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Karlsruher Festival "ZeitGenuss" beginnt am 22. Oktober und geht neue Wege

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Das Festival „ZeitGenuss“ (vom 22. bis 26. Oktober in Karlsruhe) geht neue Wege: Unter dem Motto „Bring your own reality“ ist es ein Anliegen des Kulturbüros und seiner Kooperationspartner, die Konzerte für ein größeres Publikum zu öffnen und die zeitgenössische Musik künftig stärker in der Karlsruher Bevölkerung zu verankern. So gehören in diesem Jahr auch Formate wie ein Familienkonzert oder „1:1-Konzerte“ auf dem Marktplatz zum Programm, und auch der Bereich „Tanz“ ist vertreten.
Die vergangenen Festivals hat man eher als "geschlossene Veranstaltungen" für ein Nischenpublikum wahrgenommen; entsprechend begrenzt war auch der Zuspruch. Deshalb habe es zwischen den Verantwortlichen eine „freundliche Krisensitzung“ gegeben, so Kulturamtsleiterin Dominka Szope bei einer kürzlichen Pressekonferenz an der Musikhochschule Karlsruhe.

Das Festival „ZeitGenuss“ entwickelte sich aus den Europäischen Kulturtagen 2012 (diese waren damals dem Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm zu seinem 60. Geburtstag gewidmet) und geht zurück auf eine Initiative der Hochschule für Musik mit dem ehemaligen Rektor Hartmut Höll und der Stadt Karlsruhe mit der damaligen Kulturamtsleiterin Susanne Asche. Zuletzt konzentrierte sich das ursprünglich einwöchige Festival nur noch auf wenige Tage und wurde von den jeweiligen Künstlern, die im Mittelpunkt standen, selbst kuratiert.

Inzwischen wird „ZeitGenuss“ vom Karlsruher Kulturbüro verantwortet; den Kreis der Kooperationspartner hat man erweitert und somit neue Spielorte geschaffen: Neben der Musikhochschule, dem ZKM oder der Evangelischen Stadtkirche sind dies nun auch das Tollhaus und die Staatliche Kunsthalle.

Kuratorin ist die Berliner Pianistin und Kammermusikerin Marlene Heiß, die das Festival sozusagen als „Außenstehende“ aus einer anderen Perspektive sieht – mit „freudiger Neugierde“, wie sie selbst sagt. Hierbei ergibt sich eine Spannung: Das Programm soll einerseits nicht nur Mitglieder einer „exklusiven Szene“ ansprechen, andererseits soll diese Öffnung aber auch keine „Verflachung“ bedeuten. Denn experimentelle Kunstformen sind grundsätzlich nicht für den „Mainstream“ gedacht.
Dennoch: Zum ersten Mal verlässt „ZeitGenuss“ den Konzertsaal und möchte stattdessen einen offenen Kulturraum schaffen; die einzelnen Veranstaltungen werden niedrigschwellig bei freiem Eintritt angeboten. Eine Ausnahme ist die Tanz-Performance „Wunden“ in der Orangerie der Staatlichen Kunsthalle am 24. Oktober.

„ZeitGenuss“ möchte auf verschiedene Art den gesellschaftlichen Spaltungen entgegen treten. Die „eigene Realität“, die der Titel benennt, soll dabei mitten ins Geschehen eingebracht werden: „als Frage, als Haltung, als Klang“, so liest man im Programmheft. Ein Ziel des Festivals sind aber auch Vernetzungen und Synergien angesichts der Kürzungen im Kulturbereich. 

Insgesamt 21 Konzerte laden dazu ein. Den Anfang machen die interaktive Installation „Substance“ im Tollhaus (22. Oktober, ab 18 Uhr) und die Performance „I am from nowhere“ um 19 Uhr: Hier geht es um Themen wie Heimat, Exil, Identitätssuche; die Texte vermischen sich dabei mit Kompositionen verschiedener Kulturen.
Unter dem Motto „The day fanny mendelssohn died“ lädt das Duo LAB51 am 23. Oktober an die Musikhochschule Karlsruhe: „Der Salon ist nicht mehr sicher und gemütlich wie zu Zeiten des Biedermeier“, heißt es dazu im Begleittext. Am 24. Oktober gibt es am ZKM ab 14.30 Uhr „Pop-up-Konzerte“ mit Improvisationen, wobei das Publikum hier aktiv eingebunden werden soll, und auch die Karlsruher Innenstadt wird zur „Sonic City“.

Ein Konzert des CoroPiccolo in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe unter dem Titel „frieden-raum-zeit“ (25. Oktober, 14.30 Uhr) ist erinnert an den verstorbenen Wolfgang Rihm, ansonsten gibt es täglich so genannte „1:1-Konzerte“, die ein persönliches Konzerterlebnis im transparenten Kuppelzelt auf dem Marktplatz schaffen wollen. Das Familienkonzert "Speaking drums" am 26. Oktober (Musikhochschule, 13 und 15 Uhr) beschäftigt sich mit Sprachrhythmen, die auf Schlag-Instrumente übertragen werden - und zwar so, dass alle "mitplappern können".
Das genaue Programm und weitere Informationen gibt es unter: https://kulturbuero.karlsruhe.de/schwerpunkte/zeitgenuss-festival-fuer-musik-unserer-zeit