"Presence": Neues Pfingst-Festival im Festspielhaus Baden-Baden startet am 28. Mai
„Presence“ - so heißen die Baden-Badener Pfingstfestspiele in der neuen Programmstruktur des Festspielhauses. Im Zentrum steht dabei das SWR Symphonieorchester; die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der baden-württembergischen Rundfunkorchester soll an dieser Stelle (in der Nachfolge der ehemaligen Herbert-von-Karajan-Pfingstfestspiele) ein neues Festival erhalten.
Der Name „Presence“ passt in vielerlei Hinsicht: Nach zweijähriger Corona-Pause zeigt man nun in Baden-Baden wieder „Präsenz“. Zudem steckt die Musik der Gegenwart tief in der DNA des SWR-Klangkörpers: Hier denkt man beispielsweise an die Verbundenheit mit dem Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez, der in Baden-Baden lebte, oder an die zahlreichen Uraufführungen des ehemaligen SWF Sinfonieorchesters. Auch die Stadt Baden-Baden war immer wieder Schauplatz zeitgenössischer Musikfeste, und den Begriff des „Festspiels“ prägte einst Hector Berlioz im 19. Jahrhundert, der ebenfalls in Baden-Baden dirigierte.
In diese Musiktradition reihen sich nun die Pfingstfestspiele vom 28. Mai bis zum 6. Juni 2022. Die Vorfreude sei riesig; vor allem aber die „Dankbarkeit“, nach der Pause wieder spielen zu können, und die damit verbundene Demut, bekräftigten SWR-Intendant Kai Gniffke und Sabrina Haane (die neue Gesamtleiterin des SWR Symphonieorchesters) auf der gestrigen Pressekonferenz im Festspielhaus Baden-Baden.
Das Programm der Pfingstfestspiele wird von Komponisten geprägt, die zu ihrer Zeit jeweils als Wegbereiter der Moderne galten: Ludwig van Beethoven, Richard Wagner oder Gustav Mahler – seine siebte Sinfonie ist zur Eröffnung zu hören; dieses Konzert bestreitet Francois-Xavier Roth, bis zur Orchesterfusion war er Chef des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Er wird dieses Werk erstmals dirigieren.
Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja ist dem SWR Symphonieorchester ebenfalls verbunden: Sie spielt unter anderem das Violinkonzert des Komponisten und Dirigenten Esa-Pekka Salonen, dem ein Schwerpunkt im Programm gewidmet ist. Es sei nicht nachzuvollziehen, so Sabrina Haane, weshalb der Finne im Konzertgeschehen nicht präsenter sei.
In einem Film- und Kammermusikprojekt ist Patricia Kopatchinskaja zudem mit der dadaistischen „Ursonate“ von Kurt Schwitters zu hören: 1932 wurde das Stück erstmals vom damaligen Reichsrundfunksender Stuttgart aufgenommen.
Ähnlich wie die Berliner Symphoniker möchten sich auch die Musiker des SWR Symphonieorchesters in der Stadt präsent zeigen. So bietet beispielsweise Ein Late-Night-Programm in Brenner' s Parkhotel einen Abend mit Jazzmusik. Das Format „Classic Mobil“ wiederum bringt Musik an Orte, an denen normalerweise an Konzerte nicht zu denken ist – etwa in Pflegeeinrichtungen. Auch das Thema „Partizipation“ nimmt einen gewissen Raum ein: Im Rahmen des Musikvermittlungsprogramms des SWR Symphonieorchesters können beispielsweise junge Menschen ihr ganz eigenes Konzertprojekt mit Musikerinnen und Musikern des SWR entwerfen. Die Workshops beginnen bereits am 11. Mai.
Daneben soll für Kinder im Grundschulalter eine Mitmach-Möglichkeit im neuen Festival entstehen.