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Kritik

Prachtvoller Lobpreis

| Christine Gehringer | Kritik

"Te Deum" in allen Facetten: Festkonzert zur Wiedereinweihung der Karlsruher Lutherkirche

 

181110 Lutherkirche

Der Innenraum ist deutlich aufgehellt; die floralen und geometrischen Motive, das Gold des Jugendstils kommen prächtig zur Geltung: So präsentiert sich die Karlsruher Lutherkirche am Gottesauer Platz nach ihrer eineinhalbjährigen Sanierung.
111 Jahre ist die Kirche alt; seit genau 25 Jahren gibt es außerdem einen Verein zur Förderung der Kirchenmusik, dessen Früchte regelmäßig in den Jugendensembles, in der Kantorei und der "Capella Lutherana" zu hören sind. Reichlich Grund zum Feiern also für die Mitglieder der Gemeinde - zumal das Wochenende der Wiedereinweihung auch noch auf Luthers 535. Geburtstag fiel.  

Der Reiz des Ungewohnten

| Christine Gehringer | Kritik

Das Bartholdy Quintett musizierte bei den Bruchsaler Schlosskonzerten

 

181109 Bartholdy Quintett

Streichquintett? Das ist eine eher außergewöhnliche Besetzung. Meist ist eine zweite Bratsche hinzugefügt - das heißt, die Mittelstimmen sind verstärkt, wie etwa im Fall des Bartholdy Quintetts, das jetzt im Schloss Bruchsal musizierte. Für Streichquintett schrieben beispielsweise Mozart und Mendelssohn, aber auch Alexander von Zemlinsky, ein Wiener Komponist des spannenden "Fin de Siècle".
Äußerst reizvolle Klangfarben und Dialoge sind in dieser Besetzung möglich. (Hinweis: Das Konzert wurde aufgezeichnet und ist am 01.12. im SWR2-Abendkonzert ab 20.03 Uhr zu hören).

Mit Leidenschaft an der Orgel - für die neue Orgel

| Christine Gehringer | Kritik

Karlsruher musizierten zu Gunsten der Orgel in der Kleinen Kirche

 

181104 Benefiz Neue Orgel

Dass Karlsruhe eine reiche Musikstadt ist, das weiß man spätestens, wenn man sich in den Konzertkalendern der vielen Veranstalter umsieht. Daraus ergibt sich fast von selbst, dass sich unter den Musikliebhabern wiederum begeisterte Musiker finden. Und dass diese gar ein zweistündiges - und zwar sehr anspruchsvolles - Solistenkonzert bestreiten, das ist umso erfreulicher.
Persönlichkeiten aus Karlsruhe, unter anderem Ärzte oder Rechtsanwälte, stellten ihre Leidenschaft jetzt in den Dienst einer guten Sache: Gemeinsam mit Berufsmusikern, mit Kirchenmusikdirektor Christian-Markus Raiser und der Pianistin Cornelia Gengenbach, spielten sie in der Evangelischen Stadtkirche zu Gunsten der neuen Orgel in der Kleinen Kirche am Marktplatz. Peter Spuhler, Generalintendant am Staatstheater, moderierte den Abend. (Weitere Informationen unter KleineKirche-GrosserKlang.de)

Wie mit einer einzigen Stimme

| Christine Gehringer | Kritik

Klangschönheit und perfektes Zusammenspiel: Das Trio Isimsiz im Ettlinger Schloss

 

181028 Trio Isimsiz

"Isimsiz" ist türkisch und bedeutet "unbeschreiblich" - und wenn sich ein Kammerensemble so nennt, dann liegt die Messlatte entsprechend hoch. Wie auch immer: Das Trio Isimsiz, 2009 an der Guildhall School in London gegründet, hat in der Tat ein unbeschreiblich schönes Klangbild. Davon durften sich vor kurzem die Besucher der Ettlinger Schlosskonzerte überzeugen.
(Wer das Konzert nachhören möchte, der kann dies am 19. Dezember im SWR2 Abendkonzert ab 20.03 Uhr).

Lieblicher Gesang - mit Stimme und Klarinette

| Christine Gehringer | Kritik

Sarah und Daniel Romberger beim "Bruder-und-Schwester-Konzert" in Weingarten

 

181019 Weingarten Rombacher

Es gehört zum Wesen der Weingartner Musiktage, junge Künstler zu unterstützen, die gerade auf dem Sprung in eine vielleicht größere Karriere sind - und manchmal bedeutet das auch so etwas wie die Geburtsstunde eines neuen Ensembles. So geschehen beim Schwester-Bruder-Konzert im Autohaus Morrkopf: Die Geschwister Sarah und Daniel Romberger, sonst als Solisten (Mezzosopran und Klarinette) meist getrennt im Konzertgeschehen unterwegs, musizierten in Weingarten gemeinsam - und holten sich noch den jungen griechischen Pianisten Fil Liotis dazu. Das Ensemble "tRiaLog" entstand.  

Nordisches Licht und eine feine Brise

| Christine Gehringer | Kritik

Eröffnungskonzert zum Festival "ZeitGenuss"/ Isländerin Anna Thorvaldsdottir im Fokus

 

181018 ZeitGenuss

Ja, es ist ein Klischee: Das raue Klima des Nordens, der Nebel, die weite Landschaft - oder auch die hellen Mittsommernächte. Aber eben diese weite Landschaft spürt man tatsächlich im Werk der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir - oder hört man es sich so zurecht?
Egal. Das Eröffnungskonzert des Karlsruher Festivals "ZeitGenuss" im Wolfgang-Rihm-Forum der Musikhochschule war jedenfalls genau das: Ein Genuss.

Musikalisches Bekenntnis

| Christine Gehringer | Kritik

Großartiger Liederabend in Ettlingen: Hanno Müller-Brachmann und Thomas Seyboldt mit Schuberts "Schwanengesang"

 

181014 Schubertiade

Als "Schwanengesang" wurde Schuberts letzter Liederzyklus veröffentlicht - nach seinem Tod im Jahr 1828. Darin hatte er sich mit Gedichten von Heinrich Heine auseinandergesetzt; ihn kannte er durch Lesungen im Hause Franz von Schobers. Die Düsternis und Schwermut der Romantik kommt in dieser Musik beeindruckend zur Geltung; es wird als Glücksfall bezeichnet, dass Schubert dem großen deutschen Dichter noch begegnet ist.
Daneben vertonte Schubert Texte des Berliners Ludwig Rellstab, und Verleger Tobias Haslinger fügte dann noch ein weiteres - die "Taubenpost" nach Johann Gabriel Seidl - hinzu.
Doch weil die Konzertreihe der "Ettlinger Schubertiade" immer auch für ihre Raritäten bekannt ist, widmeten sich der Pianist Thomas Seyboldt und der Bass-Bariton Hanno Müller-Brachmann auch einem frühen Romantiker, den man eher nicht als Liedkomponisten kennt: Carl Maria von Weber. Und diese Lieder sind große Darstellungskunst, auch wenn sie (noch) in den Konventionen ihrer Zeit bleiben. 

Eine Enttäuschung

| Christine Gehringer | Kritik

Missglückter Start in die neue Spielzeit: Webers "Freischütz" am Staatstheater Karlsruhe überzeugt weder szenisch noch musikalisch

 

181013 Freischuetz KA

Es sei Zeit, alte Traditionen zu hinterfragen - so wird die Neuinszenierung von Carl Maria von Webers "Freischütz" in Karlsruhe überschrieben. Für den Ring-Award in Graz 2014 hat Regisseurin Verena Stoiber dieses Konzept erarbeitet, und es gewann sämtliche Preise.
Nur ist das offenbar leider kein Qualitätsmerkmal. Wenn es um rigide Regeln geht (wie in diesem Fall um den Probeschuss, der über die Hochzeit von Max und Agathe entscheidet), und wenn dann noch in der Oper von der Verführung zum Bösen, vom Glauben oder eben vom Aberglauben die Rede ist - dann scheint bei vielen Regisseuren wiederum folgender Glaubenssatz zu gelten: Christentum gleich Traditionalismus gleich Unterdrückung. So einfach geht das.
Es wäre Zeit, einmal diese Tradition gründlich zu hinterfragen.