Skip to main content

Festspielhaus Baden-Baden: Jugendliche gestalten virtuelle Oper/ am kommenden Sonntag als Livestream zu sehen

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Was vor knapp zehn Jahren mit dem „Meisterklassenzimmer“ (einer „Geigenstunde“ mit Anne-Sophie Mutter für Grundschüler) begann, das spielt sich am kommenden Sonntag auf der Ebene einer virtuellen, interaktiven Oper ab - und diese Oper ist noch dazu von Jugendlichen für Jugendliche gestaltet. Man kann sagen: Die Vermittlungsprojekte des Festspielhauses Baden-Baden, die von der Felicitas und Werner Egerland Stiftung unterstützt werden, sind zunehmend experimenteller; sie lösen sich ab von den üblichen Bühnenformaten und wollen gerade dadurch die Kreativität der Schüler und vor allem das Interesse am Musiktheater wecken.
Bereits vor einigen Jahren durften Schulklassen auf der Festspielhausbühne die Geschichte der „Odyssee“ unter professioneller Anleitung neu erzählen. 2019 entstand das Format „Diggin‘ Opera“, bei dem sich Jugendliche selbst als „Operngräber“ zeigen durften: Ideen und Situationen aus der eigenen Lebenswirklichkeit wurden bühnenfertig aufbereitet, auch musikalische Motive und Rhythmen dachten sich die Schüler aus; anschließend wurden die Ideen von einem Team aus Musikern in eine spiel– und singbare Partitur übertragen. Jetzt findet das Ganze eine Fortsetzung, und zwar mit 30 Schülerinnen und Schülern aus Offenburg und Limerick (Irland): Zwar ist „Diggin‘ Opera II“ analog auf der Bühne nicht umsetzbar, doch der digitale Raum schafft dafür Nähe über die räumliche Distanz hinweg.
„Eine digitale Oper – das ist die innovative Antwort im Bereich dessen, was wir derzeit machen können,“ sagte Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa im Rahmen einer Video-Pressekonferenz. Er sieht das Festspielhaus Baden-Baden deshalb auch als eine Art „Labor für digitale Kunst“. Grundlage für die Oper mit dem Titel „Things fall apart“ ist das Gedicht „The Second Coming“ von William Butler Yeats. Der Autor bezog sein Werk ebenfalls auf eine pandemische Situation, nämlich auf die Spanische Grippe von 1918/19.
Die Umsetzung im digitalen Raum begleiten Marcel Karnapke und Björn Lengers („Cyberräuber“) gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Rob Doornbos; der israelische Komponist Micha Kaplan schrieb die Musik dazu. Gemeinsam mit dem Künstler-Team entwickelten die Jugendlichen thematische, musikalische und szenische Ideen in Bezug auf die momentane Situation. Manche Elemente entstehen in der Live-Inszenierung auf der Bühne in Echtzeit, andere wiederum haben die Akteure in den wöchentlichen Proben vorab aufgezeichnet. Unter anderem wurden hierfür 3D-Objekte und Skulpturen erstellt, die als Bühnenbild, Kostüm oder Requisite genutzt werden.
Derzeit läuft die heiße Phase der Endproben, und wie sie nun aussehen kann, diese „virtuelle Oper“ aus verschiedensten Elementen - das kann man am Sonntag, den 25. April ab 18 Uhr über die Website des Festspielhauses im Live-Stream verfolgen.