Kritik
Das Leben ist flüchtig wie eine Revue
| Christine Gehringer | Kritik
Theater Baden-Baden nimmt das Musical "Cabaret" wieder auf
Glamourgirl im Kit Kat Club: Schwungvolle Inszenierung des Musicals "Cabaret" im Theater Baden-Baden. (Foto: Felix Grünschloß)
John Kanders Welterfolg „Cabaret“ aus dem Jahr 1966 ist in dieser Spielzeit erneut am Theater Baden-Baden zu sehen. Ingmar Otto, auch in Karlsruhe kein Unbekannter, inszeniert das Musical als unterhaltsames Porträt einer bewegten Zeit (nächste Vorstellung am 9. November, 20 Uhr).

Tennismatch in Tönen
| Christine Gehringer | Kritik
Karlsruher Festival "ZeitGenuss" ist dem Konzeptkünstler Johannes Kreidler gewidmet
Um die Konzeptkunst von Johannes Kreidler ging es diesmal beim Festival "ZeitGenuss": Hier die Eröffnung der Ausstellung in der Fleischmarkthalle, u.a.mit dem Duo LAB51. (Foto: Musikhochschule Karlsruhe)
Albrecht Dürers „Betende Hände“ - es könnten auch die „Clapping Hands“ von Steve Reich sein. Der Kontinent Afrika wiederum ähnelt ganz offenbar dem Korpus eines Konzertflügels, und schließlich kann man sogar die Sätze eines Tennis-Matches (in diesem Falle die Halbfinalniederlage von Boris Becker bei den French Open 1989, betitelt als „Trauermusik für Boris Becker“) als Generalbassbezifferung umdeuten – natürlich zu einem „Lamento-Bass“ ...
Ohne Hoffnung
| Christine Gehringer | Kritik
Schubertiade Ettlingen: Friedemann Röhlig und Thomas Seyboldt thematisieren die Endlichkeit des Lebens
Dem Thema "Vergänglichkeit" widmeten sich der Bass Friedemann Röhlig und der Pianist Thomas Seyboldt bei der Ettlinger Schubertiade im Asamsaal. (Foto: Gehringer)
Nicht gerade leicht zu verarbeiten war das kürzliche Programm der Ettlinger Schubertiade. Den gesamten Liederabend – diesmal musizierte Pianist Thomas Seyboldt mit dem Bassisten Friedemann Röhlig aus Karlsruhe – durchzog eine nächtliche, eine abgründige Tiefe.
Ein wahrhaft „herbstliches“ Konzert also – mit den charakteristischen Fragen um das Thema „Vergänglichkeit“.
Anmutig, brillant - und ein Ansporn für die Jüngeren
| Christine Gehringer | Kritik
Weingartner Musiktage: Abschlusskonzert mit der Flötistin Kathrin Christians und der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie
Abschlusskonzert der Weingartner Musiktage: Die Flötistin Kathrin Christians und die Junge Südwestdeutsche Philharmonie in der evangelischen Kirche. (Foto: Gehringer)
Mit einer großartigen jungen Künstlerin – und zwar nicht nur in musikalischer Hinsicht - gingen die Weingartner Musiktage in der evangelischen Kirche zu Ende: nämlich mit der Flötistin Kathrin Christians, die unter anderem in Mannheim und Stuttgart studierte. Dennoch hinterließ der Abend einen etwas zwiespältigen Eindruck: Denn die Junge Südwestdeutsche Philharmonie, die unter der Leitung von Fritz Burkhardt den Abend mitgestaltete, hatte zwar durchaus schöne und aussagekräftige Momente. Aber sie offenbarte aber auch, dass es dem Orchester noch an künstlerischer Reife fehlt.
Familienbande
| Christine Gehringer | Kritik
In Weingarten spielte der Pianist Gerhard Vielhaber mit Neffe Jon und Nichte Lia
Der Pianist Gerhard Vielhaber mit Nichte Lia und Neffe Jon im Autohaus Morrkopf in Weingarten. (Foto: Weingartner Musiktage Junger Künstler)
Familiäre Beziehungen unter Komponisten, dazu ihre Freunde oder Weggefährten – das erlebt man häufiger als roten Faden in Konzertprogrammen; in letzter Zeit vor allem bei Robert und Clara Schumann.
Ein ganz anderes, nicht weniger spannendes Format ist es allerdings, wenn Interpreten gemeinsam mit den ebenfalls musizierenden Kindern, Geschwistern oder auch Nichten und Neffen auftreten. Seit einiger Zeit gehören solche Konzerte zum festen Programm der Weingartner Musiktage Junger Künstler: Im Autohaus Morrkopf gastierte vor kurzem Gerhard Vielhaber, Pianist des Mariani Klavierquartetts, mit seiner Nichte Lia (Violoncello) und dem Neffen Jon (Trompete). Ein Abend mit ungewöhnlichem Repertoire, wie sich bereits aus der Besetzung ergibt.
Heinrich Schütz und die Bildkraft der Musik
| Christine Gehringer | Kritik
Nachbetrachtung zum Internationalen Heinrich-Schütz-Fest (II): Die "Psalmen Davids" mit dem Dresdner Kammerchor/ Konzert des CoroPiccolo im ZKM
Hans-Christoph Rademann, Dirigent des Dresdner Kammerchores. In der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe gastierte er mit seinem Ensemble mit den "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz. (Foto: Matthias Heyde/ PR)
Die „Psalmen Davids“ von Heinrich Schütz gehören zum Eindrucksvollsten, was an Chormusik je geschrieben wurde, und so war auch der Auftritt des Dresdner Kammerchores unter Hans-Christoph Rademann in der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe sicher einer der Höhepunkte des Heinrich-Schütz-Festes.
Zuvor, beim Konzert des CoroPiccolo („Raum-Zeit-Klang“) im ZKM, überwogen dagegen die weichen Klangflächen – und Heinrich Schütz diente unter anderem als Material für elektronisch verfremdete Musik.
Barocker Glanz und das Elend des Krieges
| Christine Gehringer | Kritik
Nachbetrachtung zum Heinrich-Schütz-Fest (I): Das Johann Rosenmüller Ensemble in der Stadtkirche Durlach
Das Johann Rosenmüller Ensemble aus Leipzig musizierte im Rahmen des Heinrich-Schütz-Festes in der Stadtkirche Durlach. (Foto: Gehringer)
Wer jüngst beim Heinrich-Schütz-Fest das Konzert des Johann Rosenmüller Ensembles in der Durlacher Stadtkirche erlebte, der hörte erstmals Musik, die seit mehr als dreihundert Jahren nicht mehr aufgeführt wurde. Denn unter anderem erklangen dort auch Werke der Durlacher Hofmusiker.
Es sei einfach großartig, sagte Kantor Johannes Blomenkamp, „dass es Institutionen gibt, die dafür sorgen, dass diese Musik so klingt, als sei die Tinte gerade erst getrocknet.“ Und in der Tat – einen solchen Eindruck hinterließ auch das Leipziger Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung des Zinkenisten und Musikwissenschaftlers Arno Paduch.
Studierende des Karlsruher Instituts für Musikwissenschaft und Musikinformatik hatten unter der Leitung von Stefanie Steiner-Grage und Thomas Seedorf ein aufführungsfähiges Notenmaterial dieser Werke bereit gestellt.
Leichthändig und klar
| Christine Gehringer | Kritik
Jazz-Pianistin Olivia Trummer gastierte in Weingarten
Anmutiges Spiel mit Jazz und Klassik: Olivia Trummer beim Konzert im Gewächshaus Stärk im Rahmen der Weingartner Musiktage. (Foto: Gehringer)
Manchmal gibt es ausgesprochen glückliche Zufälle. Im Radio, so erzählt Thomas Jehle aus dem Leitungsteam der Weingartner Musiktage, habe er ein Porträt über die Jazz-Pianistin, Sängerin und Komponistin Olivia Trummer gehört. Danach stand für ihn fest: Diese Künstlerin muss nach Weingarten kommen.
Die 34Jährige, die in Stuttgart sowohl in der Klassik als auch im Bereich Jazzklavier ausgebildet wurde, begeisterte das Publikum im Gewächshaus Stärk. Ein kraftvoller Auftritt.