Kritik
Leichthändig und klar
| Christine Gehringer | Kritik
Jazz-Pianistin Olivia Trummer gastierte in Weingarten
Anmutiges Spiel mit Jazz und Klassik: Olivia Trummer beim Konzert im Gewächshaus Stärk im Rahmen der Weingartner Musiktage. (Foto: Gehringer)
Manchmal gibt es ausgesprochen glückliche Zufälle. Im Radio, so erzählt Thomas Jehle aus dem Leitungsteam der Weingartner Musiktage, habe er ein Porträt über die Jazz-Pianistin, Sängerin und Komponistin Olivia Trummer gehört. Danach stand für ihn fest: Diese Künstlerin muss nach Weingarten kommen.
Die 34Jährige, die in Stuttgart sowohl in der Klassik als auch im Bereich Jazzklavier ausgebildet wurde, begeisterte das Publikum im Gewächshaus Stärk. Ein kraftvoller Auftritt.
Afrobeats und exotische Klangflächen
| Christine Gehringer | Kritik
Three Fall & Melane eröffnen die Weingartner Musiktage Junger Künstler
Das Trio "Three Fall" und die Sängerin Melane Nkounkolo eröffneten die Weingartner Musiktage. (Foto: Gehringer)
Seit einigen Jahren bildet der Jazz einen der Schwerpunkte bei den Weingartner Musiktagen – was vor allem daran liegt, dass die jungen Vorsitzenden, Thomas Jehle und Stefan Burkhardt, selbst begeisterte Jazzmusiker sind.
Zur Eröffnung holten sie jetzt das junge Trio „Three Fall“ in den kleinen Weinort, das schon allein deshalb auffällt, weil es sich jenseits der klassischen Jazzformationen und überhaupt zwischen sämtlichen Stühlen (zum Beispiel Funk, HipHop, Reggae, Weltmusik) bewegt. Die Sängerin Melane Nkounkolo bereicherte das Trio.
Vor allem musikalisch überzeugend
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Herbstfestspiele Baden-Baden: John Neumeier und das Hamburg Ballett mit Glucks "Orphée et Eurydice"/ Fabelhaftes Freiburger Barockorchester
Ballett-Oper zur Saisoneröffnung: John Neumeiers Inszenierung der Gluck-Oper "Orpheus und Eurydike" war jetzt im Festspielhaus Baden-Baden zu sehen. (Foto: Kiran West)
Das Orpheus-Thema scheint Choreografen immer wieder zu reizen: Vor vier Jahren erlebte man an gleicher Stelle eine originelle und restlos überzeugende Umsetzung von Sasha Waltz, übrigens ebenfalls mit dem Freiburger Barockorchester. Die Berliner Choreografin hatte damals Monteverdis „Orfeo“ aus der Bewegung heraus inszeniert, ohne äußere Handlung, vollkommen reduziert.
Anders dagegen geht John Neumeier mit seinem Hamburg Ballett vor. Ihn begleitet der Stoff schon seit Jahrzehnten; erste Impulse erhielt er in der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Filippo Sanjust vor fast fünfzig Jahren. Neumeiers „Ballett-Oper“, die im Februar in Hamburg herauskam, war nun auch im Rahmen der Herbstfestspiele in Baden-Baden zu sehen .
Betörend schöner Klang
| Christine Gehringer | Kritik
SWR-Schlosskonzert in Ettlingen mit dem Mariani Klavierquartett
Das Mariani Quartett gastierte bei den Ettlinger Schlosskonzerten. (Foto: Irène Zandel/ PR)
Mariani? Ein Journalist, so erfährt man im Einführungsgespräch bei den Ettlinger Schlosskonzerten, mutmaßte einmal, dieser Name gehe womöglich zurück auf den „Vin Mariani“ - ein Gemisch aus Rotwein und einem Extrakt der Coca-Pflanze, sozusagen einem Vorläufer des heutzutage beliebten brauseartigen Erfrischungsgetränks.
Ein Konzertveranstalter wiederum kündigte die vier gar als „Marihuana“-Quartett an. Wie dem auch sei: Der Klang dieses Quartett hat etwas Betörendes. Der Ensemble-Name ist hingegen ganz unspektakulär: Er leitet sich schlicht ab von Antonio Mariani, einem Geigenbauer des 17. Jahrhunderts.
Anmut und Freiheitskampf - und eine klare Empfehlung für Bayreuth
| Christine Gehringer | Kritik
Auftakt der Karlsruher Meisterkonzerte: Vadim Repin, Pietari Inkinen und die Deutsche Radio-Philharmonie im Konzerthaus
Künftiger "Ring"-Dirigent in Bayreuth: Der Chef der Deutschen Radio Philharmonie Pietari Inkinen. (Foto: Gehringer)
Das war ein Saison-Auftakt, der die Vorfreude weckt. Bei den „Karlsruher Meisterkonzerten“ spielte der großartige Vadim Repin im Konzerthaus Karlsruhe – und zwar ein Werk, das selten zu hören ist: Alexander Glasunows Violinkonzert a-moll. Umrahmt wurde dieses Konzert von Jean Sibelius, und das wiederum trug der finnischen Herkunft des Dirigenten Rechnung. Dabei zeigte sich: Der 39jährige Pietari Inkinen, Chef der Deutschen Radio Philharmonie und Dirigent des kommenden Bayreuther „Ring“-Zyklus, gab hierfür eine eindeutige Empfehlung ab.
Vergnüglicher Exkurs ins 18. Jahrhundert
| Christine Gehringer | Kritik
Karlsruher Schlosskonzerte: Auf den Spuren des Musikschriftstellers Johann Mattheson
Auf den Spuren des Musikschriftstellers Johann Mattheson: Stephan Mester und Urte Lucht. (Foto: Georg Engist)
Über den „Bon gout“ in der Musik lässt sich bekanntlich streiten – erst recht heutzutage, im Zeitalter der verschiedensten Hörgewohnheiten.
Eine klare Meinung dazu (und nicht nur dazu) hatte Johann Mattheson. Der Hamburger, ein Zeitgenosse Georg Friedrich Händels, gilt als bedeutendster Musiktheoretiker der Aufklärung. Allerdings ist er heute meist nur noch einem Fachpublikum bekannt.
Es ist nicht einfach, dieser Persönlichkeit an einem Konzertabend nachzuspüren und ihr dabei wirklich gerecht zu werden. Überhaupt – als was soll man diesen Universalkünstler denn nun bezeichnen? Er war Sänger und Komponist, zugleich ausgebildet an Laute, Violine, Blockflöte und Cembalo. Er war Musikdirektor am Hamburger Dom, daneben Musikschriftsteller und ein innovativer Journalist: Seine Zeitschrift „Der Vernünfftler“ (die erste deutschsprachige „Moralische Wochenschrift“) erreichte überregionale Beachtung, und sein bekanntestes Werk - „Der Vollkommene Capellmeister“ - gilt als wichtige Quelle für die Musikpraxis des 18. Jahrhunderts.
Die Karlsruher Schlosskonzerte würdigten diesen bemerkenswerten Menschen jetzt mit einem ungewöhnlichen Format: Einem Plauderkonzert im barocken Stil.
Zwei Künstlerinnen in ihren Liedern
| Christine Gehringer | Kritik
Konzert der Gedok: Werke von Clara Schumann und Margarete Schweikert
Liederabend der Gedok Karlsruhe im Feuerbachsaal der Kunsthalle; mit der Pianistin Jeannette La-Deur (links), Diana Tomsche, Bernhard Berchtold. (Foto: Gehringer)
Seit dem Jahr 2012 – seit dem 125. Geburtstag von Margarete Schweikert - ist man in Karlsruhe dabei, das Werk der Komponistin wieder zu entdecken. Zu verdanken ist das hauptsächlich der Künstlerinnenvereinigung GEDOK, insbesondere der Pianistin Jeannette La-Deur, die sich als Herausgeberin darum bemüht, die Lieder und Kammermusik öffentlich zugänglich zu machen.
Margarete Schweikert war in Fünfziger Jahren Vorsitzende der nach dem Kriege wieder gegründeten Vereinigung, außerdem war sie Fachbeirätin für Musik.
Doch die Ursprünge der Karlsruher GEDOK reichen zurück bis ins Jahre 1929.
Grund genug also, den 90. Geburtstag des Vereins zugleich zum Anlass zu nehmen, wieder einmal an Margarete Schweikert zu erinnern – hatte sie doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts das künstlerische Leben in der Fächerstadt (als Musikerin, Pädagogin und Konzertveranstalterin) entscheidend mitgeprägt.
Zarte Anmut, dunkle Leidenschaft
| Christine Gehringer | Kritik
Clara Schumann im Zentrum: Erstes Konzert der Staatskapelle mit der Pianistin Magdalena Müllerperth.
Die Pianistin Magdalena Müllerperth spielte das Klavierkonzert a-moll von Clara Schumann beim Sinfoniekonzert im Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Pr/ Alexander Basta)
Wenn Pianistinnen sich mit dem Werk von Clara Schumann auseinandersetzen, dann fällt immer wieder ein Satz: „Sie muss unglaublich große Hände gehabt haben“.
Tatsächlich stellt auch das Klavierkonzert a-moll die Interpreten vor hohe technische Anforderungen. Das ist insofern bemerkenswert, als die junge Clara Wieck bei der Uraufführung erst 16 Jahre alt war. Bereits 1834 hatte sie mit der Arbeit begonnen; ihr späterer Ehemann Robert Schumann, der, wie Clara, bei ihrem Vater Friedrich Wieck ausgebildet wurde, stand ihr bei der Instrumentierung zur Seite.
Den zahlreichen Veranstaltungen zum kürzlichen 200. Geburtstag der großen Künstlerin schloss sich auch das Badische Staatstheater an: Die junge Pianistin Magdalena Müllerperth und die Staatskapelle eröffneten die neue Saison mit eben diesem Konzert.