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Pfingstfestspiele Baden-Baden: Maxime Pascal springt für Francois Xavier Roth ein

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

(red.) Im Fokus der diesjährigen Pfingstfestspiele in Baden-Baden steht der der 100. Geburtstag des 2016 verstorbenen Dirigenten und Komponisten Pierre Boulez. Der Künstler lebte über 60 Jahre lang in Baden-Baden und war dem hier ansässigen Südwestrundfunk beruflich und freundschaftlich verbunden. „Der Baden-Badener Welt- und Ehrenbürger Pierre Boulez steht bis heute für künstlerische Offenheit, die Neubefragung unseres musikalischen Erbes sowie für den Mut, Kunst frei und risikofreudig zu denken“, wird Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa in einer Mitteilung des Hauses zitiert.

Zur Eröffnung der Pfingstfestspiele laden die Stadt Baden-Baden und das Festspielhaus zu einem musikalischen Spaziergang. Am Samstag, 31. Mai bildet ein Glockenkonzert den Auftakt, das eigens für die Pfingstfestspiele komponiert wurde. Der Spaziergang startet um 14 Uhr im Kurhaus Baden-Baden mit einem musikalischen Gespräch, in dem der Freiburger Komponist Alexander Grebtschenko sein Glockenkonzert vorstellt; begleitet wird er dabei von Florian Kleinertz am Klavier. Zur Uraufführung um 15 Uhr geht es dann gemeinsam auf die Baden-Badener Fieserbrücke. Das Konzert - es erklingt von den Glocken der Stiftskirche, der evangelischen Stadtkirche und dem Glockenspiel in der Lange Strasse - lässt sich von dort aus am besten erleben.
Während der Pfingstfestspiele, die bis zum 9. Juni andauern, steht das Glockenkonzert täglich um 15 Uhr auf dem Programm.

Anstelle des ursprünglich vorgesehenen Eröffnungskonzerts – es musste wegen eines Schulterbruchs des Dirigenten Francois Xavier Roth abgesagt werden – gibt es um 16 Uhr im Festspielhaus eine „Hommage an Pierre Boulez“ mit Kammermusik und einer Festrede. Ein kleines Kartenkontigent an kostenfreien Eintrittskarten für den Festakt und die Einführung ist unter www.festspielhaus.de verfügbar.

Beim Abschlusskonzert am 9. Juni mit dem SWR Symphonieorchester springt der 39jährige französische Dirigent Maxime Pascal ein. Sabrina Haane, Gesamtleiterin des Symphonieorchesters, zeigt sich voller Vorfreude darüber, „dass wir mit Maxime Pascal einen Dirigenten gefunden haben, der unserem Publikum ein Konzert präsentieren kann, das der programmatischen Idee der diesjährigen Pfingstfestspiele absolut gerecht wird.“ Maxime Pascal hat das SWR Symphonieorchester bereits zweimal bei den Salzburger Festspielen dirigiert.
Zu hören sind die berühmten Notations I – IV und VII von Pierre Boulez. Sie werden jeweils zuerst in der Klavier- und dann in der Orchesterfassung präsentiert. Solist am Flügel ist der französische Pianist und Boulez-Experte Pierre-Laurent Aimard. Ein großes Orchesterwerk eines von Boulez hochgeschätzten Komponisten beschließt das Konzert: Anton Bruckners Sinfonie Nr. 4, die „Romantische“.

Eine Zeitreise unternimmt das von Pierre Boulez einst gegründete "Ensemble intercontemporain" am Sonntag, 1. Juni um 17 Uhr im Kurhaus Baden-Baden unter der Leitung von Pierre Bleuse. Auf dem Programm steht das Werk „Répons“ von Pierre Boulez. Die Aufführung ist durch eine vom Komponisten gewünschte Wiederholung so angelegt, dass jeder Zuschauer das Stück von zwei verschiedenen Positionen im Saal erleben und entsprechend anders wahrnehmen kann.
Der französische Pianist und erfahrene Boulez-Interpret Pierre-Laurent Aimard unterrichtet am Montag, 2. Juni von 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr Klavierstudenten öffentlich im Festspielhaus. Auf dem Programm stehen ausschließlich Werke von Boulez für Klavier solo. Der Unterricht kann aus nächster Nähe auf der Bühne des Festspielhauses verfolgt werden. Kostenfreie Eintrittskarten und weitere Informationen unter www.festspielhaus.de.

Am 3. Juni (20 Uhr) gibt Pierre-Laurent Aimard dann einen Klavierabend mit Werken, die Pierre Boulez inspirierten oder aus seiner eigenen Feder stammen. Diese musikalische Zeitreise führt von Claude Débussy über Maurice Ravel zu Anton Webern, Arnold Schönberg und Pierre Boulez.
Das London Symphony Orchestra spielt am Freitag, 6. Juni um 20 Uhr unter der Leitung von Sir Antonio Pappano Werke von Pierre Boulez und stellt sie Kompositionen des französischen Romantikers Hector Berlioz gegenüber. Berlioz begründete einst die Festspiel-Tradition in Baden-Baden und galt als einer der aufregendsten „Neutöner“ seiner Epoche. Höhepunkt des Konzertes ist die „Symphonie fantastique“.

Pierre Boulez vertonte 1955 in Baden-Baden drei Gedichtzyklen des Surrealisten René Char. Mit seiner Vertonung von „Le Marteau sans maitre“ feiert Boulez zugleich eine neue Art von Schönheit – eine französische Sinnlichkeit, die frisch und poetisch klingt, auch weil sie afrikanische und asiatische Instrumente mit einbezieht. Boulez’ „Le Marteau“, eines der legendären Werke des 20. Jahrhunderts, hatte einst in Baden-Baden Premiere. Nun spielt es das Ensemble Recherche, es ist mit Boulez‘ Werk bestens vertraut.
Nach „Le Marteau“ ist der Nachwuchs an der Reihe: Studierende der Freiburger und Karlsruher Musikhochschulen stellen die Ergebnisse der Kompositionsaufträge vor, die sie anlässlich des 100. Geburtstags Pierre Boulez’ vom Festspielhaus Baden-Baden erhielten.

Die Feierlichkeiten zum Boulez-Jubiläum erstrecken sich auf ganz Baden-Baden: Bereits am Donnerstag, 29. Mai, um 11 und 15 Uhr, gibt es zwei Wanderkonzerte. Der musikalische Stadtspaziergang (BOULEZ) mit Livemusik - gespielt von Musikerinnen und Musikern des SWR Symphonieorchesters - beginnt am Kurhaus.
Zu einem Austausch über Pierre Boulez lädt das Theater Baden-Baden am Sonntag, 1. Juni, um 11 Uhr. SWR-Musikredakteur Bernd Künzig spricht mit dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard und dem Dirigenten François-Xavier Roth (der zugeschaltet wird) über das „Phänomen Boulez“. Der Pianist und der designierte Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters waren künstlerisch eng mit Pierre Boulez verbunden. Der Eintritt ist frei.

Am Samstag, 7. Juni (21 Uhr) steht im Kurhaus eine Freundschaft im Fokus, die in die Musikgeschichte einging: Den amerikanischen Rockstar Frank Zappa und Pierre Boulez verband eine Liebe zum Experiment und zur Erfindung neuer, virtuoser Musikformen. Boulez spielte auch eine Zappa-LP ein. Unter Jonathan Stockhammer interpretieren Mitglieder des SWR Symphonieorchesters Klassiker von Zappa als Musik für Kammerensemble.

Am Pfingstsonntag, 8. Juni (16 Uhr) heißt es im Theater Baden-Baden „Salon 1900 - Impressionismus nach Noten“. Pierre Boulez wuchs mit der Musik der französischen Impressionisten und der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg und Alban Berg auf. Boulez dirigierte auch immer wieder Werke des ungarischen Komponisten György Ligeti. Es spielen Mitglieder des SWR Symphonieorchesters.

Auch Spaziergänge in der Stadt erinnern an Pierre Boulez: An sechs Stationen, markiert mit den sechs Buchstaben seines Nachnamens, können Interessierte im Sommer 2025 mehr über den Komponisten und Weltbürger erfahren. Start des Spaziergangs ist das Festspielhaus. Von hier aus geht es über die Galerie Wagener und die Stadtbibliothek zum Kurhaus, zum Museum Frieder Burda und schließlich zum Stadtmuseum in der Lichtentaler Allee.
Sechs große Metallbuchstaben - B O U L E Z – sind versehen mit einem QR-Code. Damit können verschiedene Videos über eine jeweils andere Facette von Boulez abgerufen werden. Die Videos wurden von Schülerinnen und Schülern der Realschule Baden-Baden, des Gymnasiums Hohenbaden, des Markgraf Ludwig Gymnasiums und der Heimschule Lender gestaltet.

Im Zentrum einer Ausstellung im Stadtmuseum Baden-Baden stehen Arbeiten von Simone Demandt: Den Bildern liegen Fotografien der Künstlerin aus den Wohn- und Arbeitsräumen von Pierre Boulez in Baden-Baden zugrunde. Sie erinnern an das wegweisende Schaffen des Komponisten und seine enge Verbundenheit mit der Stadt. Die Ausstellung ist vom 31.5.–21.9.2025, Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr im Stadtmuseum Baden-Baden zu besichtigen.
Die Kunstwerkstatt des Museums Frieder Burda widmet der Seelenverwandtschaft zwischen Paul Klee und Pierre Boulez Workshops, in denen zu Musik von Pierre Boulez im Stile Klees gemalt werden darf.
Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de Persönliche Beratung und Reservierung: Tel. 07221 / 30 13 101