Staatstheater Karlsruhe stellt Spielzeit für die Saison 2023/24 vor
Am Staatstheater Karlsruhe steht mit der Saison 2023/24 die letzte Spielzeit vor dem Intendantenwechsel bevor, und das bedeutet ebenso eine Zeit des Übergangs: So ist dies etwa für Ulrich Peters nicht nur seine letzte Saison als Interims-Intendant, sondern nach 25 Jahren überhaupt „das Ende meines Intendanten-Daseins“. Danach, so kündigte der 67Jährige auf der heutigen Pressekonferenz an, wolle er sich nur noch einzelnen Regiearbeiten widmen. In den vergangenen drei Jahren, so Peters, habe die Arbeit „von Jahr zu Jahr mehr Spaß gemacht“; er werde dem Team „sehr, sehr nachweinen“.
Auch für Operndirektorin Nicole Braunger beginnt im Herbst die letzte Saison in Karlsruhe. Ihre Arbeit am Staatstheater war zum großen Teil durch Krisen beeinträchtigt: die Einschränkungen während der Corona-Pandemie und die Führungskrise am Haus. Das ließ ihr auch bei der Besetzung des Opernensembles nicht allzu viel Spielraum; behutsam habe man hier vorgehen müssen, damit es kurz vor dem Intendantenwechsel keinen allzu großen Schnitt gebe, sagt sie. Ein wirklicher Umbruch ist erst zu erwarten, wenn der designierte Intendant Christian Firmbach ab 2024 das Haus führen wird.
Nicole Braunger sagt, sie freue sich ihre letzte Spielzeit: „Ich werde Karlsruhe vermissen; das hätte ich vor einigen Jahren nicht gedacht“. Diese Äußerungen lassen zumindest darauf schließen, dass sich der Ton am Haus in den vergangenen beiden Spielzeiten deutlich geändert hat. Zudem gab sich das Staatstheater selbst entsprechende Leitlinien, die - so der geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber - mit sämtlichen Mitarbeitern erarbeitet worden seien.
In der kommenden Opernsaison bilden die „musikalischen Hausgötter“ Wagner, Verdi und Strauss den Schwerpunkt: Die Spielzeit beginnt mit Verdis „Nabucco“ (21. Oktober); am 9. Dezember folgt die „Schweigsame Frau“ von Richard Strauss, am 20. Januar Mozarts „Cosi fan tutte“, und im Rahmen der Händel-Festspiele gibt es neben der Hauptproduktion „Siroe“ (ab 16. Februar) auch Musiktheater für Kinder, das bereits die Jüngsten ab vier Jahren mit der Musik von barocken Meistern wie Monteverdi, Händel und Purcell vertraut machen soll.
Ab 31. März ist Richard Wagners „Tannhäuser“ zu erleben, und die Saison beschließt ab 15. Juni ein selten zu hörendes Stück: Alexander von Zemlinskys „Kreidekreis“, 1933 nach einem Schauspiel von Klabund uraufgeführt. Erfreulich: Wieder aufgenommen wird unter anderem Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“, eine äußerst sehenswerte Produktion von Floris Visser, die 2019 zu Offenbachs 200. Geburtstag auf die Karlsruher Opernbühne kam.
Generalmusikdirektor Georg Fritzsch, dessen Verbleib noch ungeklärt ist, hat „Herzensmusik“ aufs Programm gesetzt: So gehört etwa die Musik von Bedřich Smetana – dessen 200. Geburtstag im kommenden Jahr gefeiert wird – zu den Erlebnissen, die Fritzsch geprägt haben: Für ihn, einen gebürtiger Sachsen, seien die böhmische Landschaft und Menschen seit der Kindheit vertraut, sagt er.
Auch ansonsten steht die neue Konzertreihe im Zeichen verschiedener Jubilare: Am 8. Oktober gibt es ein großes Sonderkonzert in der Schwarzwaldhalle zum 150. Geburtstag von Max Reger; geplant sind Kammermusik, Chor- Und Orchesterwerke. Zum letzten der acht Sinfoniekonzerte (am 30. Juni 2024) gastiert der Pianist Kit Armstrong mit Mozarts d-moll-Konzert KV 466 in Karlsruhe; zudem spielt die Staatskapelle Anton Bruckners Sinfonie Nr. 6 zum 200. Geburtstag des Komponisten. Ein weiteres Mal ist das Werk im Rahmen eines Nachtkonzertes am 5. Juli in der Kirche St. Bernhard zu hören.
Musik im sakralen Raum – das ist ebenso Thema im Sonderkonzert am 1. November: In der Evangelischen Stadtkirche wird Bach, Respighi und César Franck gespielt; Lichtinstallationen begleiten das Konzert. Eröffnet wird die neue Konzertsaison bereits am 24. September unter anderem mit Regers Lustspiel-Ouvertüre; die Geigerin Baiba Skride spielt Schumanns d-moll-Konzert.
An die alten Spielstätte – nämlich ins Kleine Haus – kehren die Kammerkonzerte zurück; das Zusammenwirken von Neubau und Spielbetrieb funktioniere „besser als gedacht“, sagt die künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann.
Stabil bleiben sollen zunächst – trotz Inflation – die Kartenpreise. Generell betonte das Führungstrio die Treue der Abonnenten zum Staatstheater; die Besucher seien nach Corona relativ schnell wieder gekommen. Was man anderswo erlebe, nämlich, dass 50 Prozent das neue ,Ausverkauft‘ sei - „das gilt nicht für Karlsruhe“, stellt Ulrich Peters klar.