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Händel-Festspiele 2023 beleuchten den Komponisten im Kontext seiner Zeit

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Das hatte man vermisst in den vergangenen Jahren: Ein Festival, das über die reinen Händel-Aufführungen im gewohnten Format hinausgeht.
Vielen Besuchern der Karlsruher Händel-Festspiele ist höchstwahrscheinlich noch die aufwändige Produktion „Radamisto“ in historischen Kostümen und barocker Gestik am Staatstheater Karlsruhe in Erinnerung; sie sorgte im Jahr 2009 für überregionales Aufsehen. Das letzte Festival vor dem Corona-Lockdown griff im Symposium der Händel-Akademie dann den Tolomeo-Stoff auf und betrachtete ihn in seinem geschichtlichen Kontext - dabei das Opernschaffen von Domenico Scarlatti in betrachtend, der sich diesem Thema ebenfalls zuwandte.
Nun, da sich Staatstheater-Intendant Ulrich Peters erstmals gemeinsam mit Operndirektorin Nicole Braunger verantwortlich für die Händel-Festspiele zeichnet, steht tatsächlich Besonderes auf dem Programm beim kommenden Festival vom 17. Februar bis 3. März 2023. Dass dem Intendanten Händel wirklich „ein Anliegen ist“ (schon zwischen 1997 und 1999 leitete er die Karlsruher Festspiele), war auf der gestrigen Pressekonferenz deutlich zu spüren: Denn nicht nur Händel, sondern auch seine Zeitgenossen werden in den Blick genommen. Erleichternd kommt hinzu, dass im Kulturleben nach all den Unwägbarkeiten der vergangenen Jahre nun fast wieder Normalbetrieb herrscht.
Die markgräfliche Krone, welche den Programmflyer ziert, verweist bereits auf Opulenz und höfische Pracht – und so steht diesmal als Hauptproduktion die Händel-Oper „Ottone, Re di Germania“ auf dem Spielplan (Premiere: 17. Februar 2023). Die Inszenierung dieses Dramas rund um Liebeswirren und Intrigen übernimmt Carlos Wagner; die Titelpartie singt Max Emanuel Cencic.
Eher sparsam hat Händel hier zwar die Instrumentierung gehalten, doch umso mehr, so verspricht Nicole Braunger, „bleibt Raum für Seelenschilderungen“. Wieder aufgenommen wird zudem die Oper „Hercules“, nun jedoch mit Kristina Hammerström als eifersüchtige Gattin Dejanira, und das Symposium der Händel-Akademie (künstlerische Leitung: Thomas Seedorf) betrachtet am 18. Februar unter dem Motto „Händels barockes Mittelalter“ das Interesse des Komponisten und seiner italienischen Kollegen an antiken Stoffen.
Das Gala-Konzert „Metastasio vincit omnia“ (ebenfalls am 18. Februar) gilt dem berühmtesen Textdichter seiner Zeit, Pietro Metastasio, genauer: dem Opernstoff „Siroe, re di Persia“. Dieser Stoff wurde nicht nur von Händel, sondern auch von Johann Adolph Hasse und Nicolo Antonio Porpora nach Metastasios Libretto vertont. Die Leitung hat Attilio Cremonesi; er wird ebenso beim Oratorium „La Resurrezione“ (26. Februar) am Pult stehen. Ihm zur Seite musiziert das Händelfestspielorchester Halle.
Diese Kooperation ist der Karlsruher Händel-Gesellschaft zu verdanken, die ansonsten erneut den Jugendwettbewerb veranstaltet (Preisträgerkonzert am 19. Februar). Auch ein Ökumenischer Festgottesdienst, bei dem Händels Musik liturgisch eingebunden wird, steht am 26. Februar in der Evangelischen Stadtkirche auf dem Programm. Dieser Gottesdienst, ebenfalls eine Initiative der Händel-Gesellschaft, ist auch im Live-Stream zu verfolgen.
Das Kammerkonzert der Deutschen Händel-Solisten (20. Februar) widmet sich dem Thema „Händel und Rom“; das Konzert „Aliens in London“ (22. Februar, Christuskirche) mit dem Ensemble „Les Abbagliati“ beleuchtet die Musikstadt London und ihre Künstler verschiedenster Herkunft.
Unter der Leitung von Christian-Markus Raiser stellen das Karlsruher Barockorchester und der CoroPiccolo Händels „Dettinger Te Deum“ dem Werk von Jan Dismas Zelenka gegenüber (28. Februar), und ein besonderes „Schmankerl“ verspricht Ulrich Peters mit dem Abend „Barock meets Jazz“ (25. Februar): Hier sollen barocke Themen unter anderem durch Jazz-Improvisationen neu beleuchtet werden.
(Weitere Informationen unter www.staatstheater.karlsruhe.de)