Eindrücke vom Festival "ZeitGenuss": Konzert mit dem Trio Accanto

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Das diesjährige Festival „ZeitGenuss“ - eine Kooperation der Stadt Karlsruhe und der Musikhochschule - wird in diesem Jahr kuratiert von der britischen Komponistin Rebecca Saunders, die unter anderem bei Wolfgang Rihm studiert hat. Ihr Werk steht im Mittelpunkt der viertägigen Veranstaltungsreihe; zu Gast war jetzt das Trio Accanto (Marcus Weiss, Saxophon, Nicolas Hodges, Klavier und Christian Dierstein, Schlagzeug) in der Evangelischen Stadtkirche mit einem Programm unter dem Titel „Shadows“ - benannt nach einem Stück von Rebecca Saunders für Klavier solo.
In diesem Programm ging es auch um Lebenserfahrungen voller Schatten und Dunkelheit – etwa zum Beispiel um das Leid der Menschen im Syrien-Krieg. Ein Zeitungsbericht und ein Text aus dem Gilgamesch-Epos sind die Grundlage für „Basar Aleppo oder die Straße nach Tyros“ von Rolf Riehm: Das Stück für Klavier, Marimbaphon und Zuspielungen hat einen abweisenden, zerstörerischen Charakter voller Stampfen und Getöse, ausgelöst durch die zugespielten Textpassagen und nur gelegentlich unterbrochen durch weiche und gedämpfte Marimba-Klänge.
Mit einem „akustischen Schatten“ setzt sich hingegen Rebecca Saunders in „shadow“ für Klavier solo auseinander; ein solcher „Schatten“ entsteht, wenn der gesamte Schall reflektiert wird und es keine Echo-Wirkungen gibt. Man hört scharfe Hell-Dunkel-Kontraste; Obertöne, die sich vermischen, dazu düstere, dröhnende Akkorde und Klänge, die über dem Bassgemurmel schweben.
Der Charakter des fragilen „Plan and Section of the same reservoir“ von Evan Johnson ist hingegen nicht wirklich auszumachen – denn die kaum wahrnehmbaren Akkorde, die Schleif- und Luftgeräusche (in Schlagwerk und Klarinette) vermischen sich mit den lauten Klängen, die vom Marktplatz her zu hören sind.
Rotierende Bewegungen und Skalen, dazu besondere Klangeffekte durch Cluster, extreme Schärfen oder schwebende Akkorde machen die Sonate Nr. 6 von Galina Ustwolskaja aus. Luftig und durchsichtig, von einer feinen Textur hingegen ist „mute materie“ (ein Präludium und zwei Echos für Altsaxophon) von Nadir Vassena. Es zwingt laut Programmheft den Instrumentalisten dazu, „die eigene instrumentale Technik neu zu erfinden“; zu hören sind unter anderem nervös umherflirrende Klänge.
Das Stück „That Time“ (nach Samuel Beckett) schrieb wiederum Rebecca Saunders für das Trio Accanto. Hier hört man zunächst eigenartige Mischungen aus Klängen, die im Raum schweben; später verdichtet sich all das zu dumpfen, maschinenartigen Geräuschen, zu scharfen Klangsplittern, aggressiven, peitschenden Schlägen – bis mit einem Klangschweif im Saxofon der Abend ausklingt.
Das Abschlusskonzert am 24.10. um 18 Uhr in der Christuskirche Karlsruhe („Sound Spaces II – Klangräume“) gestaltet das Aleph Gitarrenquartett, das Ensemble TEMA und der Kammerchor der Christuskirche unter der Leitung von Benjamin Hartmann.

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