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Jugend musiziert: Hervorragende Leistungen auch beim dritten Preisträgerkonzert

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

„Jugend musiziert“, vor 60 Jahren erstmals ausgetragen, ist zweifellos ein Erfolgsmodell: Kaum eine professionelle Karriere ist heutzutage denkbar, ohne hier reüssiert zu haben. Der Wettbewerb sei eine „Bühne“, so betonte Marie-Susan Weber (Landesmusikrat Baden-Württemberg) beim dritten Preisträgerkonzert im Rahmen des Regionalwettbewerbs. Doch ebenso wichtig sei die Möglichkeit, sich einer Fachjury vorzustellen und „Feedback von den Profis“ zu bekommen, dabei Netzwerke zu schaffen und sich gegenseitig auszutauschen: So gebe es gerade beim Kammermusikwettbewerb den Willen, voneinander zu lernen und sich zu anspornen zu lassen. Über die Jahre ist der Wettbewerb enorm gewachsen: Anfangs verzeichnete man beim Bundeswettbewerb 100 Teilnehmer, 2022 waren es 2312.
Der Regionalwettbewerb Karlsruhe-Stadt wird außerdem durch das Badische Staatstheater begleitet: Im Kleinen Haus durften sich die jungen Preisträgerinnen und Preisträger bei einer Matinee präsentieren. Es sei „schön und beglückend“, so Ilka Fritsch, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros, dass hier „Karrieren begründet“ würden und dass viele dem Wettbewerb treu blieben. Klavierprofessorin Sontraud Speidel, Vorsitzende des Regionalausschusses, lobte dabei die Leistungsfähigkeit der zum Teil noch sehr jungen Künstlerinnen und Künstler, bei denen das Üben bereits zum „Lebensrhythmus“ gehöre: „Frau Musica“, so Speidel, sei „sehr fordernd“. Sie verlange Konzentration, Zeit und Geduld – belohne dies aber mit Freude und Erfüllung.
„Sie hören jetzt die besten Nachwuchsmusiker unserer Stadt!“ versprach die Pädagogin, und das war keinesfalls übertrieben: Diejenigen, die mit ersten Preisen bedacht worden waren und ihr Können in den Kategorien Klavier, Harfe, Gesang und Streichensemble zeigten – sie bewiesen ein staunenswertes Gespür für musikalische Verläufe und präsentierten sich technisch äußerst versiert. So zum Beispiel Sarah Hanyue Wang in der Sonate cis-moll op. 7 von Carl Czerny: Die Schülerin spielt das „Prestissimo agitato“ mit der gebotenen Dramatik und mit runden Läufen und Akkorden. Gleiches gilt für Yiyi Cao, der in Haydns „Scherzo“ (Hob. XVI:9) und einem „Kleinen Lied“ (op. 27) von Dmitri Kabalewski einerseits mit Kraft und Klarheit, andererseits mit lyrischen Qualitäten überzeugt. Mit Leichtigkeit und ausgesprochen schöner Phrasierung gelingt Rosa Löffler die „Allemande“ aus Bachs französischer Suite Nr. 5., und auch bei Lucius Wang ist Bach (das Präludium und die Fughetta G-Dur) in guten Händen: Der junge Künstler gestaltet die Stimmen federnd, differenziert und souverän. Selbstbewusst setzt sich Ella Friederike von Rudloff mit einem Zeitgenossen auseinander – mit Helmut Lachenmanns „Hänschen klein“, während Ih-Ruhn Katharina Jung ebenfalls mit Klarheit und Präzision überzeugt: Die Sechzehntel-Staccati in „Le petit ane blanc“ von Jacques Ibert kommen wie ein Uhrwerk. Danach staunt man über Luise Bold und ihre vitalen Läufe, ihre weiche Melodik in der Sonatine C-Dur (3. Satz) von Aram Chatschaturjan.
Bei Julia Maui Oberdorf glitzern zarte Figuren im Diskant („Die Blumen der kleinen Ida“ von Sergej Bortkiewicz); markant und gestochen scharf präsentiert Eren Parmakerli Mozarts „Alla turca“ aus der Sonate KV 331. Die Sanglichkeit in der Musik von Frédéric Chopin (in seiner Etüde f-moll op. 25,2) bringt Clara Wißmann fabelhaft zum Ausdruck, und das Cello-Duo Lukas Kessler und Corylus Wolff zeigt im Duett G-Dur op. 156 von Friedrich August Kummer ein gutes Gespür für das Musizieren im Ensemble.
Große technische Reife beweist Julius Dehnen mit behänden Läufen in Béla Bartóks anspruchsvoller „Suite for Piano“ op. 14; lyrisch, weich und elegant spielt Andromache Kammenos „Caprices de la mer“ von Sergej Bortkievicz, und auch Ihor Panchenko durchdringt Bachs Präludium und Fuge h-moll aus dem „Wohltemperierten Klavier" (II) mit Klarheit und großem Können. Rhythmisch pointiert spielt Zhiting Wang Alberto Ginasteras „Danza del gaucho matrero“; die Verbindung aus rhythmischer Markanz und weichen Bögen gelingt Georg Schäfer in der teils jazzig anmutenden Konzertetüde („Toccatina“) von Nikolai Kapustin. Felicia Kraft überzeugt an der Harfe in der Ballade c-moll von Jacques Ibert mit zarten Figuren, und aufhorchen lassen auch die beiden Sopranistinnen Alma Unseld („Aquaralles“ von Claude Débussy) und Katharina Bierweiler („Dein blaues Auge“ von Johannes Brahms): Sie begeistern mit feiner Stimmführung und mit reifer Musikalität. Begleitet werden sie ebenso empfindsam von Hana Kang und Lisa Golovnenko. Ein keckes, munter parlierendes Bläsertrio (Anna Mai Johannsen und Sophie Zelt, Oboen und Charlotte Mac-Carty, Englischhorn) beendet den vergnüglichen Vormittag mit „Luckbarrow Dance“ Nr. III von Paul Reade. (Hinweis: Der Landeswettbewerb findet vom 22. bis 26. März in Künzelsau statt).