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Staatstheater Karlsruhe gibt Spielplan für die Saison 2025/26 bekannt

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Auf ein „glückvolles“ erstes Jahr am Karlsruher Staatstheater blickt der neue Intendant Christian Firmbach zurück: Er und sein Team hätten sich sowohl in der Stadt als auch am Haus willkommen gefühlt. Der Zuspruch seitens des Publikums, beispielsweise in Gesprächen, sei zu spüren gewesen, bekräftigte der Intendant auf der heutigen Pressekonferenz.
Firmbach sieht die Aufgabe des Theaters darin, über die Stadt und Region „hinaus zu strahlen“ - und zwar mit einer „Mischkalkulation des Spielplans, die auf ein breites Angebot setzt, die aber nicht beliebig ist“. Theater solle nach wie vor ein „analoger Ort“ sein, in dem man sich begegnen und aneinander reiben könne. Auf einer Theaterbühne sollten die Themen der Zeit verhandelt werden; allerdings solle das Theater aber ganz einfach auch „schöne Momente“ bieten, um abzulenken „von der Trübsal der Welt“.
Der Bereich „Kunst und Vermittlung“ möchte derweil gezielt junge Menschen ansprechen und mit ihnen möglichst niedrigschwellig ins Gespräch kommen – zum Beispiel anhand von Probenbesuchen oder mit einem Einblick in die technischen Sparten eines Theaters.
Das Interesse an einzelnen Produktionen der vergangenen Spielzeit lässt sich auch an einigen konkreten Zahlen festmachen: So habe es etwa für die überaus sehenswerte Oper „The Wreckers“ von Ethel Smyth vierzig internationale Presseanfragen gegeben; bereits nach der zweiten und dritten Vorstellung sei die Oper „Stadtgespräch“ gewesen, so Firmbach (Bedauerlicherweise wird das Stück aber erst in der Spielzeit 2026/27 wieder aufgenommen).

Acht Musiktheater-Premieren erwartet das Publikum in der kommenden Saison. Dass man die sportliche Zahl, die man mit zehn Produktionen in der laufenden Saison vorgelegt hatte, nicht würde halten können, war bereits angekündigt worden. Die Finanzlage der Stadt wird die Situation künftig eher noch verschärfen.
Dennoch sind ist der Spielplan viel versprechend – unter anderem auch, weil teilweise spartenübergreifend gearbeitet wird, so etwa in der Eröffnungspremiere: „Les Boréades“ von Jean-Philippe Rameau (av 4. Oktober) sei „erstaunlich unbekannt“, sagt Dramaturgin Stephanie Twiehaus. Die Proben wurden seinerzeit, 1763, jäh abgebrochen; das Werk verschwand danach in den Archiven. Erst in den 1970er Jahren kam es wieder auf die Bühne, seine deutsche Erstinszenierung erlebte es 2021 in Oldenburg – der früheren Wirkungsstätte von Christian Firmbach, Stephanie Twiehaus und Operndirektor Christoph von Bernuth.
Es sei zu vermuten, so Twiehaus, dass die Oper der damaligen Zensur zum Opfer fiel: Denn die Oper behandelt nur an der Oberfläche einen mythologischen Stoff. Tatsächlich ist das Werk eine „Kampfansage an die Tyrannen dieser Welt“; das „Licht-Vokabular“ symbolisiert die Macht der Aufklärung. Das besondere ist zudem, dass hier ein großes Ballett zum Einsatz kommt – und zwar nicht nur als die damals übliche Tanzeinlage, sondern mit einer inhaltlichen Bedeutung. Das könne im Grunde nur ein Haus leisten, das über eine eigene Ballettsparte verfügt, so Twiehaus. „Les Boréades“ ist damit zugleich auch die erste Ballettpremiere der kommenden Spielzeit.

Mit Wagners „Lohengrin“ (ab 16. November) wird die Karlsruher Wagner-Tradition fortgeschrieben, und mit „Breaking the Waves“ (ab 18. Januar) kommt ein zeitgenössisches Werk auf die Bühne: Die amerikanische Komponistin Missy Mazzoli schuf das Stück auf der Basis des gleichnamigen Films von Lars von Trier. Diese Produktion ist im Kleinen Haus zu sehen. Sie steht in der Reihe „Zukunft Oper“ - wie auch derzeit die Jugendoper „Itch“, die in Zusammenarbeit mit der Digitalsparte mit KI-generierten Sequenzen arbeitet.
Erstmals in Karlsruhe zu hören ist „Les dialogues de Carmélites“ von Francis Poulenc (ab 24. Januar 2026), und Händels „Tamerlano“ (ab 20. Februrar) steht im Mittelpunkt der kommenden Händel-Festspiele. Der italienische Belcanto ist mit Vinzenzo Bellinis „La straniera“ (ab 29. März) in einer halbszenischen Aufführung vertreten, und mit Brittens „A Midsummer Night‘s Dream“ (ab 17. Mai) und Verdis „Rigoletto“ (ab 27. Juni) kommen zum Ende zwei „Klassiker“ auf die Bühne.

Das Konzertprogramm verspricht einen interessanten Streifzug durch europäische Regionen und Musiktraditionen: Im ersten Sinfoniekonzert (21./22. September) geht es nach Südeuropa mit Richard Strauss („Aus Italien“), Maurice Ravel („Rapsodie espagnole“) und Manuel de Falla („Nächte in spanischen Gärten“). Solist ist der Pianist Kalle Randalu. Am 12. und 13. Oktober spielt Baiba Skride Tschaikowskis Violinkonzert D-Dur, außerdem ist die Sinfonie Nr. 1 von Edward Elgar zu hören. Im dritten Konzert (14. und 15. Dezember) geht es mit „Bukoolika“ von Ester Mägi und der Sinfonie Nr. 1 von Jean Sibelius nach Nordeuropa, außerdem steht das Violinkonzert von Samuel Barber auf der Programm.
Um das Thema „Faust“ geht es am 1. und 2. Februar – und zwar mit Wagners „Faust-Ouvertüre“ und der Kantate „Faust et Hélène“ der früh verstorbenen, nach wie vor selten zu hörenden Lili Boulanger.

Elgars Cellokonzert spielt Maximilian Hornung am 8. und 9. März; zudem sind Carl Maria von Weber und Beethoven zu hören. Leos Janaceks Suite aus „Das schlaue Füchslein“ und Dvoraks Sinfonie Nr. 6 bilden einen osteuropäischen Schwerpunkt im Konzert am 26. und 27. April, dazu spielt Wolfram Lauel das Trompetenkonzert von Wolfgang Rihm. Am 31. Mai und 1. Juni steht Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 3 auf dem Programm, und die Saison endet mit Werken von Johannes Brahms – unter anderem mit der Sinfonie Nr. 1 anlässlich des 150. Uraufführungs-Jubiläums - und dem Klavierkonzert Nr. 2 von Wilhelm Stenhammar. Solistin Claire Huangci.
Auch der Pianist Gerhard Oppitz ist wieder in Karlsruhe zu hören - im Sonderkonzert „Lieben Sie Brahms?“ (11. Juli, Brahmssaal, Stadthalle). Als Gastdirigenten (und mögliche Kandidaten für die Nachfolge von GMD Georg Fritzsch, dessen Vertrag 2027 ausläuft) stellen sich Killian Farrell, Hendrik Vestmann und Felix Bender vor.