Festspielhaus stellt Zusammenarbeit mit Valery Gergiev "bis auf weiteres" ein/ Intendant sucht Gespräch mit Anna Netrebko
(red.) Auch das Festspielhaus Baden-Baden reagiert auf die aktuellen Ereignisse und stellt die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Valery Gergiev bis auf weiteres ein. So lautet eine vom Stiftungsvorstand der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden und der Intendanz gemeinsam getroffene Entscheidung. „Die mangelnde Distanz von Herrn Gergiev zum aktuellen menschenverachtenden Vorgehen des russischen Präsidenten hat für uns den Ausschlag gegeben. Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte“, wird Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa in einer Presseerklärung des Hauses zitiert. „Es schmerzt uns sehr, dies mitteilen zu müssen“, so der Intendant weiter. Er habe dem Dirigenten die Gelegenheit gegeben, sich zu äußern, darauf sei jedoch keine Reaktion erfolgt.
24 Jahre lang war Valery Gergiev in Baden-Baden regelmäßig zu Gast mit dem Mariinsky Theater, dessen Intendant und Chefdirigent er ist. 1998 war er als Dirigent des Eröffnungskonzerts des Festspielhauses für den kurz zuvor verstorbenen Sir Georg Solti eingesprungen; er unterstützte das Haus, als es kurz vor der Pleite stand. In Baden-Baden hat Gergiev seitdem zahlreiche Opern und Konzerte dirigiert. Auch im Juli waren Veranstaltungen mit dem Dirigenten vorgesehen.
Vor dem für den 13. April geplanten Konzert der Berliner Philharmoniker mit Anna Netrebko soll ebenfalls ein Gespräch stattfinden. Hierbei soll die russische Sopranistin die Gelegenheit erhalten, Fragen zu beantworten. Benedikt Stampa: „Wir wissen um die Gefahr, in der sich viele Personen des öffentlichen russischen Lebens gerade befinden, und behalten uns alle Optionen vor.“
Der Festspielhaus-Intendant betont jedoch, dass man der russischen Musik und russischen Künstlerinnen und Künstlern in Baden-Baden weiterhin ein internationales Podium bieten wolle. Weiter heißt es in der Mitteilung: „Wir feiern im Rahmen der Osterfestspiele 2022 die Komponisten Peter Tschaikowsky und Igor Strawinsky. Damit übernehmen wir und alle ausführenden Künstlerinnen und Künstler Verantwortung für das friedliche kulturelle Miteinander in West- und Osteuropa.“