Pfingstfestspiele Baden-Baden widmen sich der Filmmusik
„Presence“ - so heißen seit kurzem die Pfingstfestspiele in Baden-Baden. In der Zusammenarbeit mit dem SWR Symphonieorchester möchte man damit ein „Fenster zur Moderne“ öffnen, und in diesem Jahr ist das ein ausgesprochen populäres – nämlich der Film in seinen verschiedenen Ausprägungen. Nicht zuletzt verweist das Thema auch auf den Medienstandort Baden-Baden.
Das Festival, das am kommenden Freitag, den 17. Mai beginnt und am 26. Mai mit Strawinskys „Sacre du printemps“ (Leitung: Teodor Currentzis) endet – es schlägt die Brücke zwischen der symphonischen Musik und den großen Filmscores; es möchte zeigen, wie fließend hier die Übergänge sind: Denn manches Werk kann als Filmmusik umgedeutet werden oder wird als solche eingesetzt, wie etwa das berühmte „Zarathustra“-Thema von Richard Strauss. Auch Erich Wolfgang Korngold, hauptsächlich bekannt durch seine Oper „Die tote Stadt“, schrieb für Hollywood, und die Musik von Ralph Vaughan Williams, die auf dem Festspielprogramm steht - "A London Symphony" - könnte zumindest Filmmusik sein.
Auf der gestrigen Online-Pressekonferenz stellten Benedikt Stampa, Intendant des Festspielhauses, und SWR-Orchestermanagerin Sabrina Haane dieses Programm vor – und insbesondere freut man sich in Baden-Baden auf einen „Shooting-Star“ unter den Dirigenten: nämlich den Finnen Tarmo Peltokoski. Der 24jährige hat bereits eine beachtliche Vita vorzuweisen und dirigierte vor zwei Jahren erstmals einen kompletten „Ring“. „Da wächst ein großer Dirigent heran“, so Benedikt Stampa. Peltokoski, ebenso ein „Fan der Filmmusik“ (Sabrina Haane), steht am Samstag, den 18. Mai am Pult des SWR Symphonieorchesters: Zu hören ist Musik von Bernard Herrmann (aus Hitchcocks „Vertigo“), dazu Strauss und Ralph Vaughan Williams.
Am Pfingstsonntag erwartet die Gäste dann eine Gala mit Sonya Yoncheva: Unter dem Motto „The Singing Actress“ kann man die Bulgarin in einer ungewohnten Rolle erleben, nämlich als Interpretin bekannter Songs aus „Breakfast at Tiffany‘s “, „Paris chante toujours“ oder aus Musical-Filmen wie „Evita“ und „West Side Story“. Die Idee dazu, sagt Benedikt Stampa, sei bei einem Abendessen im Rahmen der konzertanten „Tosca“-Aufführung im vergangenen August gereift: Damals habe der Intendant den „Herzenswunsch“ geäußert, Yoncheva einmal mit Ennio Morricones „Your Love“ aus „Once upon a time in the West“ zu hören.
Eröffnet wird das Festival aber mit einem klassischen Liederabend aus der Zeit um 1900 - hier liegen unter anderem die Wurzeln der Filmmusik: Die Sopranistin Camilla Nylund und der Pianist Helmut Deutsch musizieren Werke von Korngold, Mahler, Strauss, dazu Alban Berg und Alexander von Zemlinsky. Passend dazu wurde als Spielort das schmucke, neobarocke Theater ausgewählt; das Pfingstfestival soll in der gesamten Stadt „Präsenz“ zeigen. Begleitend dazu bietet deshalb auch das Baden-Badener Kino „Moviac“ ein ausgesuchtes Programm.
Ansonsten sind die Mitglieder des SWR Symphonieorchesters als Jazz- oder Kammermusiker zu erleben - gemeinsam mit dem Frank Dupree Trio, mit der Sopranistin Mojca Erdmann oder mit dem Pianisten Robert Neumann: Hier steht unter anderem das Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier von Nino Rota auf dem Programm. Für die meisten der Konzerte gibt es noch Karten; weitere Informationen unter festspielhaus.de