Kritik
Glockenklänge - lieblich, brausend, düster
| Christine Gehringer | Kritik
Valery Gergiev und das Mariinsky Ensemble mit Rachmaninow in Baden-Baden/ Pianist Behzod Abduraimov brillierte
Einen Abend mit Rachmaninow: Behzod Abduraimov mit dem Orchester des Mariinsky Theaters unter Valery Gergiev in Baden-Baden. (Foto: manolo press)
Wenn alljährlich im Sommer Valery Gergiev mit den Sängern und dem Orchester des St. Petersburger Mariinsky-Theaters in Baden-Baden zu Gast ist, dann darf man sich meist auf einige Raritäten freuen. Jetzt gab es einen reinen Rachmanow-Abend – mit der Kantate „Die Glocken“, einem sinnlichen Hörgemälde nach einem Gedicht von Edgar Allan Poe, das hierzulande kaum gespielt wird.
Zuvor das Klavier-Konzert Nr. 3 d-moll: Der 26jährige usbekische Pianist Behzod Abduraimov begeisterte hier mit seinen lyrischen Qualitäten.
Dem Erbe Bruckners verpflichtet
| Christine Gehringer | Kritik
Der Österreicher Klaus Sonnleitner eröffnet den Internationalen Orgelsommer an der Stadtkirche Karlsruhe.
Per Leinwand (Foto: Gehringer) konnten die Zuhörer das Orgelkonzert des Linzers Klaus Sonnleitner beim Orgelsommer in Karlsruhe in der Evangelischen Stadtkirche verfolgen.
Im Stift St. Florian bei Linz gibt es eine traditionsreiche Orgel: die so genannte Bruckner-Orgel. Hier musizierte der große Sinfoniker; die Orgel selbst zählt zu den größten und prächtigsten im gesamten süddeutsch-österreichischen Raum.
Klaus Sonnleitner, Stiftsorganist und zugleich Priester, hat seinen Arbeitsplatz sozusagen über dem Grab von Anton Bruckner - ein gewichtiges Erbe. Der sympathische Musiker eröffnete jetzt den Orgelsommer an der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe.
Salsa zum Sonnenuntergang
| Christine Gehringer | Kritik
Musikhochschule Karlsruhe lud zur "Sunset Serenade" auf die neue Konzertwiese
Jazz und Salsa, unter anderem mit der Bigband der Musikhochschule (Leitung: Peter Lehel) und der Band "Los Pantolores", gab es auf der Konzertwiese auf dem neuen Campus-Gelände. (Foto: Gehringer)
"So habe ich mir das vorgestellt - ein laues Lüftchen, nicht zu heiß, und dazu lauter vergnügte Menschen“. Hartmut Höll, Rektor der Musikhochschule Karlsruhe, konnte aufatmen: Pünktlich zur Einweihung der Konzertwiese auf dem Campus-Gelände wurde aus dem Regenwetter der vergangenen Tage dann doch noch ein warmer Sommerabend. Und bei Rotwein und Picknick (es herrschte eine legere Atmosphäre) zeigte die Hochschule eine musikalische Facette, die hier sonst meist ein wenig zu kurz kommt: Latin, Jazz und Bigband-Klassiker gab es bei der vergnüglichen „Sunset-Serenade“ zum Semesterausklang.
In himmlischen Sphären
| Monika Kursawe | Kritik
Abschluss der Grötzinger Musiktage: "Engelsgesänge" mit dem Kammerchor Cantus Solis
(Foto: Monika Kursawe)
Mit dem Konzert-Titel „Gesang der Engel“ versprach das Abschlusskonzert der Grötzinger Musiktage 2017 quasi himmlische Klänge – und das war durchaus nicht vermessen. Hauptakteur des Abends war der Kammerchor Cantus Solis Karlsruhe unter der Dirigentin Anja Daecke-Mumm.
Die Gnade - eine schwere Bürde
| Christine Gehringer | Kritik
Feinsinnig: Patrick Kinmonth inszeniert "La Clemenza di Tito" in Karlsruhe/ auch musikalisch begeisternd
Überzeugende Inszenierung am Staatstheater Karlsruhe: Patrick Kinmonths Interpretation der Mozart-Oper "La Clemenza di Tito". (Foto: Gregory Batardon)
Eine "deutsche Schweinerei“ soll die Gattin des Kaisers Leopold II. empört ausgerufen haben. Historisch ist das nicht belegt, aber sicher ist: Die Uraufführung der Oper „La Clemenza di Tito“, die Mozart 1791 komponierte – und zwar zu Leopolds Krönung zum böhmischen König – war kein Erfolg. Dieser stellte sich erst später ein, dann verschwand das Werk wieder von den Bühnen. Erst seit ein paar Jahrzehnten erkennt man das Meisterhafte darin; in letzter Zeit wird die Oper häufiger gespielt. So kam es, dass man sie innerhalb weniger Tage gleich zweimal in der Region erleben konnte: Nach der konzertanten Aufführung in Baden-Baden nun auch am Staatstheater in Karlsruhe. Und Regisseur Patrick Kinmonth kam zum Glück nicht auf die Idee, den Anschlag auf das Kapitol etwa als Terror-Akt unserer Tage zu inszenieren.
Die Milde als höhere Macht
| Christine Gehringer | Kritik
Baden-Baden Gala: "La Clemenza di Tito" mit Rolando Villazón und Joyce DiDonato
(Foto: Andrea Kremper)
Mozart war unter Zeitdruck. Die Zauberflöte hatte er in Arbeit, fast fertig gestellt bis auf wenige Nummern – da kam der Auftrag des Prager Theaters respektive der böhmischen Stände dazwischen: eine Oper anlässlich der Krönung des Kaisers Leopold II. zum böhmischen König.
Heraus kam eine Musik, die nichts von dieser Eile spüren lässt. Mozarts lange unterschätzte Oper über die Milde des Titus ist der Stoff der diesjährigen Gala im Baden-Badener Festspielhaus. Es ist bereits das fünfte Mozart-Projekt mit Rolando Villazón und dem Dirigenten Yannick Nézet-Seguin an der Oos – und ein hörenswertes dazu. Am morgigen Sonntag (17 Uhr) kann man die konzertante Aufführung nochmals erleben.
Reformationsgeschichte - lebendig erzählt
| Christine Gehringer | Kritik
Kurzweiliges Hofkonzert der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe
Sommerliches Konzert im Innenhof der Stadtkirche: Friedemann Röhlig (Bariton), dazu die Camerata2000 und der Jugendchor von Cantus Juvenum (Leitung: Friedrich-Wilhelm Möller) beim Hofkonzert zum Reformationsjubiläum. (Foto: Gehringer)
Normalerweise steht beim Hofkonzert der Karlsruher Stadtkirche ein ganzes Land im Mittelpunkt. Diesmal, wie könnte es auch anders ein, war es Martin Luther.
„Der gesellige Luther“ lautete das Motto, und eigentlich war das ein wenig irreführend, denn natürlich ging es nicht nur um die Musik im Hause des Reformators oder um die berühmten Tischgespräche. Dennoch: Ins Blickfeld rückte das Madrigal, überhaupt der kirchliche Gesang zu jener Zeit. Vor allem auch dank einer klugen Programm-Dramaturgie wurde das Hofkonzert damit zu einem unterhaltsamen Abend rund um das Thema „Reformation“. Und diese kann man sogar als Ausgangspunkt des geselligen Singens betrachten.
"Da konnten selbst wir noch etwas lernen"
| Christine Gehringer | Kritik
Der Karlsruher Liedwettbewerb brachte manche Entdeckung für Sänger, Jury und Hörer.
Das Siegerduo des Karlsruher Liedwettbewerbs 2017: Marion Grange und Ambroise de Rancourt. (Foto: Musikhochschule Karlsruhe)
Es sind noch Lieder zu singen ...“ - das ist eine klare Ansage. Und in der Tat: Die Lieder von Komponisten wie Paul Hindemith, Hermann Reutter oder Viktor Ullmann müssten deutlich öfter gesungen werden, denn im Konzertleben ist das Liedrepertoire des 20. Jahrhunderts kaum vertreten – sieht man von gelegentlichen Schönberg-Darbietungen innerhalb eines Liederabends einmal ab.
Seit zwei Jahren wirkt die Karlsruher Musikhochschule diesem Umstand mit einem Wettbewerb entgegen, das erwähnte Zitat von Paul Celan ist das Motto. Wer diese Liedvorträge erlebte, der hörte Ungewöhnliches auf hohem Niveau.