Der Baden-Badener Beethoven-Zyklus vom 2. bis zum 10. Juli, bei dem Yannick Nézet-Séguin mit dem Chamber Orchestra of Europe sämtliche Sinfonien Beethovens beleuchtet – er ist sozusagen der Auftakt zu einer (hoffentlich) post-pandemischen Spielzeit. „Heute ist ein historisches Datum: Endlich haben wir etwas anzukündigen, das nichts mit Corona zu tun hat, sondern nur mit Musik“, gab Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa seiner Freude bei der gestrigen Video-Pressekonferenz Ausdruck. Trotzdem bete er nach wie vor darum, dass es realisiert werden könne; „denn die Hürden der letzten Zeit – das hat uns aufgerieben“. Freilich sei dieses Projekt eine „immense finanzielle Herausforderung“, dennoch habe es nie „eine Sekunde des Zweifels gegeben, dass wir das machen“.
Vom ursprünglich vorgesehenen Brahms hat man auf Beethoven „umgestellt“, denn Beethoven sei sicher „das größte Corona-Opfer“. Daran, dass sein Jubiläum mehr oder weniger vollständig ausfiel, ändern auch Projekte wie der kürzlich auf ARTE ausgestrahlte europaweite Zyklus nichts.
Auch Dirigent Yannick Nézet-Séguin – der Musikchef der New Yorker Metropolitan Opera gastiert mit dem Chamber Orchestra of Europe regelmäßig an der Oos – ist glücklich darüber, dass die Konzerte „tatsächlich stattfinden“. So viele Absagen habe es in der letzten Zeit gegeben, so viele Erwartungen, die sich nicht erfüllten. Ebenso zeigte er sich „dankbar“ gegenüber dem Orchester, dass es dieses Projekt trotz schwieriger Umstände ermögliche: Denn die Musiker kommen aus ganz Europa, die Pandemie-Lage stellt sich überall anders dar. Individuell konnte man je nach Situation zwar musizieren, gesehen aber haben sich die Orchestermitglieder schon lange nicht mehr. „Für jedes Projekt bringt man Opfer, aber das tut man gerne“, sagte Enno Senft, Kontrabassist im Chamber Orchestra of Europe. Im Laufe seiner vierzigjährigen Geschichte habe das Ensemble außerdem immer wieder mit Hürden wie Zollbestimmungen oder unterschiedlichen Währungen zu tun gehabt. „Jetzt freuen wir uns einfach, dass wir uns wieder treffen.“
Der gesamte Zyklus sei „eine sportliche Herausforderung“, räumte Senft ein; „eigentlich ist das ein Wahnsinn – aber diesen Wahnsinn darf man ruhig auch hören. Es ist ein Kampf, dass man es irgendwie durchhält, doch das gibt auch eine besondere Energie“.
Ein solcher „Kampf“ passt schließlich auch zu Beethoven; überhaupt sei seine Musik, so empfindet auch Yannick Nézet-Séguin, geradezu prädestiniert für Zeiten wie diese. Denn hier gehe es ebenfalls um die Auseinandersetzung mit Widrigkeiten, um „den Sieg über die Herausforderungen“. Ein kompletter Beethoven-Zyklus, sagt Nézet-Séguin, biete zudem die Möglichkeit, in den Kosmos des Komponisten wirklich einzutauchen. Dass man dabei nicht chronologisch vorgeht, hat einen guten Grund: „Beethoven hat das Etablierte erschüttert, er stellt Fragen an die Hörer“, sagt der Dirigent. Indem man den Zyklus aufbreche, könne man Kontraste besser schärfen, Entwicklungen gegenüberstellen. Dazwischen, am 3. Juli, setzt sich der Dirigent in einem Liederabend mit der Mezzosopranistin Joyce DiDonato selbst ans Klavier – in Schuberts „Winterreise“. Auch diese Idee reifte in Baden-Baden.
Seit kurzem ist das Festival als weiteres Modell-Projekt mit mindestens 500 Besuchern zugelassen; weitere Karten für den Beethoven-Zyklus sind ab sofort erhältlich. (Informationen unter www.festspielhaus.de)
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