Wolfgang Rihm erhält Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe
(red.) Der Karlsruher Komponist Wolfgang Rihm gehört zu den prominentesten und profiliertesten Vertretern der zeitgenössischen Musik; für sein Lebenswerk hat er nun die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe erhalten. Diese Auszeichnung nahm der 72Jährige bereits am 2. Mai in seiner Karlsruher Wohnung im Kreise seiner Familie entgegen, teilte die Stadt Karlsruhe heute mit. „Ich habe Karlsruhe immer als Schutz und Hüterin meiner Arbeit empfunden“ wird der Geehrte in der Mitteilung zitiert. Oberbürgermeister Frank Mentrup äußerte sich: „Mit Ihrer Musik bringen Sie Karlsruhe in die Welt“.
Spätestens seit Rihms 60. Geburtstag im Jahr 2012 ist seine Musik auch in Karlsruhe verstärkt präsent. So standen etwa die Europäischen Kulturtage desselben Jahres ganz im Zeichen dieses Geburtstags. Die Badische Staatskapelle gestaltete die Uraufführung seines Orchesterwerkes „Vers une symphonie fleuve“; zum 300. Stadtgeburtstag wurden die Orchesterkompositionen „Über die Linie VIII“ und das Klavierkonzert „Con Piano? Certo!“ aufgeführt.
Auf Rihms 60. Geburtstag geht auch das Festival „ZeitGenuss“ zurück, das im Anschluss an die Europäischen Kulturtage ins Leben gerufen wurde. Im ersten Corona-Jahr hat Rihm das Festival auf Einladung der Hochschule für Musik und des Kulturamts der Stadt Karlsruhe selbst gestaltet. Im November 2022 folgte die Karlsruher Erstaufführung von Rihms Requiem-Strophen in der Evangelischen Stadtkirche. Derzeit führt der Pianist Florian Steiniger Rihms Klavierwerk in drei Episoden auf.
Von Karlsruhe aus eine Weltkarriere zu starten – davon gebe es nicht ganz so viele Menschen, wird Mentrup zitiert. Darüber hinaus dann auch noch weiterhin in Karlsruhe den Lebensmittelpunkt zu haben – das lasse den Kreis umso exquisiter werden. „Es freut und ehrt uns alle, dass Sie, der weltweit bekannte und hochgeschätzte Komponist, Ihrer Heimatstadt so tief verbunden sind.“
Er sei ein Botschafter im besten Sinn – auch mit Magnetwirkung für die Stadt Karlsruhe. Denn neben dem Komponieren sei ihm das Lehren gleichrangig wichtig, so Metrup. So ziehe Rihm seit Jahrzehnten Studierende an die Karlsruher Musikhochschule, die sich bei ihm den letzten Schliff als Komponisten holen wollen.
Wolfgang Rihm gilt als vermutlich produktivster deutschsprachige Komponist zeitgenössischer Musik, mit bislang über 550 Werken. Er begann mit elf Jahren zu komponieren, beschäftigte sich daneben auch mit Literatur und Malerei. Parallel zum Besuch des Bismarck-Gymnasiums studierte er bei Eugen Werner Velte Komposition. Weitere Anregungen holte er sich bei Karlheinz Stockhausen in Köln und bei Klaus Huber in Freiburg, aber auch bei Kollegen wie Morton Feldman, Wilhelm Killmayer, Helmut Lachenmann und Luigi Nono.
1974 machte Rihm in Donaueschingen auf sich aufmerksam. Etwa zur gleichen Zeit begann er zu unterrichten; im Jahr 1985 übernahm er von Eugen Werner Velte den Lehrstuhl für Komposition an der Hochschule für Musik Karlsruhe, den er bis heute innehat und mit Markus Hechtle teilt. Außerdem ist Rihm unter anderem Mitglied vieler internationaler Akademien und Jurys. Darüber hinaus war er Mitherausgeber der Musikzeitschrift Melos und musikalischer Berater der Deutschen Oper Berlin sowie des Zentrums für Kunst und Medien. Die Freie Universität Berlin verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter das Stipendium der Villa Massimo in Rom, das Bundesverdienstkreuz, später das Große Bundesverdienstkreuz sowie das Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe wird als Dank und Anerkennung an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Stadt Karlsruhe und ihre Bürgerschaft besonders verdient gemacht haben. Über die Verleihung der Ehrenmedaille hatte der Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung am 19. März entschieden.