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"Europäische Kulturtage": Festival als Digitalformat

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Als im vergangenen Jahr die Europäischen Kulturtage abgesagt wurden, da hieß es seitens der Veranstalter, dass man beim kommenden Festival die Erfahrungen aus der coronabedingten Bewährungsprobe berücksichtigen wolle. Zum 25. Jubiläum hält diese Bewährungsprobe zwar noch an, doch keinesfalls sollte das Festival erneut der Pandemie zum Opfer fallen, zumal es mittlerweile genügend erprobte Digital-Formate gibt: Unter dem Titel „Europa – ein Versprechen“ sind vom 2. bis 16. Mai Veranstaltungen aus den Bereichen Theater, Film, Literatur und Musik vorgesehen – das alles geht online (über den Youtube-Kanal "EKT TV") über die Bühne. Dazu gibt es etliche Ausstellungen; manches davon soll analog gezeigt sollen, denn: „Die Museen werden auch wieder öffnen“, so Kulturamtsleiterin Susanne Asche auf der gestrigen Video-Pressekonferenz. „Während der Planungen lernten wir, mit dem Unplanbaren zu leben und zu denken – nun sind wir völlig aufgelöst im digitalen Raum.“ Mit insgesamt 30 Partnern habe man neue Formate in neuen Techniken erarbeitet, erzählt Susanne Asche.
Das wichtigste Versprechen Europas, so Bürgermeister Albert Käuflein, seien die offenen Grenzen, was sich jedoch in Krisenzeiten nicht mehr als selbstverständlich erwiesen habe. „Die Inzidenzwerte haben uns um Jahrzehnte zurückversetzt“, sagt Käuflein, plötzlich erkenne man das „Erstarken zentrifugaler Kräfte“. Man müsse diesen erosiven, radikalen Kräften etwas entgegen setzen und deshalb die Frage stellen, „wie es um das europäische Versprechen steht“.
Am 2. Mai um 18 Uhr werden die Kulturtage mit einem Vortrag von Leoluca Orlando, dem Bürgermeister von Palermo, eröffnet. Orlando setzte sich für die Aufnahme von Flüchtlingen ein und engagiert sich ebenso im Kampf gegen die Mafia. Die Ausstellung „Alle nach Oberreut!“ nimmt einen Karlsruher Stadtteil in den Blick, in dem Menschen mit unterschiedlichsten Wurzeln leben, und die Städtische Galerie widmet sich unter dem Titel „Verborgene Spuren“ jüdischen Künstlern und Architekten zwischen 1900 und 1950. Das Staatstheater Karlsruhe zeigt die Mono-Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Grigory Frid in einer filmischen Umsetzung, und auch Konzerte widmen sich dem europäischen Thema: So gestaltet die türkische Mezzosopranistin Dilara Bastar einen internationalen Liederabend, das Gambenconsort „Les Escapades“ spielt Renaissance-Musik aus England, Spanien, Frankreich und Deutschland. Die Pianistin Heike Bleckmann nimmt sich schließlich einer großen Europäerin des 19. Jahrhunderts an: der Musikerin und Pädagogin Pauline Viardot-Garcia. Daneben gibt es statt eines Festival-Programms ein Lesebuch mit Essays und Stellungnahmen.
Doch bei allen digitalen Möglichkeiten bleibt die Frage: Wie schafft man Begegnungen? „Was fehlt, sind momentan die vollen Sessel“, bringt es Sonja Walter, Chefdramaturgin des Staatstheaters, auf den Punkt. Deshalb wurden entsprechende Möglichkeiten des Austauschs geschaffen, sogar das „Festivalcafé“ wird ins Netz verlegt.
Sämtliche Informationen sowie das vollständige Programm findet man unter www.europaeische-kulturtage.de. Die Veranstalter empfehlen, sich tagesaktuell zu informieren.