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Reife Leistungen beim Preisträgerkonzert "Jugend musiziert"

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Die Leistungen der jungen Musiker, die beim Regional-Wettbewerb „Jugend musiziert“ (Karlsruhe-Stadt) mit ersten Preisen ausgezeichnet wurden und sich vor kurzem im Kleinen Haus des Staatstheaters vorstellten – sie zeigten eines deutlich: In der Stadt herrscht ein reges Musikleben und ein entsprechendes Engagement zahlreicher Eltern und Pädagogen, die all das ermöglichen.
Die Freude darüber war auch Christian Firmbach, dem Intendanten des Staatstheaters, anzumerken: Er lobte insbesondere die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Institutionen wie dem Theater, der Musikhochschule und dem Konservatorium. Als Vater von vier Kindern wisse er zudem selbst, wieviel Aufwand das Engagement der Familien bedeute – nämlich unter anderem zahlreiche „Taxifahrten“.
Die Karlsruher Pädagogin und Klavierprofessorin Sontraud Speidel, Vorsitzende des Regionalausschusses, hob indessen hervor, welche Herausforderung der Wettbewerb für die Schüler selbst bedeutet: „Hingabe, Konzentration und Durchhaltevermögen“ braucht man beim Üben und bei der gemeinsamen Probenarbeit, dazu „das stete Bemühen um Verbesserung“. Aber: „In den Darbietungen schwingt auch die Freude über das eigene Können mit“ - das spüre man beim Vorspiel sehr deutlich.

Generell schneiden die Talente aus dem Südwesten bei „Jugend musiziert“ besonders gut ab. Doch Hermann Wilske, Präsident des Landesmusikrates und Vorsitzender des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ in Baden-Württemberg, verwies auf eine fragwürdige Neuerung: Denn eine Weiterleitung zum Bundeswettbewerb bedeutet seit diesem Jahr nur noch eine Nominierung; die endgültige Entscheidung erfolgt nach Kontigenten. Weil man auf Bundesebene unter anderem „individuelle und ausführliche Beratungsgespräche“ und ein Rahmenprogramm mit der Möglichkeit zur persönlichen Begegnung anbieten möchte, sollen logistische und organisatorische Anpassungen vorgenommen werden, heißt es in einer Mitteilung, die auf der Website von „Jugend musiziert“ einzusehen ist. Doch Wilske fragt völlig zu Recht: „Kann man denn Leistungen einfach kontigentieren?“

Von den zum Teil bemerkenswert reifen Darbietungen konnte sich das Publikum selbst überzeugen – und auch bei denjenigen Preisträgern, die noch ein wenig an Intonation oder Tongebung feilen müssen, erkennt man Musikalität und ein selbstbewusstes Spiel. Besonders motivierend muss es zudem sein, am Staatstheater auf einer relativ großen Bühne auftreten zu dürfen.
Den Anfang macht Lara Eberitzsch (Violine AG III): Mit ihrem technisch reifen und ausdrucksvollen Spiel (sie musiziert „Banjo and Fiddle“ von William Kroll) bringt sie gleich Lebendigkeit und Frische auf die Bühne. Levin Kirali (Perkussion, AG Ia) verschwindet fast hinter seinem Schlagzeug, was ihn aber nicht daran hindert, Keith Bartletts „Ein kleine Rockmusik“ mit beachtlichem Rhythmusgefühl zu präsentieren. Melancholie, feurige Figuren und ein dynamisch differenziertes Spiel – das alles hört man bei Shi Liu (Violine, AG Ib) in „Ciarda Lento – Allegro vivo“ von Alberto Curci, und Paul Milan Alexander Cervenec (Kontrabass, AG Ib) zeigt in zwei traditionellen Weisen, dass sein sperriges Instrument auch sanft und geschmeidig klingen kann.

Beherzt und mit musikalischem Gespür spielt David Slavutsky (AG Ib) einen Satz aus Ferdinand Küchlers Concertino für Violine und Klavier D-Dur op. 14, und ein bemerkenswertes Linienspiel beobachtet man bei Charlotte Bartenbach (AG Ib) in zwei Sätzen aus der Cello-Sonate C-Dur von Giambattista Cirri.
Ein ausgesprochen feines Zusammenspiel zeichnet das Gitarrenduo Joana Loucopoulos und Jin Liu (AG II) aus – das zeigen sie unter anderem bei Henry Mancinis berühmtem „Pink Panther“. Mit Klangsinnlichkeit und ausgereiften Figuren spielt Leonard Gieron (Violoncello, AG II) „Tarantelle“ op. 24 von Daniel van Goens; in der E-Dur-Romanze für Horn und Klavier von Camille Saint-Saens (gekürzte Version) staunt man über den blitzsauberen Ansatz, die weiche Linienführung von Annabelle Bertsch und die behutsame Begleitung von Angie Wang (beide AG III).

Aufhorchen lässt Johannes Ullmann (Violoncello, AG III) in Franz Danzis höchst anspruchsvollen Variationen über Mozarts „La ci darem la mano“ (aus dem Konzert A-Dur P241) – die virtuosen Figuren und Verzierungen präsentiert er mit großer Spielfreude. Ebenfalls virtuos ist das Caprice Basque d-moll op. 24 von Pablo Sarasate; ZhanWei Miao (Violine AG IV) begeistert hier nicht nur mit müheloser Technik, sondern auch mit seinem expressiven Spiel.
Auch die Kategorie Pop-Gesang ist vertreten: Jana Brot (AG IV) präsentiert den Latin-Song „A Night Like This“ kokett und mit bestens geführter (Belting-)Stimme. Ein reifes Legato, dazu Temperament und ein Gespür für Phrasierungen beweist Jana Bojanowski (Violoncello, AG IV) im 3. Satz aus dem a-moll-Konzert op. 33 von Camille Saint-Saens (gekürzt). Na-Nun Sophia Jung (Violine, AG V) begeistert in Tschaikowskys D-Dur-Konzert (1. Satz, gekürzt) mit ihrer feinen Agogik, mit Ausdruckskraft und sauberer Tongebung.
Mit Astor Piazzolla endet die Matinee, und bei den Rhythmen in „Primavera portena“ (aus den „Vier Jahreszeiten“) zeigt sich: Lara Eberitzsch, Jana Bojanowski, und am Klavier Julius Dehnen (AG IV) geben auch ein bemerkenswert gutes Trio ab.
Zu danken ist an diesem kurzweiligen Vormittag aber nicht nur den jungen Künstlern, sondern ebenso den Klavierbegleiterinnen Nargiza Alimova, Natalia Zagalskaia, Sabine Heimrich-Bartenbach, Melania Kluge, Aglaia Bätzner, Angela Yoffe und Iounona Tcherevatskaia.