Festspielhaus Baden-Baden gibt Programm für 2026 bekannt/ Vorverkauf seit heute
Am heutigen Montag, den 13. Oktober startet der Vorverkauf für die Saison 2026 im Festspielhaus Baden-Baden, die Intendant Benedikt Stampa bei einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen vorgestellt hat. Die Karten sind ab heute in der Festspielhaus-App erhältlich, ab dem 20. Oktober dann im Webshop und an allen Vorverkaufsstellen.
Mit sieben Festivals wartet das Haus im kommenden Jahr auf, hinzu kommt ein langes Wochenende mit den Berliner Philharmonikern: Auch nach der Rückkehr des Orchesters an den angestammten Festspielort Salzburg besteht weiterhin ein guter Kontakt zwischen Baden-Baden und Berlin, wie Benedikt Stampa betonte.
Bei der Ausrichtung des Programms spielt nach wie vor der „Sehnsuchtsort Baden-Baden“ eine große Rolle; Baden-Baden soll als „Festspielstadt“ weiter ausgebaut werden. Angestrebt wird eine „synthetische Einheit“ zwischen dem Festspielhaus und der Stadt Baden-Baden. Ein Beispiel dafür sei das gerade zu Ende gegangene Tanz-Festival „The World of John Neumeier“, das in die gesamte Stadt hinein getragen wurde. „Wenn ein Taxifahrer am Bahnhof sagt: ‚Fahren Sie heute abend zu John?‘, dann ist das genau das, was wir wollen,“ so Stampa. Außerdem soll das Programm „europäischer“ werden, mit Angeboten an ein noch vielfältigeres Publikum. „Baden-Baden ist eine Stadt für Kultur-Touristen“.
Nach wie vor sieht man sich dabei „vom Pioniergeist“ beflügelt: Die heterogene Förderstruktur, die das Haus von Anfang an ausmachte; die Tatsache, dass der Spielbetrieb von privaten Unterstützern und nicht von einem großen Subventionsgeber getragen werde – das zahle sich gerade in der heutigen Zeit aus, sagt Stampa.
Die neue Saison eröffnet am 10. Januar der Tenor Jonas Kaufmann mit einem festlichen Arienabend - gemeinsam mit dem italienischen Bariton Luca Salsi. Als erstes Festival steht dann das Takeover-Festival (30. Januar bis 8. Februar) ins Haus: Dieses noch junge Festival – diesmal unter anderem mit einer Techno-Ballett und der „Sao Paulo Dance Company“ - schlägt eine Brücke zwischen zeitgenössischer (elektronischer) und klassischer Musik. Als Festival für die nächste Generation war es ursprünglich gedacht, mittlerweile sei es aber generationenübergreifend. „Takeover tut unserem Haus sehr gut, es hat eine innovative Note. Es spricht Menschen an, die in Baden-Baden etwas erleben wollen“, so Benedikt Stampa.
Mit neuen Partnern gehen die Osterfestspiele (28. März bis 6. April) über die Bühne, die sich künftig als eigene Marke (unabhängig von den jeweiligen Künstlern) in Baden-Baden etablieren sollen. Mit Joanna Mallwitz und Klaus Mäkelä steht zudem das „Traumpaar der jungen Generation“ (so Stampa) am Pult, sie dirigieren jeweils das Mahler Chamber Orchestra und das Royal Concertgebouw Orchestra aus Amsterdam. Als ein Höhepunkt wird Wagners Oper „Lohengrin“ mit dem Mahler Chamber Orchestra erwartet; in drei Vorstellungen ist die Oper zu sehen (am 28. und 31. März und am 5. April). Sinnfällig ist es außerdem, zu Karfreitag Brittens „War Requiem“ aufs Programm zu setzen. Damit will man auch als Kultur-Institution auf die Krisen der Welt reagieren: „Ich kenne kein anderes Werk, das so klug, einfühlsam und monumental das Leid des Krieges und die Hoffnung auf Frieden in Musik fasst“, äußert sich Stampa.
Bei den Pfingstfestspielen mit dem SWR Symphonieorchester (17. Mai bis 24. Mai) steht die Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss im Mittelpunkt. Der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin, Kurator der Sommerfestspiele „La Capitale d‘ été“ (26. Juni bis 12. Juli) , präsentiert sich erneut mit zwei Orchestern: mit dem Chamber Orchestra of Europa und dem London Symphony Orchestra. Auch Antonio Pappano steht am Pult der Londoner. Das romantische Programm (mit Werken von Schubert, Mendelssohn oder dem Jubilar Carl Maria von Weber) erinnert dabei auch an die Bedeutung der einstigen „Sommerhauptstadt Europas“ im 19. Jahrhundert. Davor ist Yannick Nézet-Séguin bereits mit einer konzertanten Oper – nämlich mit Wagners „Siegfried“ - am 26. April mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra zu erleben; er schafft damit eine Art Nachklang zum „Lohengrin“ der Osterfestspiele.
Ein Fixpunkt im Herbst ist „The World of John Neumeier“ (1. bis 11. Oktober), vor wenigen Jahren erst zum Festival ausgebaut. Unter anderem tanzt das Hamburg Ballett Tschaikowskys „Nussknacker“. Die Herbstfestspiele „La Grand Gare“ (7. bis 15. November) werden von Teodor Currentzis und dem Utopia Orchestra gestaltet, außerdem von den Balthasar-Neumann-Ensembles, die von Lionel Sow und Pablo Gonzales dirigiert werden. Auf dem Programm der Herbstfestspiele stehen Werke von Schostakowitsch und Bach, dazu das Requiem von Gabriel Fauré und Beethovens Sinfonie Nr. 9. Zu den Solisten der Festspiele gehört auch der Geiger Daniel Lozakovich, der unter anderem in Karlsruhe studiert hat.
Beim Gastspiel der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko (3. bis 6. Dezember) sind Werke von Respighi, Strauss und Brahms zu hören; Johathan Telemann gestaltet ein Arienprogramm. Außerdem gibt es Kammermusik und ein Konzert der „12 Cellisten“.
Einen besonderen Höhepunkt darf man auch bei den Winterfestspielen (11. bis 20. Dezember) erwarten: Nach dem Bruch mit dem Mariinski-Ballett während des Ukraine-Kriegs geht man auch hier neue Wege. So gibt es neben dem Ballett „Schwanensee“ mit dem Nationalballett Bratislawa (in einer Choreografie des legendären Rudolf Nurejew) auch eine Oper: Mozarts „Zauberflöte“ in der Regie von Iván Fischer, der auch das Budapest Festival Orchestra leitet. Außerdem ist Bachs Weihnachtsoratorium zu hören – unter anderem wirkt hier der Karlsruher Gesangsprofessor Hanno Müller-Brachmann mit. Weitere Gastspiele ergänzen das Jahresprogramm.
Erstmals bietet das Festspielhaus zum Kartenkauf Themenpakete an – ergänzt durch Seminare, Führungen oder „Meet & Greets“ mit den Künstlern. Unter Titeln wie „Wagner intensiv“ oder „Oper für Einsteiger“ richten sie sich an Kenner ebenso wie an Neugierige. Damit sollen mit den Kulturangeboten künftig verstärkt auch „Orte der Begegnung“ geschaffen werden.