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Kritik

Barocke Seelenpartner

| Christine Gehringer | Kritik

"Dolce Duello": Cecilia Bartoli und Sol Gabetta im Festspielhaus Baden-Baden

 

171123 Bartoli Gabetta

Zu zweit räkeln sie sich auf dem Sofa, in großblumigen Röcken, wahlweise auch unter dem Sonnenschirm vor stahlblauem Himmel. „Dolce Duello“ heißt das barocke Album - und das CD-Cover erinnert im ersten Moment eher an „Dolce Vita“ und sämtliche Klischees, die man damit verbindet. Für dieses „Duell“ haben sich die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli und die Cellistin Sol Gabetta zusammengefunden, und sie widmen sich dabei der Tatsache, dass die barocke Singstimme im obligaten Solo-Instrument oft ihren Seelenspiegel findet. Derzeit sind die beiden Künstlerinnen mit dem Programm dieser gerade erschienenen CD auf Tour – und machten auch Station im Festspielhaus Baden-Baden.

Als würden die Seelen sanft entschweben

| Christine Gehringer | Kritik

"Sanfte Lieder": Einen Glanzpunkt bei der Ettlinger Schubertiade setzte die Sopranistin Sarah Wegener.

 

171119 Schubertiade

Es gibt nur wenige Sänger, bei denen man das Gefühl hat, dass sie sämtliche Wünsche erfüllen. Meist muss man irgendwo Abstriche machen: Bei der Intonation etwa, bei der Tongebung, dem Klang-Volumen, dem Timbre an sich – um nur die grundlegenden Dinge zu nennen.
Die Sopranistin Sarah Wegener ist eindeutig eine Ausnahme. Gemeinsam mit dem Pianisten Thomas Seyboldt gab sie jetzt einen großartigen Liederabend im Ettlinger Schloss: Ein Glanzpunkt innerhalb der Konzertreihe „Schubertiade“, die in diesem Jahr ihr 25jähriges Jubiläum feiert.

Die Blockflöte - eine Verwandlungskünstlerin

| Christine Gehringer | Kritik

Das Dorothee Oberlinger Trio spielte in der Evangelischen Stadtkirche in Baden-Baden.

 

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An dieser Bemerkung kommt man einfach nicht vorbei, wenn man mit sich mit der Blockflöte befasst: nämlich, dass dieses Kinderinstrument auch wunderschön klingen kann. Dass es (dank verschiedener Größen und Klangfarben) extrem wandlungsfähig ist, und dass es oft virtuos und sinnlich daherkommt. Denn zu präsent ist einfach das fiepende Stück Holz in Kinderhänden, das eben meist doch eher einen pädagogischen Zweck erfüllt.
Aber wer sich ernsthaft für die Blockflöte interessiert, der kommt vor allem an Dorothee Oberlinger nicht vorbei - ECHO-Preisträgerin und derzeit eine der führenden Interpretinnen an diesem Instrument. Im Rahmen der Herbstfestspiele war sie jetzt zu Gast in der Evangelischen Stadtkirche in Baden-Baden.

Eine klangsinnliche Mischung

| Christine Gehringer | Kritik

Die Klarinettistin Annelien Van Wauve, die Geigerin Tianwa Yang und die Pianistin Evgenia Rubinova im Bruchsaler Schloss

 

Van Wauve Yang Rubinova

Wie finden drei namhafte Solokünstlerinnnen zum Ensemble zusammen? Man kenne sich eben, sagt Tianwa Yang im Künstlergespräch vor dem Bruchsaler Schlosskonzert, und ob man zusammenpasse, das merke man relativ schnell.
Ganz hervorragend passen jedenfalls die aus China stammende Geigerin und die belgische Klarinettistin Annelien Van Wauve zusammen, dazu die russische Pianistin Evgenia Rubinova – und diese ungewöhnliche Besetzung sorgte zudem für ein ungewöhnliches Programm.

Namenlose Musizier-Freude

| Christine Gehringer | Kritik

Eine echte Entdeckung: Beethovens "Leonore", der Vorläufer des "Fidelio", war bei den Herbstfestspielen in Baden-Baden zu hören.

 

171103 Leonore

Beethovens „Fidelio“ wird in letzter Zeit in der ursprünglichen Fassung neu entdeckt - zumindest erscheint die „Leonore“ von 1805 gelegentlich auf den Spielplänen. Gewissermaßen als eine Art Botschafter für dieses Werk sind derzeit der Dirigent René Jacobs und das Freiburger Barockorchester unterwegs. Diese (halbszenische) Version war auch im Rahmen der Baden-Badener Herbstfestspiele zu erleben – und man fragt sich allen Ernstes, wie das Werk einst bei seiner Uraufführung durchfallen konnte. Nun, eine schlechte Aufführungsqualität ist zwar historisch belegt, aber: „Leonore“ ist auf alle Fälle das subtilere Drama und gehört unbedingt auf die Opernbühnen.

Spark-ling: Ein schillernder Sound

| Christine Gehringer | Kritik

Die klassische Band "Spark" feierte Jubiläum an der Karlsruher Musikhochschule.

 

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Man braucht nicht lange, um herauszufinden, weshalb die Musik von „Spark“ (der klassischen Band, die musikalisch eigentlich zwischen sämtlichen Stühlen sitzt) so gut funktioniert.
Die eingängigen Muster des Minimalismus - oft sind es Stücke von Michael Nyman - dazu der rhythmische Puls, der stark an Pop-Beats erinnert, und schließlich ein Hauch von Exotik: Das kommt offenbar gut an, vor allem bei den Jüngeren. Im nahezu ausverkauften Wolfgang-Rihm-Forum (dort gibt es immerhin 400 Plätze) feierte die Band, die 2011 den ECHO bekam, jetzt ihr zehnjähriges Jubiläum – und kehrte damit an die alte Wirkungsstätte zurück.

"Ein feste Burg": Musik zur Reformation in Karlsruhe

| Christine Gehringer | Kritik

Unfangreiche Programme in Konzert und Gottesdienst  

 

171029 Reformation

Bei den Karlsruher Meisterkonzerten nannte man das Programm den „Soundtrack Luthers“: Mendelssohns „Reformationssinfonie“, komponiert zur 300-Jahr-Feier des Augsburger Bekenntnisses, mit ihren Anklängen an den Choral „Ein feste Burg“ ist unser Gott“. Tags darauf war die entsprechende Kantate von Johann Sebastian Bach zu hören - bei der Verabschiedung von Kirchenmusikdirektor Carsten Wiebusch, der mit seinem Ruf an die Frankfurter Musikhochschule auch seinen Dienst als Kantor an der Christuskirche beendete. In den vielfältigen Chören zeigte sich nochmals die großartige Arbeit, die der Kirchenmusiker in den vergangenen Jahren geleistet hat. Alles in allem: Ein facettenreiches Reformationsgedenken aus musikalischer Sicht.

Konflikt-reich

| Christine Gehringer | Kritik

Das "Trio Konflikt" gehörte zu den Höhepunkten der vor kurzem zu Ende gegangenen Weingartner Musiktage Junger Künstler.

 

161023 Akademische Feier

Vor kurzem gingen die Weingartner Musiktage zu Ende, und dass „Familienbande“ bisweilen im Konzertprogramm einen besonderen Akzent setzen, bewies das japanisch-koreanische Trio „Konflikt“. Was Vater, Mutter und Tochter hier gemeinsam auf die Bühne brachten, das dürfte – bei aller Tendenz, Musik vielfach über sämtliche Sparten und kulturelle Grenzen hinweg anzubieten – eher zu den Raritäten gehören.
Der Schlagzeuger Isao Nakamura, seine Frau, die Pianistin Kaya Han, und dazu Tochter Ena Han, die auch im traditionellen koreanischen Tanz geschult ist - das ist eine Besetzung, die man so auf Anhieb nicht unbedingt zusammenbringen würde.