Baden-Baden stärkt im neuen Programm den Festspiel-Gedanken/ Vorverkauf ab Montag
In Baden-Baden bei will man künftig den Festspielgedanken „neu fassen“: Bei einer Pressekonferenz im Festspielhaus hat Intendant Benedikt Stampa gestern das vollständige Jahresprogramm für 2022 vorgestellt. Zudem will man auf diese Weise den steigenden Inzidenzen und der allgemeinen Ratlosigkeit mit „Optimismus und Visionen“ begegnen, wie Stampa erläutert. „Angriff“ und „volle Kraft voraus“ sei jetzt das Gebot der Stunde - „ähnlich wie beim Fußball“.
Ermutigend sei zudem die Tatsache, dass der Vorverkauf „solide bis gut“ läuft; allein 5000 Tickets für die Berliner Philharmoniker sowie 3000 Tickets für die Konzerte mit Teodor Currentzis seien innerhalb weniger Wochen verkauft worden.
Das vorgestellte Programm ist das Ergebnis einen „eineinhalbjährigen kreativen Prozesses“ – und es überzeugt durch ein erweitertes, attraktives Konzept: Wie bereits mehrfach angekündigt, soll dabei die Kurstadt als Sehnsuchtsort und als einstige „Sommerhauptstadt Europas“ gestärkt werden; dieser Gedanke soll das Programm in Zukunft wie eine Art „Leitmotiv“ durchziehen.
Acht Festivals stehen dabei im Zentrum: Neben den bisherigen Oster- und Pfingstfestspielen (mit den Berliner Philharmonikern und dem SWR Symphonieorchester) sowie dem neu ins Leben gerufenen herbstlichen Tanzfestival mit John Neumeier sind dies unter anderem die Sommerfestspiele, die künftig unter dem Namen „La Capitale d‘ été“ über die Bühne gehen: Gestaltet werden sie von Yannick Nézet-Seguin und dem Chamber Orchestra of Europe, und auf dem Programm stehen Komponisten, die früher in Baden-Baden den Ruf der „Sommerhauptstadt“ begründen, wie etwa Johannes Brahms, Clara und Robert Schumann, dazu deren weitgehend unbekannte Zeitgenossin Louise Farrenc.
Auch die von Thomas Hengelbrock kuratierten Herbstfestspiele spiegeln diesen Gedanken: Der Titel „La Grande Gare“ soll die Achse nach Paris stärken und verweist darauf, dass sich im beginnenden Eisenbahnzeitalter in Baden-Baden einst Größen wie Dichter und Musiker trafen – so, wie sich heutzutage in Baden-Baden Künstler aus aller Welt „die Klinke in die Hand“ geben. Auch junge, aufstrebende Stars bekommen dabei ein Podium, und der europäische Gedanke soll sich künftig auch in Gesprächskreisen niederschlagen. Zu diesem „europäischen Gedanken“ gehört in Baden-Baden auch die Beziehung zu Russland; das Festival „Russischer Winter“ (das traditionelle Gastspiel des Mariinski-Theaters) bringt dies zum Ausdruck.
Außerdem durchzieht der Gedanke der „Partizipation“ das Festspiel-Programm: Ein eigenes Festival im Februar steht unter dem Motto „Takeover“ („Die Jugend übernimmt das Festspielhaus“). Dabei ist Techno-Jazz oder Samba zu erleben – doch dies nicht nur aus der Distanz, sondern zum Mitmachen, was die Nähe zu den Künstlern stärken soll. Auch Baden-Badens reizvolle Umgebung wird mit einbezogen; so sucht beispielsweise das Angebot „Wandern mit dem DJ“ nach einer Verbindung zwischen Natur und Kultur.
Doch das Thema „Partizipation“ (Stampa bezeichnet dies als „Festspielhaus-DNA“) betrifft nicht nur die Jugend, sondern auch ältere Generationen: Im Rahmen der Herbstfestspiele ist zum Beispiel ein deutsch-französischer Projektchor mit anschließendem Konzert geplant; professionell begleitet wird er durch den Balthasar-Neumann-Chor. Benedikt Stampa betont, er erwarte, „dass sich die Künstlerinnen und Künstler solchen Ideen öffnen.“
Der Vorverkauf für das neue Programm beginnt am Montag, den 22. November.