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Kritik

Luther und die Musik: Spannende Gegensätze beim Konzert in der Stadtkirche

| Christine Gehringer | Kritik

CoroPiccolo, Barockorchester und Solisten mit "Lutherischen Messen" und Bach-Kantate/ Christian-Markus Raiser schrieb eine ansprechende Motette 

 

Coro Piccolo

Das Reformationsjahr bringt in der Kirchenmusik manches hervor, was man ansonsten eher selten oder gar nicht zu hören bekommt: Bachs „Lutherische Messen“ zum Beispiel. Diese vier Messen heißen so, weil es sich dabei um Kyrie-Gloria-Vertonungen handelt. Im Protestantismus waren sie eher üblich als etwa die gesamte Vertonung des Mess-Ordinariums, wie man es aus der katholischen Kirche kennt.
Dafür sind aber die protestantischen Vertonungen ausführlicher; an den Kyrie-Ruf schließt sich zum Beispiel ein mehrteiligen „Gloria“. Das wiederum verweist auf die h-moll-Messe – und tatsächlich: Die „Lutherischen Messen“ kehren wieder in diesem großen und bekannten Werk.
Zu erleben waren jetzt zwei der Messen unter der Leitung von Christian-Markus Raiser in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe: mit dem CoroPiccolo, dem Karlsruher Barockorchester und mit namhaften Solisten. Im Mittelpunkt dabei: „Gott der Herr ist Sonn und Schild“, die eigentliche Bachsche „Reformationskantate“.

Und am Ende flirrt die Luft

| Christine Gehringer | Kritik

Die Blockflötistin Lucie Horsch gastierte bei den Weingartner Musiktagen

 

171020 Lucie Horsch

"Ich habe früher auch mal Blockflöte gespielt ...“ Mit dieser Bemerkung müssen Musiker, die sich für dieses Instrument entschieden haben, meist leben. Denn in erster Linie sind es die Kenner, die wissen, dass man mit der Blockflöte auch einen virtuosen Vivaldi spielen kann – und dass alles nichts mehr mit dem Fiepen aus Kindertagen zu tun hat.
Bei den Weingartner Musiktagen, beim Konzert der „Rising Stars“ im Autohaus Morrkopf, ging Stefan Burkhardt (der zusammen mit Thomas Jehle die Doppel-Spitze des Festivals bildet) gleich in die Offensive und befragte das Publikum. Da kamen verhaltene Lacher, einige Finger gingen zögernd in die Höhe: Ja, irgendwann hat wohl jeder mal versucht, dieser Holzröhre mehr oder weniger schöne Töne zu entlocken. Und auffallend war: Im Publikum saßen etliche junge Leute.
Die ebenfalls noch junge Blocklfötistin Lucie Horsch aus den Niederlanden - die nicht nur auf internatinalen Festivals, sondern beispielsweise auch im Kinderkanal zu erleben ist - zieht offenbar ein jüngeres Publikum an. Und das bekommt auf diese Weise die Chance zu hören, was auf dem oft belächelten „pädagogischen Instrument“ so alles möglich ist.

Brahms: Gewogen und zu leicht befunden

| Christine Gehringer | Kritik

Lässig und leicht beim Ettlinger Schlosskonzert: Der Pianist Martin Klett überzeugt vor allem mit südamerikanischer Musik.

 

171001 Martin Klett

Der Pianist Martin Klett hat sich unter anderem als Teil des Duos „Riul“ - an der Seite des Klarinettisten Sebastian Manz – einen Namen gemacht. Eine Leidenschaft hat der junge Pianist zudem für lateinamerikanische Musik, was sich in seinem „Cuarteto Sol Tango“ zeigt, und so lautete das Motto für seinen Solo-Auftritt bei den Ettlinger Schlosskonzerten: „Einmal Südamerika und zurück“. Sympathisch auch seine (allerdings manchmal etwas zu flapsigen) Zwischenmoderationen. Dennoch: Diese Leichtigkeit, die Martin Klett auch beim Spiel verströmte, war nicht immer passend.

Hommage an einen großen Musiker

| Christine Gehringer | Kritik

Zum 100. Geburtstag des Pianisten Dinu Lipatti: Festival "Ja ... Musik!" mit Gedenkkonzert im Rastatter Schloss

Der rumänische Pianist Dinu Lipatti gilt manchem Kenner noch heute als Maßstab – und wer weiß, aus ihm geworden wäre, hätte ihn nicht seine schwere Krankheit (Lipatti litt jahrelang an einem Hodgkin-Lymphom) im Alter von erst 33 Jahren aus dem Leben gerissen. In einer einzigen Woche sind jene Tonträger entstanden, die nach wie vor Zeugnis geben von seiner außergewöhnlichen Kunst. Im März wäre Lipatti 100 Jahre alt geworden, und dankenswerterweise erinnerte jetzt die Geigerin Jenny Abel im Rahmen ihres Festivals „Ja … Musik!“ an den großen Pianisten, der daneben auch komponierte und einige reizvolle Lieder hinterlassen hat.
Zu Gast im Ahnensaal der Rastatter Barockresidenz waren jetzt der Tenor Markus Schäfer und der Pianist Mihai Ungureanu. Dazu gab es eine Uraufführung der ebenfalls aus Rumänien stammenden Komponistin Violeta Dinescu.

Von Nymphen, Päpsten und Festmählern

| Christine Gehringer | Kritik

Mittwoch-Reihe in der Durlacher Orgelfabrik: Musik und Texte zur Liebesgöttin "Venus"

 

170919 Orgelfarbrik

Botticellis „Geburt der Venus“ - ein Meisterwerk der Renaissance. Als Liebesgöttin ist Venus naturgemäß der Inbegriff der Sinnlichkeit, was wiederum zahlreiche Künstler (auch späterer Jahrhunderte) inspirierte. Ein weit verzweigter, reicher Fundus ergibt sich hier schon allein aus der Musik: Richard Wagners „Tannhäuser“ etwa, daneben barocke Werke wie Henry Purcells „Dido und Aeneas“. Denn Aeneas, Stammvater der Römer, stammt seinerseits wiederum von Venus ab. Und wer an Italien denkt und zugleich an Sinnlichkeit, der wird unweigerlich wiederum zurück in die Kunst der Renaissance geführt.
Das Ensemble des Theaters in der Orgelfabrik nimmt derzeit unter dem Motto „Tränen des Weltalls“ auf eine ungewöhnliche Art die musikalischen und literarischen Epochen in den Blick. Jeder Abend bezieht sich auf den Namen eines Himmelskörpers; am morgigen Mittwoch (20 Uhr) geht es mit der Musik der Klassik wieder zurück zur Erde.

Lichte Sommerfarben an der Orgel

| Christine Gehringer | Kritik

Abschluss des Orgelsommers in Karlsruhe: Thomas Kientz aus Straßburg begeistert mit impressionistischem Klangzauber

 

Kientz Thomas

Den Impressionismus an der Steinmeyer-Orgel entdecken – das war das anspruchsvolle Anliegen des jungen Straßburger Organisten Thomas Kientz, der jetzt das Schlusskonzert des Orgelsommers in der Stadtkirche in Karlsruhe bestritt. Der 26jährige studierte unter anderem in Paris bei Thierry Escaich und Olivier Latry (beide gastierten ebenfalls schon in Karlsruhe), und inzwischen leistet er seinen Dienst an der Straßburger Kirche „St-Pierre-le-Jeune protestant“, der Wilhelmer Kirche und dem Straßburger Münster.

Farbprächtige Klangeffekte

| Christine Gehringer | Kritik

Aus Bratislava zum Karlsruher Orgelsommer: Jan Vladimir Michalko spielte in der Stadtkirche Karlsruhe

 

JV Michalko

Aus der Slowakei kam diesmal der Gast des Internationalen Orgelsommers: Jan Vladimir Michalko stammt aus Bratislava, er lehrt dort als Orgelprofessor, und er setzt sich in vielfältiger Weise für die Orgelpflege ein: Nicht nur als rühriger Interpret – beispielsweise war er zu Bachs 300. Geburtstag im Leipziger Gewandhaus zu Gast – sondern auch als Leiter eines Festivals für historische Orgeln. An den beiden Instrumenten der Evangelischen Stadtkirche begeisterte er vor allem durch seinen souveränen Umgang mit der Registrierung und der entsprechenden Farbigkeit und Dramatik seiner dargebotenen Werke.

Große Architektur und Vogelgezwitscher

| Christine Gehringer | Kritik

Zweites Konzert des Karlsruher Orgelsommers mit Christian-Markus Raiser

 

CM Raiser Orgel

Eines der fünf Konzerte im Rahmen des Internationalen Orgelsommers gehört traditionell dem Gastgeber – Christian-Markus Raiser, dem Kantor der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe. Und in seinem Programm, das er zusätzlich ergänzt hatte durch eine Eigenkomposition, ließ er eigentlich nichts aus, was an Klangfarben, Stilrichtungen und Stimmungen möglich ist auf den beiden Orgeln. Barocker Glanz, atmosphärische Naturgeräusche oder auch die buchstäbliche Naturgewalt in der Musik eines Franz Liszt: All das gab es jetzt beim zweiten Abend der Konzertreihe.