des Thomaskantors Gotthold Schwarz – mit Kantaten von Georg Philipp Telemann, die (leider) neben den Werken des großen Johann Sebastian Bach ein gewisses Schattendasein führen.
Wagner spukt als Dämon
| Christine Gehringer | Kritik
Satirisch, böse, pointiert: Avner Dormans "Wahnfried" am Staatstheater Karlsruhe
Aver Dormans "Wahnfried" am Staatstheater Karlsruhe ergänzt den Ring mit polischer Brisanz. (Foto: Falk von Traubenberg)
Hoch politisch ist diese "fünfte" Ring-Oper, die seit kurzem am Staatstheater Karlsruhe zu sehen ist: „Wahnfried“ von Avner Dorman ergänzt den Wagner-Zyklus um einen aktuellen und brisanten Stoff - und setzt sich kritisch (dabei aber sehr unterhaltend) mit Wagners Kunst auseinander.
Ins richtige Licht gerückt
| Christine Gehringer | Kritik
Das Chiaroscuro Quartett begeisterte im Ettlinger Schloss.
Das Chiaroscuro Quartett bei den Ettlinger Schlosskonzerten (Foto: Agnese Blaubarde/ PR)
Die SWR-Reihe der Ettlinger Schlosskonzerte ist immer wieder für Raritäten gut. Zum Beispiel hat man den Namen des schwedischen Komponisten Franz Berwald möglicherweise schon öfter gehört – aber im Konzertsaal erlebt man ihn eigentlich nie. Dabei ist seine Musik reizvoll, sie steckt voller Überraschungen – und erst recht, wenn sie mit solcher Klasse gespielt wird wie vom Chiaroscuro Quartett.
Technische Brillanz
| Christine Gehringer | Kritik
Im Festspielhaus Baden-Baden zeigt Elina Garanca neue stimmliche Facetten.
Mezzosopranistin Elina Garanca mit Arien von Mascagni, Cilea, Tschaikowsky und Saint Saens im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: Michael Gregonowits)
Vor etwa einem Jahr sagte Elina Garanca in einem Interview, es sei an der Zeit, neue Rolle zu studieren - da sich ihre Stimme (vor allem nach der Geburt ihrer Kinder) verändert habe. Inzwischen widmet sie sich unter anderem den großen dramatischen Partien des Verismo. Im Festspielhaus Baden-Baden sang sie Arien von Pietro Mascagni und Francesco Cilea, dazu Tschaikowsky und Camille Saint-Saens.
Zeitgenössische Musik bringt Durlacher Orgel zum Leuchten
| Christine Gehringer | Kritik
Meisterin aus Großbritannien: Die Londoner Organistin Margaret Phillips gastierte in der evangelischen Stadtkirche Durlach.
Meisterin der Orgel: Die Britin Margaret Phillips gastierte in der Stadtkirche Durlach. (Foto: PR)
Das war mutig: Ein Konzert nur mit zeitgenössischer Orgelmusik bildete den Auftakt zur Reihe "Meister der Orgel" in der Stadtkirche Durlach. Doch es war ein unterhaltendes und farbiges Programm - was auch dem Instrument (einer Stumm-Goll-Orgel) in der Durlacher Kirche zu verdanken ist. Die Londoner Organistin Margaret Phillips, eine Schülerin der legendären Marie-Claire Alain, gehört in ihrer Heimat zu den profiliertesten Interpretinnen und Pädagoginnen ihres Fachs - und sie genoss die Arbeit an dieser, wie sie sagte, "wundervollen Orgel" sehr. Das Publikum wiederum kam dadurch in einen ungewöhnlichen Genuss.