Skip to main content

Kritik

Musik wie ein Chamäleon

| Christine Gehringer | Kritik

Jazz oder Frühbarock? Raffinierter Stilmix mit Jeroen Berwaerts und Salaputia Brass bei den Weingartner Musiktagen

 

181007 Weingarten

Blechbläser-Ensembles wie etwa "La Brass Banda" oder "Mnozil Brass" - beide übrigens schon in Weingarten auf der Bühne - machen meist das, was man "Musik ohne Grenzen" nennt: Stilepochen werden hier ebenso kunstvoll vermengt wie ethnische Einflüsse. 
Doch diese Kombination hat man noch nicht gehört: Frühbarock mit Jazz. So eröffneten vor kurzem die Weingartner Musiktage junger Künstler; zu Gast im stimmungsvollen Ambiente des Gewächshauses Stärk waren diesmal der belgische Trompeter (und Jazzsänger) Jeroen Berwaerts und das zehnköpfige Ensemble "Salaputia Brass".

Unerschöpflicher Forellenteich

| Christine Gehringer | Kritik

Bruchsaler Schlosskonzert: Schuberts "Forellenquintett" durch die Augen zeitgenössischer Komponisten

 

181005 Bruchsal Forelle

Was für eine originelle Idee: Eines der berühmtesten Werke der Kammermusik - nämlich Schuberts Forellenquintett - dient zeitgenössischen Komponisten als Inspirationsquelle. Ein solches Projekt (mit CD-Einspielung) hat jetzt die Pianistin Silke Avenhaus gemeinsam mit befreundeten Musikern (Lena Neudauer, Violine, Wen Xiao Zheng, Viola, Danjulo Ishizaka, Violoncello und Rick Stotijn, Kontrabass) realisiert, und es zeigt sich: Schuberts Musik (und auch der entsprechende Text von Christian Friedrich Daniel Schubart) ist offenbar ein belebter Teich, aus dem sich gut fischen lässt.
Als "Forellenteich" waren beim Bruchsaler Schlosskonzert auch diese Kurz-Kompositionen zusammengefasst; davor gab es das Schubertsche Original. Ein Kammermusik-Abend aus einem besonderen Blickwinkel.  

Herbe Schönheit

| Christine Gehringer | Kritik

Zum kürzlichen Ettlinger Schlosskonzert mit Antje Weithaas und Boris Kusnezov

 

Antje Weithaas

In dieser Region ist die Geigerin Antje Weithaas immer wieder in Konzertreihen und auf Festivals zu Gast: diesmal gemeinsam mit dem Pianisten Boris Kusnezov zur Eröffnung der Ettlinger Schlosskonzerte.
Antje Weithaas - rege unterwegs als Solistin und Kammermusikerin, und dazu Professorin an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler - schafft eine Klangatmosphäre, in der man sich als Hörer nie zurücklehnen kann, sondern immer wieder mit Ungewohntem überrascht wird.
Das Konzert mit Werken von Witold Lutoslawski, Mozart und César Franck ist am 21.11. im Rahmen des SWR2 Abendkonzerts ab 20.03 Uhr zu hören.

Schumanns Seele freigelegt

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Konzert mit der Deutschen Radiophilharmonie und dem Cellisten Istvan Vardai in Karlsruhe

 

180928 Meisterkonzert Vardai

"Romantisch!" hieß es zum Auftakt der Meisterkonzerte im Konzerthaus Karlsruhe - und es ist völlig klar, dass man da Namen wie Robert Schumann oder Felix Mendelssohn Bartholdy erwartet. Doch in einem klassischen Konzertprogramm ist gerade die erste Position - vor dem Solistenkonzert - ein Platz, an dem sich gut experimentieren lässt: Wer kennt beispielsweise schon den Namen Juan Crisostomo Arriaga? Dessen Musik verdient es, öfter gespielt zu werden.
Packend und voller Gegensätze war der Konzertabend mit der Deutschen Radiophilharmonie unter Jaime Martin, dazu gab der Cellist Istvan Vardai eine außergewöhnliche Interpretation von Schumanns Cellokonzert a-moll. Wer den Abend versäumt hat, der kann das Konzert am Freitag, den 12. Oktober im SWR2 Mittagskonzert nachhören. 

Dramatik und innerer Kampf - und am Pult ein Gentleman

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Konzert der Wiener Philharmoniker und Herbert Blomstedt im Festspielhaus Baden-Baden

 

180927 Blomstedt Wiener Philh

Es ist schade und auch ein wenig verwunderlich: Im Festspielhaus Baden-Baden gastierten die Wiener Philharmoniker, doch eine erstaunliche Anzahl an Plätzen blieb leer. Wer das Konzert jedoch besucht hatte, der durfte Spannendes erleben - und dazu mit Herbert Blomstedt einen Dirigenten, bei dem man sich immer wieder aufs Neue klar machen muss, dass dieser Mann bereits die neunzig überschritten hat. 

Der unbekannte Reger

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Auftritt des Athos-Ensemble beim Herbstkonzert des Max-Reger-Instituts in Durlach

 

180924 Athos Reger

Als "chromatisches Gestrüpp" wurden Max Regers Gesänge teilweise bezeichnet; von den Volksliedbearbeitungen hieß es sogar, Reger habe die "duftigen Blüten der Volkspoesie übermalt". Wenig schmeichelhafte Urteile also - und sie gingen noch weiter; als "unsangbar" galten zum Beispiel manche Kirchenlieder.
Man mag sich gar nicht vorstellen, in welcher Qualität damals musiziert wurde - fest steht allerdings, dass Regers Gesänge noch heute auch erstklassige Vokalensembles bis an die Grenzen herausfordern.
Beim Herbstkonzert des Max-Reger-Instituts waren vor kurzem echte Preziosen mit dem Karlsruher Athos Ensemble zu hören. Und angesichts solcher Musik möchte man sagen: Ihr Chöre, nehmt mehr Reger ins Programm!   

Und am Ende leuchtet der Mond

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Orgelkonzert mit Christian-Markus Raiser vor kurzem in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe

 

CM Raiser Orgel

Das vorletzte Konzert des Orgelsommers gehörte dem Hausherrn: KMD Christian-Markus Raiser, Kantor der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe, spielte Werke, die man sonst fast nie zu hören bekommt: Von Johann Christian Kittel zum Beispiel, einem Bach-Schüler. Oder von Karl Hoyer, der bei Max Reger studierte. Und am Ende zeigte Raiser eindrucksvoll seine eigene Improvisationskunst …

Große künstlerische Reife

| Christine Gehringer | Kritik

Eindrücke vom kürzlich zu Ende gegangenen Internationalen Klavierwettbewerb in Ettlingen

 

180812 Preistraeger Ettlingen

In der Cafeteria herrscht Stille. Nebenan, im Asamsaal des Ettlinger Schlosses, geht der internationale Klavierwettbewerb in seine letzte Runde – und dort, wo sich Gäste und Künstler zwischendurch erfrischen können, sehen jetzt alle aufmerksam auf einen Bildschirm. Denn die Wertungsspiele werden live übertragen: für diejenigen, die gerade keinen Platz im Saal gefunden haben. Dieser ist nämlich seit dem späten Vormittag voll besetzt; immer wieder warten draußen Menschen auf Einlass.
Es ist jedes Mal erstaunlich, diese jungen Heranwachsenden zu erleben, die musikalisch doch schon so viel Reife besitzen. Einen weiteren Eindruck davon gab das abschließende Preisträgerkonzert in der Ettlinger Stadthalle.