Kritik
200 Jahre - und zeitlos lebendig
| Christine Gehringer | Kritik
Schubertiade Ettlingen: Junge Duos begeisterten mit Liedern von 1820
Die Stuttgarter "Schubert-Klasse" von Thomas Seyboldt begeisterte bei der Ettlinger Schubertiade im Asamsaal. (Foto: Gehringer)
"Es ist eine Freude, mit diesen jungen Leuten zu arbeiten“, befand der Pianist Thomas Seyboldt am Ende eines Konzerts, der den Komponisten Franz Schubert in vielen, auch unbekannten Facetten beleuchtete: mit Liedern, die fast alle im Jahr 1820 entstanden sind.
Dass die Arbeit mit der Schubert-Klasse, die Seyboldt an der Stuttgarter Musikhochschule betreut, eigentlich nur Freude bereiten kann, glaubt man gerne aufs Wort. Viele interessante junge Stimmen stellten sich jetzt im gut besuchten Ettlinger Asamsaal vor.
Faszinierendes Spiel mit Gegensätzen
| Christine Gehringer | Kritik
Der Pianist Kit Armstrong gastierte in Bruchsal
Kit Armstrong mit Musik zwischen Aufklärung und "Esoterik": Begeisternder Klavierabend m Schloss Bruchsal. (Foto: Hans Peter Henecka)
Einen Weltklasse-Pianisten hatte der Kulturring Bruchsal vor kurzem bei den Schlosskonzerten zu Gast: Kit Armstrong.
Dass dieser junge Ausnahme-Künstler (der im Übrigen auch fließend Deutsch spricht) sich ebenso zu den Naturwissenschaften hingezogen fühlt, könnte man schon aus dem Titel seines Programms schließen: „Aufklärung – Offenheit und Esoterik“ lauteten die Pole, zwischen denen sich die Werke von Bach, Mozart, Beethoven und Carl Philipp Emanuel Bach bewegten. Sie erscheinen zunächst als unvereinbare Gegensätze, und doch sind sie Seiten derselben Medaille...
Geistreiche Raritäten
| Christine Gehringer | Kritik
"Beethoven, wie ihn keiner kennt": Konzert des Tonkünstler-Verbandes zum 250. Geburtstag des Komponisten
Konzert des Tonkünstlerverbands im Karlsruher Schloss: Ursula Zelt und Aglaia Bätzner spielen Variationen von Beethoven. (Foto: Gehringer)
Die Neujahrskonzerte des Tonkünstlerverbandes sind offensichtlich beliebt in Karlsruhe: Knapp 200 Plätze an Saalkapazität scheinen nicht auszureichen; auch beim diesjährigen Konzert im Gartensaal des Karlsruher Schlosses gab es wiederum eine Warteliste. Ungewöhnlich war das Konzept auf jeden Fall – nicht nur, weil man unbekannte Werke in verschiedenen Besetzungen zu hören bekam, sondern auch, weil diese mit den fachkundigen Moderationen des Musikwissenschaftlers Joachim Draheim begleitet wurden, der diesen Abend darüber hinaus auch konzipiert hatte.
Festliche Freude und stille Betrachtung
| Christine Gehringer | Kritik
Nach-weihnachtliches Konzert mit "Cantus Novus Ulm" in der Herz-Jesu-Kirche Karlsruhe
Der Frauenchor Cantus Novus Ulm war mit weihnachtlichen Weisen zu Gast in der Herz-Jesu-Kirche in Karlsruhe. (Foto: PR)
Während sich in der meist hektischen Adventszeit die Termine häufen – gerade auch die musikalischen, die oft genug dem Weihnachtsfest vorgreifen – ist es umso schöner, wenn in manchen Ensembles auch die nach-weihnachtliche Betrachtung eine gewisse Rolle spielt. Um die Geburt Jesu und die Anbetung der Hirten ging es beim Konzert des Frauenchores Cantus Novus Ulm, der aus den bekannten „Ulmer Spatzen“ hervor gegangen ist und vor kurzem mit seinem Leiter Helmut Steger in der Karlsruher Herz-Jesu-Kirche gastierte: „Licht vom Licht“ hieß das stimmungsvolle Konzert mit Werken überwiegend aus Romantik und Moderne, unter anderem mit Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“.
Vom Niedergang eines alternden Lüstlings
| Christine Gehringer | Kritik
Floris Visser inszeniert Mozarts "Don Giovanni" in Karlsruhe
"Don Giovanni" in der Regie von Floris Visser am Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Falk von Traubenberg)
Dass ein Hotel ein schicksalhafter Ort sein kann, an dem sich die Lebenslinien einzelner Menschen berühren – das weiß man spätestens seit den Romanen von Vicki Baum. Auch der Regisseur Floris Visser, der in Karlsruhe bereits „Hoffmanns Erzählungen“ und jetzt Mozarts „Don Giovanni“ inszenierte, greift dieses Genre auf. Er sorgt bisweilen für schwungvolle Bilder, die den Brüchen dieser Oper durchaus gerecht werden, und auch musikalisch überzeugt die Produktion. Dennoch aber hat sie Schwächen.
Plastik-Gaga
| Christine Gehringer | Kritik
Zur Musiktheater-Produktion "Glashaus" an der Musikhochschule Karlsruhe
Theater mit Suggestiv-Wirkung: Die Studierenden der Musikhochschule Karlsruhe widmeten sich dem Thema "Umweltschutz". (Foto: Jakob Schreiber)
Wie bringt man ein derart brisantes, emotional entsprechend aufgeladenes Thema wie den Umweltschutz auf die Bühne, ohne dabei in eine fragwürdige Moralapostelei zu verfallen? Dem Institut für Musiktheater ist dies – erstmals in Zusammenarbeit mit den Kompositionsklassen und dem Institut für Neue Musik - in eindrucksvoller Weise gelungen. Das experimentelle Stück des jungen Komponisten Marc David Ferrum kommt ohne Handlung aus; es arbeitet mit atmosphärischen Klängen und starken, symbolischen Bildern.
Meisterin des Ausdrucks
| Christine Gehringer | Kritik
Die Pianistin Elisabeth Leonskaja und das Budapest Festival Orchestra spielten im Festspielhaus Baden-Baden
Eine "Grand Dame" der Klavierkunst: Elisabeht Leonskaja gastierte im Festspielhaus Baden-Baden (Foto: Julia Wesely/ PR)
Es war, als wollten Ivan Fischer und das Budapest Festival Orchestra in Baden-Baden einen Zyklus fortschreiben, der im Jahr zuvor begonnen hatte: Erneut ein Klavierkonzert von Beethoven, eine Dvorak-Sinfonie, und davor, ebenfalls exakt wie im vergangenen Jahr, eine von Dvoraks „Legenden“, dazu ein slawischer Tanz.
Diese Konstante bildete den Rahmen für ein Werk, das zu den bedeutendsten seiner Gattung zählt: Beethovens Kavierkonzert Nr. 5 Es-Dur - gespielt von Elisabeth Leonskaja, einer Künstlerin, die immer schon zu den ganz Großen zählte, die aber dennoch eher im Schatten anderer Kollegen stand.
Weihnachtliche Freude im Spiel mit Farben und Rhythmen
| Christine Gehringer | Kritik
Das Ensemble "Capella de la torre" lud in Bruchsal zur Reise durch die Renaissance
Vorweihnachtliche Freude bot das Ensemble "Capella della torre" im Schloss Bruchsal. (Foto: Andreas Greiner-Napp/PR)
Ein tänzerischer Schwung, gipfelnd in der überströmenden Freude über die Geburt des Erlösers? Zuvor eine frohe Zeit des Wartens? Wie fremd uns das heutzutage alles ist.
So aber muss es wohl gewesen sein in der Zeit der Renaissance, und dagegen nehmen sich „Black Friday“ und „Cyber Monday“ mit all ihren Konsumversprechen geradezu armselig aus. Bei den Bruchsaler Schlosskonzerten war jetzt das Ensemble „Capella della torre“ zu erleben: mit Weihnachtsmusik aus Europa zwischen 1500 und 1600.