Kritik
Mit Klarheit und Brillanz
| Christine Gehringer | Kritik
Claire Huangci spielte bei den Bruchsaler Schlosskonzerten
Die amerikanische Pianistin Claire Huangci war bereits vor kurzem in Karlsruhe beim Konzert der Staatskapelle zu erleben; nun gab sie einen Klavierabend im Rahmen der Bruchsaler Schlosskonzerte – mit einer interessanten Verbindung zwischen Frédéric Chopin und Sergej Rachmaninow, dessen 150. Geburtstag die Musikwelt in diesem Jahr feiert.
Von Finsternis und tiefer Not
| Christine Gehringer | Kritik
Erste Fastenkonzerte rückten das Thema „Buße“ und die Liturgie der Kartage in den Mittelpunkt
Der Kammerchor Cantus Solis mit einem "Tenebrae"-Konzert und Musik von Tomas Luis de Victoria in der Stadtkirche Durlach (Foto: Gehringer)
Ungewöhnliche Konzerte gab es zu Beginn der Fastenzeit: In den Karlsruher Kirchen wurde bereits die Liturgie während der so genannten Heiligen Woche in den Blick genommen, und zwar in Vertonungen aus Spätrenaissance und Frühbarock – so, wie es der kirchlichen Tradition während der nächtlichen Stundengebete oder den Trauermetten, den „Tenebrae“, entsprach.
Nicht nur vor kurzem in der Christuskirche, sondern auch in der Stadtkirche Durlach war ein ein solches Konzert zu hören: Der Kammerchor Cantus Solis hatte sich die Responsorien aus dem „Officium Hebdomadae Sanctae“ von Tomas Luis de Victoria vorgenommen.
Zum Kreuzweg und zur Leidensgeschichte Jesu gehören aber auch Umkehr und Buße: Diesem Thema widmeten sich das Athos Ensemble und Patrick Fritz-Benzing (Orgel) mit ihrem Konzert „Aus tiefer Not“ in der Kirche St. Stephan.
Ein Abend mit spannenden Entdeckungen
| Christine Gehringer | Kritik
"Mendelssohn Plus": Das BuschKollegium musizierte in der Landesbibliothek und förderte Raritäten zu Tage
Das Karlsruher BuschKollegium, hier in der Besetzung mit Bläsern, Cello und Singstimme, beim Konzert in der Badischen Landesbibliothek (Foto: Gehringer)
Was kommt dabei heraus, wenn man ein unbekanntes Frühlingslied von Felix Mendelssohn Bartholdy zum Ausgangspunkt seiner Programmplanung nimmt? Das Karlsruher BuschKollegium, das seit rund zehn Jahren besteht und sich in wechselnder Besetzung immer wieder die Raritäten des Kammermusik-Repertoires vornimmt, wusste das anfangs vermutlich selbst nicht so genau. Doch schließlich entstand ein origineller und recht unterhaltender Abend, der - mit „Mendelssohn Plus“ überschrieben - vor kurzem in der Badischen Landesbibliothek zu hören war.
Lamentatio - ferne Klagelieder
| Claus-Dieter Hanauer | Kritik
Passionskonzert in der Karlsruher Christuskirche mit Vokalmusik der Renaissance
Einstieg in die Passionszeit an der Christuskirche Karlsruhe: Ein Vokalquintett mit Franz Vitzhum, Terry Wey, Daniel Schreiber, Sebastian Hübner und Matthias Horn bot Musik der Renaissance im abgedunkelten Kirchenraum. (Foto: Hanauer)
Mit dem italienischen „Lamento“ oder dem lateinischen „Lamentatio“ bezeichnet man in der Musik ein Klagelied, einen Klagegesang, der sich in der Renaissance als neue musikalische Gattung einbürgerte. Im Zusammenhang mit der Passion Jesu, dem Leidensweg Jesu Christi, erlangte das Lamento seine christlich-religiöse Bedeutung – der Klage über das Sterben Jesu Christi am Kreuz. In der Christuskirche war nun ein Lamento ganz eigener Art zu erleben ...
Shakespeare und altenglische Tänze
| Christine Gehringer | Kritik
KIT Konzertchor und Ensemble "RicciCapricci" boten Musik aus Großbritannien
Unter Nikolaus Indlekofer musizierte der KIT Konzertchor im Audimax des Campus Süd. (Foto: Gehringer)
Wer ein Programm mit englischer Chormusik plant, der wird zunächst einmal vor allem im Frühbarock fündig: Denn das elisabethanische Zeitalter gilt als Blütezeit der englischen Kultur; zu den berühmtesten Vertretern gehören die Komponisten William Byrd, dessen 400. Todestag in diesem Jahr begangen wird, oder der Lautenist John Dowland – und natürlich William Shakespeare. Seine Dichtung hat Komponisten durch die Jahrhunderte hindurch zu zahlreichen Vertonungen angeregt, wozu auch die Übersetzungen von August Wilhelm von Schlegel beitrugen.
Ein spannendes Programm mit vielen Werken, die bei uns auf dem Kontinent eher unbekannt sind – wie etwa manche Chormusik von Edward Elgar – war jetzt beim Semesterkonzert des KIT Konzertchors unter der Leitung von Nikolaus Indlekofer im Audimax des Campus Süd zu erleben. Das Ensemble „RicciCapricci“ sorgte für eine zusätzliche Farbe.
Musikalisches Drama zum Ostermorgen
| Christine Gehringer | Kritik
Händel-Festspiele: Oratorium "La Resurrezione" mit dem Händelfestspielorchester Halle ein musikalischer Hochgenuss
Zu Gast im Kleinen Haus des Staatstheaters: Das Händelfestspielorchester Halle unter der Leitung von Attilio Cremonesi (Foto: Felix Grünschloß)
Zwischen den Händel-Festspielstädten solle keine Konkurrenz herrschen, sondern Kooperation, befand Staatstheater-Intendant Ulrich Peters beim Auftritt des Händelfestspielorchesters Halle am vergangenen Wochenende. Und in der Tat: Das Gastspiel der „Hallenser“ unter der Leitung von Attilio Cremonesi gehörte sicher zu den Glanzpunkten des diesjährigen Festivals, das am kommenden Freitag zu Ende geht.
Cremonesi, der bereits das Gala-Konzert dirigierte hatte und der zudem das Händelfestspielorchester in Halle leitet, hatte angeboten, Händels Oratorium „La Resurrezione“ auch in Karlsruhe aufzuführen: Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erwies. Denn „La Resurrezione“ gehört zu jenen Händel-Werken, die eine größere Beachtung verdienen; die Begeisterung im Kleinen Haus war riesig.
Packende Lieder, erschütternde Kriegsbilder
| Christine Gehringer | Kritik
Erstes "Gartensaal"-Konzert im Karlsruher Schloss präsentierte Werke von Viktor Ullmann
Daniel Fueter (Sprecher) und Hartmur Höll (Klavier) mit Viktor Ullmanns Melodram "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke". (Foto: Gehringer)
Die „Gartensaalkonzerte“ im Schloss sind ein Format des Badischen Landesmuseums und der Karlsruher Musikhochschule: Zur besten Besuchszeit am Freitag Nachmittag können Museumsgäste an ausgewählten Tagen auch Musik genießen.
Mit Werken von Viktor Ullmann wurde die Reihe nun wieder eröffnet, doch schnell wurde klar: Mit einem Nachmittagskonzert „im Vorbeigehen“ hatte das nichts zu tun. Doch gerade solchen Komponisten, die wie Ullmann von den Nazis nach Theresienstadt deportiert und später in Auschwitz ermordet wurden, müsste man eigentlich Konzerte im größeren Umfang widmen. Denn ihr Werk wird nach wie vor stiefmütterlich behandelt.
Sinnfällig war es außerdem, Ullmanns Musik gerade am Jahrestag des Angriffskriegs auf die Ukraine ins Programm zu nehmen - noch dazu mit dem Melodram „Die Weise von Liebe und Tod“, das ein Schicksal aus dem Türkenkrieg thematisiert.
Impressionen aus der Musikstadt London
| Christine Gehringer | Kritik
Händel-Festspiele: "Les Abbagliati" mit ihrem Programm "Aliens in London" zu Gast in der Karlsruher Christuskirche
Das Barockensemble "Les Abbagliati", dazu die Sopranistin Gwendoline Blondeen boten Musik von Georg Friedrich Händel und seinen Zeitgenossen. (Foto: Chris Frühe)
London als Musikstadt? Zumindest im 19. Jahrhundert kann man davon nicht mehr sprechen; zudem gibt es keine bedeutenden englischen Komponisten aus jener Zeit. Ein wenig ändert sich das erst wieder mit Edward Elgar um 1900.
Zweihundert Jahre zuvor war das allerdings noch ganz anders. Um 1700 war London eine florierende Metropole, die Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa anzog. Einen Eindruck davon gaben unter dem Motto „Aliens in London“ nun das Brüsseler Ensemble „Les Abbagliati“ und die Sopranistin Gwendoline Blondeel bei ihrem äußerst reizvollen Kammerkonzert in der Christuskirche Karlsruhe – angelehnt an das bisherige Format der „Abendsterne“ bei den Händelfestspielen.